A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 25

GUSTI. Nein, ich bin noch gar nicht tätig. Erst in
diesem Herbst trete ich ein Engagement an einer öster¬
reichischen — unterbricht sich, etwas unwirsch. Aber ich bin
Ihnen doch eigentlich keine Rechenschaft schuldig.
OffiziER. Gewiß nicht, aber es wird wohl auf
die Dauer kein Geheimnis bleiben, an welcher öster¬
reichischen Bühne Fräulein das Publikum entzücken
GUSTI. Nein, besonders Ihnen nicht, Herr Leut-
werden.
nant, da Sie in Innsbruck stationiert sind.
OffiziER. Fräulein wissen?
GUSTI. Es ist noch keine halbe Stunde her, daß
der Herr Kaplan von Ihnen erzählt hat. Ich kann Ihnent
sagen, Herr Leutnant, daß er sich riesig auf Ihren Be¬
OffiziER. Wir haben uns über ein Jahr lang
such freut.
nicht gesehen. Aber wie soll ich das verstehen, Fräu¬
lein, daß Sie früher sagten
GUSTI. Ich bin nämlich nach Innsbruck engagiert.
Also, wenn Sie nicht mit Ihrem Regiment nach Ga-
lizien gehen müssen
OffiziER. Das wissen Fräulein auch?
GUSTI. Jedenfalls aber, Herr Leutnant, bitte ich
Sie sehr, sich nicht zu verplauschen, daß ich — engagiert
bin, auch Ihrem Herrn Bruder gegenüber nicht.
OffiziER. Fräulein gehen wahrscheinlich gegen
den Willen der Herren Eltern zum Theater?
GUSTI. Es ist nicht das, Herr Leutnant — es sind
halt Umstände — Aber das gehört nicht her..
OffiziER. Hoffentlich wird mein Gesuch be-
willigt, ich bleib in Innsbruck und werde nicht er¬
mangeln, Ihrem Debut beizuwohnen, Fräulein. Anderer
Ton. Wenn ich nicht — dienstlich verhindert sein sollte.
GUSTI. Das täte mir leid, Herr Leutnant, Sie
applaudieren sehr talentvoll.
OffiziER salutiert dankend. Jedenfalls will ich diese
Begegnung als gute Vorbedeutung nehmen Auf ihren
Blick. — daß ich in Innsbruck bleibe. Es besteht eine
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
6
1. Fahnenkorr. am 19. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig