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FLAMINIA: Andrea Bassi.
Doch es fehlt der Schluß.
ANINA:
SANTIS: Das eben ist's, den sollen Sie uns finden.
CASANOVA: Zwar weiß ich nicht — doch weiter
immerhin!
SANTIS: Man unterbreche nicht. Zwei Schwestern
Aus gutem Haus mit Garten, über den
[also,
Die Nacht sich breitet —
Das kommt später erst.
ANDREA:
SANTIS: Nun bleibt's gesagt, und Casanova weiß es
Für später, wenn er’s braucht. Der Vater starb.
Woran? Wir wissen’s nicht, vielleicht, an Gift.
ANDREA: Das führt ja irre.
Doch die Mutter lebt,
SANTIS:
Die Schwestern jubeln drob.
Weshalb?
ANDREA:
Weshalb? (Mit Stolz)
SANTIS:
Weil’s ihnen an Verworfenheit gebricht.
Doch plötzlich eines Tags, wer hätt’s geahnt,
Verlobt sich einem Edelmann die jüngre.
O Bräutigam, o Seligkeit!
ANDREA (verzweifelt): Baron!
SANTIS: Zum Teufel den Baron, nun bin ich Dichter.
Genau wie Sie, und es behagt mir sehr.
Wo blieb ich stehn?
CASANOVA (böflich): Die eine ist verlobt.
SANTIS: Ganz recht. Verlobt die ein', indes die andre
Sich sehnsuchtsvoll auf keuschem Lager wälzt,
ANDREA: Wo soll das hin?
Nur weiter. Höchst poetisch
CASAN OVA:
Erzählt uns der Baron und spannungsvoll.
87 —
SANTIS: Da naht ein Jüngling, und in Lieb' ent¬
brennt sie,
Trotzdem die Mutter sie mit Macht behütet
Und mit der Schwester das Gemach sie teilt.
CASANOVA: Die Mutter?
Nein, die Schwester.
SANTIS:
Dacht' ich’s doch.
CASAN OVA:
SANTIS: Schon freut sie sich, der Unschuld holde
Blume,
Auf dem Altar der Liebe hinzuopfern,
Wie manche tat vor ihr und manche tun wird.
CASANOVA: Das walte Gott.
Doch anders kam es hier.
SANTIS:
Schon war der Tag der Hochzeit festgesetzt.
CASANOVA: An einem Tag für beide Schwestern
wohl
SANTIS: Nein, für die eine nur. Versammelt ist
Der Hochzeitsgäste Schar, die Braut geschmückt —
Doch einer fehlt, o Jammer ohne Maß:
Es wird der Bräutigam, ein Edelmann,
Durch dringende Geschäfte abgehalten.
Es schluchzt die Braut, der Mutter Tränen fließen;
Die Gäste flüstern: Welch-ein Bräutigam!
Und schütteln ihre Köpfe ohne Zahl.
ANDREA: Genug.
Wieso? Soeben fang' ich an.
SANTIS:
ANDREA: Und sind so tief in Unsinn schon ver¬
Daß nirgendwo ein Ende abzusehen.
[strickt,
SANTIS: Ein jeder wie er kann. Man dernt’s allmäh
Hätt’ ich geshnt, wie hübsch das Dichten ist, [lich,
Ich hätt’s in meiner Jugend schon geübt.
FLAMINIA: Andrea Bassi.
Doch es fehlt der Schluß.
ANINA:
SANTIS: Das eben ist's, den sollen Sie uns finden.
CASANOVA: Zwar weiß ich nicht — doch weiter
immerhin!
SANTIS: Man unterbreche nicht. Zwei Schwestern
Aus gutem Haus mit Garten, über den
[also,
Die Nacht sich breitet —
Das kommt später erst.
ANDREA:
SANTIS: Nun bleibt's gesagt, und Casanova weiß es
Für später, wenn er’s braucht. Der Vater starb.
Woran? Wir wissen’s nicht, vielleicht, an Gift.
ANDREA: Das führt ja irre.
Doch die Mutter lebt,
SANTIS:
Die Schwestern jubeln drob.
Weshalb?
ANDREA:
Weshalb? (Mit Stolz)
SANTIS:
Weil’s ihnen an Verworfenheit gebricht.
Doch plötzlich eines Tags, wer hätt’s geahnt,
Verlobt sich einem Edelmann die jüngre.
O Bräutigam, o Seligkeit!
ANDREA (verzweifelt): Baron!
SANTIS: Zum Teufel den Baron, nun bin ich Dichter.
Genau wie Sie, und es behagt mir sehr.
Wo blieb ich stehn?
CASANOVA (böflich): Die eine ist verlobt.
SANTIS: Ganz recht. Verlobt die ein', indes die andre
Sich sehnsuchtsvoll auf keuschem Lager wälzt,
ANDREA: Wo soll das hin?
Nur weiter. Höchst poetisch
CASAN OVA:
Erzählt uns der Baron und spannungsvoll.
87 —
SANTIS: Da naht ein Jüngling, und in Lieb' ent¬
brennt sie,
Trotzdem die Mutter sie mit Macht behütet
Und mit der Schwester das Gemach sie teilt.
CASANOVA: Die Mutter?
Nein, die Schwester.
SANTIS:
Dacht' ich’s doch.
CASAN OVA:
SANTIS: Schon freut sie sich, der Unschuld holde
Blume,
Auf dem Altar der Liebe hinzuopfern,
Wie manche tat vor ihr und manche tun wird.
CASANOVA: Das walte Gott.
Doch anders kam es hier.
SANTIS:
Schon war der Tag der Hochzeit festgesetzt.
CASANOVA: An einem Tag für beide Schwestern
wohl
SANTIS: Nein, für die eine nur. Versammelt ist
Der Hochzeitsgäste Schar, die Braut geschmückt —
Doch einer fehlt, o Jammer ohne Maß:
Es wird der Bräutigam, ein Edelmann,
Durch dringende Geschäfte abgehalten.
Es schluchzt die Braut, der Mutter Tränen fließen;
Die Gäste flüstern: Welch-ein Bräutigam!
Und schütteln ihre Köpfe ohne Zahl.
ANDREA: Genug.
Wieso? Soeben fang' ich an.
SANTIS:
ANDREA: Und sind so tief in Unsinn schon ver¬
Daß nirgendwo ein Ende abzusehen.
[strickt,
SANTIS: Ein jeder wie er kann. Man dernt’s allmäh
Hätt’ ich geshnt, wie hübsch das Dichten ist, [lich,
Ich hätt’s in meiner Jugend schon geübt.