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Vertraut’- ich einem Ehrenmann so wenig.
Und füg' ich noch hinzu, daß nie ein Weib,
Das er begehrt, ihm seine Huld versagt,
So wissen Sie soviel wie alle Welt.
ANINA: Wahrlich, ich hätte gern Sie jung gekannt.
GUDAR. Mich —?
ANINA: Denn von keinem andern sprachen Sie.
GUDAR: Von Casanova nur. Der freilich so
Ins Leben sprang wie andre junge Leute
Und einstmals, denk' ich, enden wird wie sie —
ANINA (läcbelnd): So weise, meinen Sie —?
GUDAR: Nein, so geschwätzig! -
(Er grüßt und gebt.)
ANINA (eine Weile wie in Gedanken, nimmt ihren Brief wieder
bervor, schreibt weiter, faltet den Brief zusammen, tut ihn in einen
Umschlag, schreibt die Adresse, ergreift die kleine Glocke, die auf dem
Tisch stebt, klingelt nicht, überlegt, öffnet die Tür rechts, späbt vor¬
sichtig rechts und links auf den Gang, winkt; ein Kellner, jung, fast
noch Knabe, 15 Jahre, Tito, sebr hübsch, tritt ein).
TITO: Gnädige Frau? Befehlen?
ANINA: Sag' mir — der Herr, der gestern mittag
ankam — (siockt)
TITO: Welcher Herr? Es kamen einige Herren an...
ANINA (rasch): Herr Casan »va wohnt nicht hier —
bei euch?
TITO: Herr Casanova ist im Goldnen Löwen ab-
gestiegen. Wir hatten kein Zimmer mehr frei. Davon
lebt der Goldne Löwe. Was soll ich Herrn Casanova
bestellen, gnädige Frau?
ANINA (gibt ihm ein Goldstück):
Bestellen... nichts. Bring' diesen Brief zu ihm.
TITO: Sofort. (Will geben.)
ANINA: Noch einen Augenblick, ’s ist eine Wette,
Verstehst du? Also kommt's drauf an vor allem,
Daß es geheim bleibt. Drum verbirg den Brief.
TITO: O, die gnädige Frau können völlig unbe¬
sorgt sein. Und soll ich die Antwort hierher bringen?
ANINA: Nein, keine Antwort. Du entfernst dich
gleich.
TITO: Und wenn Herr Casanova nicht zu Hause
sein sollte, Darf ich den Brief in den Händen seines
Dieners lassen?
ANINA: Du läßt den Brief in jedem Falle dort.
TITO: Nur gebe ich der gnädigen Frau zu bedenken,
daß der Diener vielleicht ein verkleidetes Mädchen ist.
ANINA: Du denkst?
TITO: Ich denke gar nichts. Ich weiß nicht einmal,
ob Herr Casanova mit einem Diener angekommen ist.
ANINA: Nun also?
TITO: Aber es könnte auch irgendwer bei ihm ver¬
steckt sein. Im Schrank — im Bett
ANINA: Und warum vermutest du das?
TITO: Ich vermute gar nichts. Ich gebe der gnädigen
Frau nur alle Möglichkeiten zu bedenken
ANINA: Du bist sehr klug... so kann man di
vertrau’n
(Gibt ihm noch ein Goldstück.)
TITO: Gnädige Frau werden Ihre Wette gewinnen.
Und wenn gnädigé Frau sonst noch etwas wünschen?
ANINA: Nichts mehr.
TITO: Ich meine nur...
ANINA (ungeduldig): Was willst du denn?
T170: Wir haben hier im Hause auch noch andere
Vertraut’- ich einem Ehrenmann so wenig.
Und füg' ich noch hinzu, daß nie ein Weib,
Das er begehrt, ihm seine Huld versagt,
So wissen Sie soviel wie alle Welt.
ANINA: Wahrlich, ich hätte gern Sie jung gekannt.
GUDAR. Mich —?
ANINA: Denn von keinem andern sprachen Sie.
GUDAR: Von Casanova nur. Der freilich so
Ins Leben sprang wie andre junge Leute
Und einstmals, denk' ich, enden wird wie sie —
ANINA (läcbelnd): So weise, meinen Sie —?
GUDAR: Nein, so geschwätzig! -
(Er grüßt und gebt.)
ANINA (eine Weile wie in Gedanken, nimmt ihren Brief wieder
bervor, schreibt weiter, faltet den Brief zusammen, tut ihn in einen
Umschlag, schreibt die Adresse, ergreift die kleine Glocke, die auf dem
Tisch stebt, klingelt nicht, überlegt, öffnet die Tür rechts, späbt vor¬
sichtig rechts und links auf den Gang, winkt; ein Kellner, jung, fast
noch Knabe, 15 Jahre, Tito, sebr hübsch, tritt ein).
TITO: Gnädige Frau? Befehlen?
ANINA: Sag' mir — der Herr, der gestern mittag
ankam — (siockt)
TITO: Welcher Herr? Es kamen einige Herren an...
ANINA (rasch): Herr Casan »va wohnt nicht hier —
bei euch?
TITO: Herr Casanova ist im Goldnen Löwen ab-
gestiegen. Wir hatten kein Zimmer mehr frei. Davon
lebt der Goldne Löwe. Was soll ich Herrn Casanova
bestellen, gnädige Frau?
ANINA (gibt ihm ein Goldstück):
Bestellen... nichts. Bring' diesen Brief zu ihm.
TITO: Sofort. (Will geben.)
ANINA: Noch einen Augenblick, ’s ist eine Wette,
Verstehst du? Also kommt's drauf an vor allem,
Daß es geheim bleibt. Drum verbirg den Brief.
TITO: O, die gnädige Frau können völlig unbe¬
sorgt sein. Und soll ich die Antwort hierher bringen?
ANINA: Nein, keine Antwort. Du entfernst dich
gleich.
TITO: Und wenn Herr Casanova nicht zu Hause
sein sollte, Darf ich den Brief in den Händen seines
Dieners lassen?
ANINA: Du läßt den Brief in jedem Falle dort.
TITO: Nur gebe ich der gnädigen Frau zu bedenken,
daß der Diener vielleicht ein verkleidetes Mädchen ist.
ANINA: Du denkst?
TITO: Ich denke gar nichts. Ich weiß nicht einmal,
ob Herr Casanova mit einem Diener angekommen ist.
ANINA: Nun also?
TITO: Aber es könnte auch irgendwer bei ihm ver¬
steckt sein. Im Schrank — im Bett
ANINA: Und warum vermutest du das?
TITO: Ich vermute gar nichts. Ich gebe der gnädigen
Frau nur alle Möglichkeiten zu bedenken
ANINA: Du bist sehr klug... so kann man di
vertrau’n
(Gibt ihm noch ein Goldstück.)
TITO: Gnädige Frau werden Ihre Wette gewinnen.
Und wenn gnädigé Frau sonst noch etwas wünschen?
ANINA: Nichts mehr.
TITO: Ich meine nur...
ANINA (ungeduldig): Was willst du denn?
T170: Wir haben hier im Hause auch noch andere