A144: Traumnovelle, Seite 18

Aus der Loge, in die sie ihn mit viel¬
unterhängerble Freundlichkeit geladen,
hatten sie sich mit dem Versprochen
entfernt gleich wieder und zwar unmas¬
kiert, zu erscheinen, waren aber so
lange fortgeblieben, dass er les unge
duldig geworden, vorzog sich ins Par¬
terre zu begeben, wo er den Beiden
nieder fragwürdigen Erscheinungen wie-
der zu begegnen hoffte. So angestrengt
er auch umherspähte, nirgends vermoch¬
te er sie zu erblicken, statt ihser
&c
aber hing sich mit einem Mal Alberti-
ne in seinen Arm die sich oben brüsk
einem unbekannten entzogen, dessen
melancholisch blasiertes Nesen und
an toi ver
fremdländischer, wie ihr schien, pol -
Nuil
nischer Akzent einen seltsamen Reiz
auf sie ausgeübt, der sie aber plötz-
ein gewört
lich durch ein ganz unerwartetes häss
lich-froches Wort erschreekt, ja ver-
Marie à Frau
Sorper
letzt hatte. Beide, im Grund ihrer See¬
le froh, einem banalen und enttäuschen
den Maskenspiel entronnen zu sein,sas¬
sen bald wie zwei Liebende, unter an -
verliebter
deren minder legitimen Paaren, bei
Auste rn und Champagner im Buffotraum,
plauderten sich vergnügt, als hätten
sie eben erst miteinander Bekannt -
schaft geschlossen, in eine kokette
Komödie der Galanterie, des Wider -
stands, der Verführung und des Gewäh¬
rens und nach einer raschen Wagen -
fahrt durch die weisse Winternacht
sanken sie einander daheim zu einem (kurz
lange nicht mehr so heiss ersehnten
und so wild genossonen Liebesglück
mésie is in langue et stor laus
in die Arme.- Ein grauer Morgen weck-betal¬
te sie allzubald.Den Gatten forderte
sein Beruf schon in früher Stunde an
von seiner
die Betten seiner Kranken, Albertine
liessen Hausfrau-und Mutterpflichten
lieder albelin
kaum länger ruhen. So waren die