— 81. —
80 —
Und meine Waffe senkend: Sind Sie toll
SANTIS: Nach meinem Morgenimbiß mit dem
Ich bin es, Santis, nicht ein Straßenräuber,
Lord –
Und Ihren Wagen hielt ich auf, weil ich
Kein andrer tränk' ihn untern Tisch als ich —
Heut früh mit hohem Angeld ihn gemietet
Wünscht' ich in frischer Luft mich zu ergehn
Zu einer Fahrt in lust'ger Kumpanei.
Und nahm den Weg der freien Landschaft zu, —
He, Kutscher, stimmt’s? Und hieb dem Strolch zu¬
Als hinter mir staubwirbelnd hufewild
[gleich
Mit flachem Degen übern Rücken eins.
Ein rasendes Gefährte näher stürmt.
Ich warte, schau', erkenne Wagen, Kutscher
Sie lud ich auch, vielmehr Sie schliefen noch,
Als ich in Ihren Gasthof kam des Morgens.
Heda, wohin mit meinem Angeld, Schuft?
Sie sind sehr eilig, scheint’s, wohin die Reise?
G.C.F.P.
Und mitten auf die Straße hin gewurzelt
Und gar praskiert! Auch Sie, Gudar, warum?
Wink’ ich ihm Halt. Er aber schwingt die Reitsche,
Sie schweigen beide. Casanova hat
Haut auf die Pferde, daß sie vorwärtsschnauben,
Der lächerlichen Maske sich entledigt
Bis ich, in Zaum und Zügel ihnen fallend,
Und starrt wie aufgescheucht aus bösen Träumen.
Sie zwinge stillzustehn. Jedoch dem Wagen
Nun, wie’s beliebt, sag' ich, Sie aufzuhalten,
Im gleichen Augenblick entspringt ein Kerl
Wenn Sie die Ferne lookt, hab' ich kein Recht.
Verdächt'gen Ansehns; In die Stirn das Haar,
Doch leider heißt's zu Fuße weiterwandern.
Mit span’schem Bärtchen, manteleingehüllt,
Glück auf den Weg!— Und schwing' mich ins Gefährt,
Den Degen in der Hand, bedrohlich rollend
Dem Kutscher einen Hieb: Nach Spa, du Schuft!
Stechdunkle Augen, und er grölt mich an;
„Trollst du nicht gleich dich fort, bist du des Todes“
Doch wie er wenden will, schwingt Casanova
Zu mir sich in den Wagen und, ich weiß nicht,
Und greift mich an. Die Pferde stehn zum Glück,
War’s Absicht oder nur des Wagens Ruck —
So hab' ich beide Hände frei und bin
Fliegt an den Hals mir: Santis, teurer Freund!
Bereit, mit scharfer Klinge mich zu wehren.
Sie hat das Schicksal hergesandt. Schon war ich,
Schon schwirren sie, berühren sich und ritzen,
Ein unverbesserlicher Liebesnarr,
— Auch er bekam was ab —, da speit der Wagen
Nachstürmend einem ungetreuen Weib,
Noch einen aus. Den kannt' ich. ’s war Gudar,
Auf schlimmem Weg in Schmach, vielleicht in Tod.
Der ruft: Komm doch zu Sinnen, Gasanova!
Das Zeichen kam zur Zeit. Sie sind mein Retter!
Was fällt dir ein?! Und aufgerißnen Blicks
Nun laßt uns schmausen, trinken, spielen, lachen
Rückweichend vor Erstaunen, nicht vor Schreck,
Und lustig sein, trotz allen Weiberränken.
Erkenn' in meinem wildvermummten Gegner
Gudar fährt mit! — er war schon eingestiegen
Ich wirklich Casanova, unsern Freund.
Die Schwestern
ERSCHE BUCHDRUXCHEÄ
Schnitzier, Die Schwettern — 5. SER 1918
8. Fischer
merscha Buchdruckerei In Leipzig.
80 —
Und meine Waffe senkend: Sind Sie toll
SANTIS: Nach meinem Morgenimbiß mit dem
Ich bin es, Santis, nicht ein Straßenräuber,
Lord –
Und Ihren Wagen hielt ich auf, weil ich
Kein andrer tränk' ihn untern Tisch als ich —
Heut früh mit hohem Angeld ihn gemietet
Wünscht' ich in frischer Luft mich zu ergehn
Zu einer Fahrt in lust'ger Kumpanei.
Und nahm den Weg der freien Landschaft zu, —
He, Kutscher, stimmt’s? Und hieb dem Strolch zu¬
Als hinter mir staubwirbelnd hufewild
[gleich
Mit flachem Degen übern Rücken eins.
Ein rasendes Gefährte näher stürmt.
Ich warte, schau', erkenne Wagen, Kutscher
Sie lud ich auch, vielmehr Sie schliefen noch,
Als ich in Ihren Gasthof kam des Morgens.
Heda, wohin mit meinem Angeld, Schuft?
Sie sind sehr eilig, scheint’s, wohin die Reise?
G.C.F.P.
Und mitten auf die Straße hin gewurzelt
Und gar praskiert! Auch Sie, Gudar, warum?
Wink’ ich ihm Halt. Er aber schwingt die Reitsche,
Sie schweigen beide. Casanova hat
Haut auf die Pferde, daß sie vorwärtsschnauben,
Der lächerlichen Maske sich entledigt
Bis ich, in Zaum und Zügel ihnen fallend,
Und starrt wie aufgescheucht aus bösen Träumen.
Sie zwinge stillzustehn. Jedoch dem Wagen
Nun, wie’s beliebt, sag' ich, Sie aufzuhalten,
Im gleichen Augenblick entspringt ein Kerl
Wenn Sie die Ferne lookt, hab' ich kein Recht.
Verdächt'gen Ansehns; In die Stirn das Haar,
Doch leider heißt's zu Fuße weiterwandern.
Mit span’schem Bärtchen, manteleingehüllt,
Glück auf den Weg!— Und schwing' mich ins Gefährt,
Den Degen in der Hand, bedrohlich rollend
Dem Kutscher einen Hieb: Nach Spa, du Schuft!
Stechdunkle Augen, und er grölt mich an;
„Trollst du nicht gleich dich fort, bist du des Todes“
Doch wie er wenden will, schwingt Casanova
Zu mir sich in den Wagen und, ich weiß nicht,
Und greift mich an. Die Pferde stehn zum Glück,
War’s Absicht oder nur des Wagens Ruck —
So hab' ich beide Hände frei und bin
Fliegt an den Hals mir: Santis, teurer Freund!
Bereit, mit scharfer Klinge mich zu wehren.
Sie hat das Schicksal hergesandt. Schon war ich,
Schon schwirren sie, berühren sich und ritzen,
Ein unverbesserlicher Liebesnarr,
— Auch er bekam was ab —, da speit der Wagen
Nachstürmend einem ungetreuen Weib,
Noch einen aus. Den kannt' ich. ’s war Gudar,
Auf schlimmem Weg in Schmach, vielleicht in Tod.
Der ruft: Komm doch zu Sinnen, Gasanova!
Das Zeichen kam zur Zeit. Sie sind mein Retter!
Was fällt dir ein?! Und aufgerißnen Blicks
Nun laßt uns schmausen, trinken, spielen, lachen
Rückweichend vor Erstaunen, nicht vor Schreck,
Und lustig sein, trotz allen Weiberränken.
Erkenn' in meinem wildvermummten Gegner
Gudar fährt mit! — er war schon eingestiegen
Ich wirklich Casanova, unsern Freund.
Die Schwestern
ERSCHE BUCHDRUXCHEÄ
Schnitzier, Die Schwettern — 5. SER 1918
8. Fischer
merscha Buchdruckerei In Leipzig.