Artbur Schnitzler
Andrea steht, für Casanova unsichtbar, immer noch an der Türe rechts, dem Innern des Zimmers
abgewandt).
Santis: Gleich sollen Sie’s erfahren.
Wenn's beliebt —
Casanova:
Mein Durft und Appetit sind nicht gering.
Santis: Doch sollen Sie das Mahl sich erst verdienen.
(Zu Anina und Flaminia)
Nicht wahr? Gleich ist's geschehn. Nur eine Frage.
Casanova: So fragen Sie.
Sie müssen näher treten.
Santis:
Flaminia: Bemühn Sie sich herein.
Anina (um die Ecke deutend): Dort ist der Eingang.
Casanova: Wozu noch Zeit versäumen? Mit Verlaub.
(Er springt über die Brüstung ins Zimmer.)
Santis (lacht): Er ist's gewohnt.
Casanova (sich verbeugend): Hier bin ich. Gewahrt Andrea) O, Herr Bassi.
Wir sehn uns früher wieder, als wir dachten.
Santis (Casanovas Anzug bewundernd): Ei, welche Pracht!
Casanova: Ich denk', es gibt ein Fest?
Man kleidet sich, so gut man eben kann.
Santis: Die Kette! Neu?
Ich glaube.
Casanova (beiläufig):
Und die Dose?
Santis:
Smaragden
Casanova: Einer nur. Mit einem Fehler.
Santis: Man merkt ihn kaum.
Casanova (ihm die Dose reichend): Hier, nehmen Sie, Baron.
Santis: In keinem Fall
Mein Retter, nehmen Sie!
Casanova:
Santis: Ich will sie kaufen.
Nicht um fünfzig Goldstück
Casanova:
Wär' sie mir feil.
Santis: Sie dringen sie mir auf.
(Steckt sie ein; draußen Anruhe.)
Andrea: Doch Ihre Gäste werden ungeduldig.
Santis: Wahrhaftig. (Ruft): Man beginne aufzutragen.
He, eingeschenkt! Verzeiht, gleich kommen wir.
Casanova (seine Angeduld verbergend, höflich):
Die Frage nun. Ich warte. Sprechen Sie.
Santis: Die Frage, hm. Wie fass' ich sie nur klar?
Flaminia: Herr Bassi, fragen Sie.
Andrea, frage!
Anina:
Andrea: Nicht ich war's, dem der kühne Einfall kam,
Die Antwort Casanova aufzugeben.
Die Schwestern
Santis: Nun, so versuch' ich's. Merken Sie wohl auf.
(Beginnt einfach, redet sich aber rasch in selbstgefällige Begeisterung hinein.)
Zwei Schwestern schön und jung, jedoch die eine
Noch jünger als die andre; und die andere
Ein wenig älter, aber beide jung
Andrea: So wird es etwas lang.
Und beide schön.
Santis (unbeirrt) :
Von holdem Wuchs, von zarter, weißer Haut,
Teils blind, teils braun und ziemlich wohlgesittet,
Ja, ziemlich nur, wie gleich sich zeigen wird.
Andrea: Sie greifen vor.
Doch ich verrate nichts.
Santis:
Gesittet — bis zu der Novelle Anfang.
Casanova: Novelle — so? Wie nennt der Dichter sich?
Flaminia: Andrea Bassi.
Doch es fehlt der Schluß.
Anina:
Santis: Das eben ist's, den sollen Sie uns finden.
Casanova: Zwar weiß ich nicht — doch weiter immerhin!
Santis: Man unterbreche nicht. Zwei Schwestern also,
Aus gutem Haus mit Garten, über den
Die Nacht sich breitet
Das kommt später erst.
Andrea:
Santis: Nun bleibt's gesagt, und Casanova weiß es
Für später, wenn er's braucht. Der Vater starb.
Woran? Wir wissen's nicht, vielleicht an Gift.
Andrea: Das führt ja irre.
Doch die Mutter lebt,
Santis:
Die Schwestern jubeln drob.
Weshalb?
Andrea:
Weshalb? (mit Stolz)
Santis:
Weils ihnen an Verworfenheit gebricht.
Doch plötzlich eines Tags, wer hätt's geahnt,
Verlobt sich einem Edelmann die Jüngre.
O Bräutigam, o Seligkeit!
Andrea (verzweifelt): Baron!
Santis: Zum Teufel den Baron, nun bin ich Dichter.
Genau wie Sie, und es behagt mir sehr.
Wo blieb ich stehn?
Casanova (döflich): Die eine ist verlobt.
Santis: Ganz recht. Verlobt die ein', indes die andre
Sich sehnsuchtsvoll auf keuschem Lager wälzt.
Andrea: Wo soll das hin?
Nur weiter. Höchst poetisch
Casanova:
Erzählt uns der Baron und spannungsvoll.
Andrea steht, für Casanova unsichtbar, immer noch an der Türe rechts, dem Innern des Zimmers
abgewandt).
Santis: Gleich sollen Sie’s erfahren.
Wenn's beliebt —
Casanova:
Mein Durft und Appetit sind nicht gering.
Santis: Doch sollen Sie das Mahl sich erst verdienen.
(Zu Anina und Flaminia)
Nicht wahr? Gleich ist's geschehn. Nur eine Frage.
Casanova: So fragen Sie.
Sie müssen näher treten.
Santis:
Flaminia: Bemühn Sie sich herein.
Anina (um die Ecke deutend): Dort ist der Eingang.
Casanova: Wozu noch Zeit versäumen? Mit Verlaub.
(Er springt über die Brüstung ins Zimmer.)
Santis (lacht): Er ist's gewohnt.
Casanova (sich verbeugend): Hier bin ich. Gewahrt Andrea) O, Herr Bassi.
Wir sehn uns früher wieder, als wir dachten.
Santis (Casanovas Anzug bewundernd): Ei, welche Pracht!
Casanova: Ich denk', es gibt ein Fest?
Man kleidet sich, so gut man eben kann.
Santis: Die Kette! Neu?
Ich glaube.
Casanova (beiläufig):
Und die Dose?
Santis:
Smaragden
Casanova: Einer nur. Mit einem Fehler.
Santis: Man merkt ihn kaum.
Casanova (ihm die Dose reichend): Hier, nehmen Sie, Baron.
Santis: In keinem Fall
Mein Retter, nehmen Sie!
Casanova:
Santis: Ich will sie kaufen.
Nicht um fünfzig Goldstück
Casanova:
Wär' sie mir feil.
Santis: Sie dringen sie mir auf.
(Steckt sie ein; draußen Anruhe.)
Andrea: Doch Ihre Gäste werden ungeduldig.
Santis: Wahrhaftig. (Ruft): Man beginne aufzutragen.
He, eingeschenkt! Verzeiht, gleich kommen wir.
Casanova (seine Angeduld verbergend, höflich):
Die Frage nun. Ich warte. Sprechen Sie.
Santis: Die Frage, hm. Wie fass' ich sie nur klar?
Flaminia: Herr Bassi, fragen Sie.
Andrea, frage!
Anina:
Andrea: Nicht ich war's, dem der kühne Einfall kam,
Die Antwort Casanova aufzugeben.
Die Schwestern
Santis: Nun, so versuch' ich's. Merken Sie wohl auf.
(Beginnt einfach, redet sich aber rasch in selbstgefällige Begeisterung hinein.)
Zwei Schwestern schön und jung, jedoch die eine
Noch jünger als die andre; und die andere
Ein wenig älter, aber beide jung
Andrea: So wird es etwas lang.
Und beide schön.
Santis (unbeirrt) :
Von holdem Wuchs, von zarter, weißer Haut,
Teils blind, teils braun und ziemlich wohlgesittet,
Ja, ziemlich nur, wie gleich sich zeigen wird.
Andrea: Sie greifen vor.
Doch ich verrate nichts.
Santis:
Gesittet — bis zu der Novelle Anfang.
Casanova: Novelle — so? Wie nennt der Dichter sich?
Flaminia: Andrea Bassi.
Doch es fehlt der Schluß.
Anina:
Santis: Das eben ist's, den sollen Sie uns finden.
Casanova: Zwar weiß ich nicht — doch weiter immerhin!
Santis: Man unterbreche nicht. Zwei Schwestern also,
Aus gutem Haus mit Garten, über den
Die Nacht sich breitet
Das kommt später erst.
Andrea:
Santis: Nun bleibt's gesagt, und Casanova weiß es
Für später, wenn er's braucht. Der Vater starb.
Woran? Wir wissen's nicht, vielleicht an Gift.
Andrea: Das führt ja irre.
Doch die Mutter lebt,
Santis:
Die Schwestern jubeln drob.
Weshalb?
Andrea:
Weshalb? (mit Stolz)
Santis:
Weils ihnen an Verworfenheit gebricht.
Doch plötzlich eines Tags, wer hätt's geahnt,
Verlobt sich einem Edelmann die Jüngre.
O Bräutigam, o Seligkeit!
Andrea (verzweifelt): Baron!
Santis: Zum Teufel den Baron, nun bin ich Dichter.
Genau wie Sie, und es behagt mir sehr.
Wo blieb ich stehn?
Casanova (döflich): Die eine ist verlobt.
Santis: Ganz recht. Verlobt die ein', indes die andre
Sich sehnsuchtsvoll auf keuschem Lager wälzt.
Andrea: Wo soll das hin?
Nur weiter. Höchst poetisch
Casanova:
Erzählt uns der Baron und spannungsvoll.