I:V:H:I:
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wie es seine Gewohnheit war, mit verschränkten
Armen an das Fensterkreuz gelehnt.
"Sie glauben", sprach er, "dass Frau Ma¬
thilde an einem Herzschlag gestorben ist? Nun,
ich glaube es nicht.
Und als ich ihn erstaunt ansah:
“Auch wenn ich an ihrem Bett gestanden
wäre, um sie sterben zu sehen, hätt' ich es
nicht geglaubt. Ich will Ihnen etwas sagen:
sie hat allen Menschen - und vor allem ihrem
Mann - die Komödie eines natürlichen Todes vor-
gespielt, so wie sie die Komödie des glückli-
chen und geliebtes Weibes durchgeführt hat,
von dem Tage an, da sie die Frau Samodeschi's
wurde und gewusst hat, dass sie nicht geliebt
wird und nicht glücklich ist. Ich selbst, der
sie als Mädchen so gut kannte, habe mich ja
einige Zeit hindurch täuschen lassen. Auf dem
berühmten Fest, das Samedeschi im ersten Jahr
seiner Ehe in seinem Atelier gab, auf dem alle
Gäste im Kostüm nach der Botticelli’schen “Prima
vera" erschienen, damals schien sie von einer
so wunderbaren Heiterkeit, dass ihr schmales,
so wenig schönes Gesicht davon zu strahlen
schien. Aber manchmal, während sie die Pflich-
ten der Hausfrau mit Liebenswürdigkeit und Herz-
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wie es seine Gewohnheit war, mit verschränkten
Armen an das Fensterkreuz gelehnt.
"Sie glauben", sprach er, "dass Frau Ma¬
thilde an einem Herzschlag gestorben ist? Nun,
ich glaube es nicht.
Und als ich ihn erstaunt ansah:
“Auch wenn ich an ihrem Bett gestanden
wäre, um sie sterben zu sehen, hätt' ich es
nicht geglaubt. Ich will Ihnen etwas sagen:
sie hat allen Menschen - und vor allem ihrem
Mann - die Komödie eines natürlichen Todes vor-
gespielt, so wie sie die Komödie des glückli-
chen und geliebtes Weibes durchgeführt hat,
von dem Tage an, da sie die Frau Samodeschi's
wurde und gewusst hat, dass sie nicht geliebt
wird und nicht glücklich ist. Ich selbst, der
sie als Mädchen so gut kannte, habe mich ja
einige Zeit hindurch täuschen lassen. Auf dem
berühmten Fest, das Samedeschi im ersten Jahr
seiner Ehe in seinem Atelier gab, auf dem alle
Gäste im Kostüm nach der Botticelli’schen “Prima
vera" erschienen, damals schien sie von einer
so wunderbaren Heiterkeit, dass ihr schmales,
so wenig schönes Gesicht davon zu strahlen
schien. Aber manchmal, während sie die Pflich-
ten der Hausfrau mit Liebenswürdigkeit und Herz-