34
Es mählich selber stumm und müde ward.
So dämmr' ich hin; — als aus des Gartens Stille
Verfänglich Rauschen an mein Ohr sich drängt.
An Busch und Zweigen streift ein Mantel hin —
Und unter Flügelschritten knirscht der Kies.
Da schreck' ich auf. Wer kann es sein als du —?
Zum Fenster hin. Ein Leuchten fällt ins Dunkel
(leise)
Von meinem Leib. — Und fahl im Lichte steht
Ein Mann in meinem Blick, der du nicht bist.
Ich — und mir ist, als löscht' ich so mich aus —
Enteile rückwärts in der Wände Schatten,
Er aber —
ANDREA: Casanova?
ANINA:
Casanova.
ANDREA: Den du in deines Leibes fahlem Glanz
Erkannt?
ANINA: Er war’s. Und eh die Lippen mir
Zu einem Schrei sich auftun, hat er über
Die Brüstung ins Gemach sich frech geschwungen,
Ist mir so nah, daß über meine Lider
Sein Atem weht, daß seiner Pulse Beben
Den meinen sich gesellt; — in seinem Hauch —
Der kühl und heiß zugleich — kein Kuß, viel eher
Ein Flüstern ohne Wort, ein Flehn, ei Bann -
Doch endlich, ach, von meinem Mund ersehnt;
Zum Kusse wird — löst all mein Sein sich auf,
Und auf den Traumeswellen dieser Stunde,
Vergangner nicht, zukünft'ger nicht bewußt,
Treibt es, wie von sich selbst befreit, dahin.
(Pause.)
35
Als ich erwachte in des Morgens Graun
War ich allein und lag mit offnen Augen
Und wußte wohl: was diese Nacht geschah.
Nicht andern nur, mir selbst, Andrea, wär’ es
Vor wenig Stunden noch wie schwerste Schuld
Und nicht nur wider dich als Schuld erschienen.
Und doch — war meine Seele leicht und froh.
Dies aber ließ mich staunen mehr als schauern.
So ganz in dir beschlossen gestern abend,
Daß der Gedanke nur, ein andrer Mann
Berührte meine Hand unlautern Sinns
Mit Ekel mich erfüllt, — und morgens drauf
Aus eines Fremden wildester Umarmung
So reulos wie aus Kinderschlaf erwacht?!
Unfaßbar gestern noch — und heut erlebt?!
Und fühle mich die gleiche, die ich war,
So unverwandelt und so vnverwirrt
Und deiner Zärtlichkeit so wert, Andrea,
Als müßte, was ich grausam dir an Schmerzen,
Was du an Zorn mir vielfach wiedergibst,
Vor dem geheimnislosen Wort verwehn,
Das dir bekennt, was man verschweigen konnte.
ANDREA (Geste des Hobns).
ANINA: Wie leicht ist Lüge, da sie doch willkommen.
Vergib, daß ich zu bieten sie verschmäht.
ANDREA: Nun hört’ ich dich. Und wieder frag ich
Warum verweilst du noch?
ANINA:
Weil nichts geschah.
ANDREA: Hohn zum Beschluß?
ANINA:
Nur dir gehör' ich an.
ANDREA: Doch warst du sein
Es mählich selber stumm und müde ward.
So dämmr' ich hin; — als aus des Gartens Stille
Verfänglich Rauschen an mein Ohr sich drängt.
An Busch und Zweigen streift ein Mantel hin —
Und unter Flügelschritten knirscht der Kies.
Da schreck' ich auf. Wer kann es sein als du —?
Zum Fenster hin. Ein Leuchten fällt ins Dunkel
(leise)
Von meinem Leib. — Und fahl im Lichte steht
Ein Mann in meinem Blick, der du nicht bist.
Ich — und mir ist, als löscht' ich so mich aus —
Enteile rückwärts in der Wände Schatten,
Er aber —
ANDREA: Casanova?
ANINA:
Casanova.
ANDREA: Den du in deines Leibes fahlem Glanz
Erkannt?
ANINA: Er war’s. Und eh die Lippen mir
Zu einem Schrei sich auftun, hat er über
Die Brüstung ins Gemach sich frech geschwungen,
Ist mir so nah, daß über meine Lider
Sein Atem weht, daß seiner Pulse Beben
Den meinen sich gesellt; — in seinem Hauch —
Der kühl und heiß zugleich — kein Kuß, viel eher
Ein Flüstern ohne Wort, ein Flehn, ei Bann -
Doch endlich, ach, von meinem Mund ersehnt;
Zum Kusse wird — löst all mein Sein sich auf,
Und auf den Traumeswellen dieser Stunde,
Vergangner nicht, zukünft'ger nicht bewußt,
Treibt es, wie von sich selbst befreit, dahin.
(Pause.)
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Als ich erwachte in des Morgens Graun
War ich allein und lag mit offnen Augen
Und wußte wohl: was diese Nacht geschah.
Nicht andern nur, mir selbst, Andrea, wär’ es
Vor wenig Stunden noch wie schwerste Schuld
Und nicht nur wider dich als Schuld erschienen.
Und doch — war meine Seele leicht und froh.
Dies aber ließ mich staunen mehr als schauern.
So ganz in dir beschlossen gestern abend,
Daß der Gedanke nur, ein andrer Mann
Berührte meine Hand unlautern Sinns
Mit Ekel mich erfüllt, — und morgens drauf
Aus eines Fremden wildester Umarmung
So reulos wie aus Kinderschlaf erwacht?!
Unfaßbar gestern noch — und heut erlebt?!
Und fühle mich die gleiche, die ich war,
So unverwandelt und so vnverwirrt
Und deiner Zärtlichkeit so wert, Andrea,
Als müßte, was ich grausam dir an Schmerzen,
Was du an Zorn mir vielfach wiedergibst,
Vor dem geheimnislosen Wort verwehn,
Das dir bekennt, was man verschweigen konnte.
ANDREA (Geste des Hobns).
ANINA: Wie leicht ist Lüge, da sie doch willkommen.
Vergib, daß ich zu bieten sie verschmäht.
ANDREA: Nun hört’ ich dich. Und wieder frag ich
Warum verweilst du noch?
ANINA:
Weil nichts geschah.
ANDREA: Hohn zum Beschluß?
ANINA:
Nur dir gehör' ich an.
ANDREA: Doch warst du sein