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26 —
"Ach so." Sie glaubte offenbar, dass er sich im
Hause nach ihrem Namen erkundigt. Er fühlte seinen Muth
wachsen.
"Ich hab's aber gespfürt", sagte sie, "gestern
Abend, dass wer hinter mir geht. Ich dreh' mich ja nie
auf der Strassen um, aber man spürt's gleich. Is's
nicht wahr?"
Sie giengen nebeneinander, und Gustav fühlte
eine plötzliche Aufgeräumtheit, als hätte er ein paar
Glas Wein getrunken.
"Aber dass mich Einer anred’t, das is mir schon
lang net passirt. Freilich, es is auch eine Seltenheit,
dass ich so allein auf der Strasse geh, am Abend. Bei
Tag freilich, da is's was Anderes - no, nicht wahr? -
bei Tag hat man doch immer was in der Stadt zu thun.
Er hörte ihr zu. Ein Gefühl des Behagens kam über
ihn. Der Klang dieser Frauenstimme that ihm wohl. Als
sie jetzt schwieg und ihn von der Seite lächelnd an-
sah, als erwartete sie ein Wort von ihm, sagte er:
"Jetzt is's aber bei Tag so heiss; wenn man nicht muss,
sollte man immer erst Abend ins Freie. So kühl wie im
Zimmer is es bei Tag doch nirgends.“ Er freute sich,
dass er so leicht und gewandt reden konnte. Er hatte
es gar nicht gehofft.
"Da hab 'n Sie schon Recht. Und besonders dort,
wo ich wohne... na, Sie wissen ja....“ Sie l'ehelte
26 —
"Ach so." Sie glaubte offenbar, dass er sich im
Hause nach ihrem Namen erkundigt. Er fühlte seinen Muth
wachsen.
"Ich hab's aber gespfürt", sagte sie, "gestern
Abend, dass wer hinter mir geht. Ich dreh' mich ja nie
auf der Strassen um, aber man spürt's gleich. Is's
nicht wahr?"
Sie giengen nebeneinander, und Gustav fühlte
eine plötzliche Aufgeräumtheit, als hätte er ein paar
Glas Wein getrunken.
"Aber dass mich Einer anred’t, das is mir schon
lang net passirt. Freilich, es is auch eine Seltenheit,
dass ich so allein auf der Strasse geh, am Abend. Bei
Tag freilich, da is's was Anderes - no, nicht wahr? -
bei Tag hat man doch immer was in der Stadt zu thun.
Er hörte ihr zu. Ein Gefühl des Behagens kam über
ihn. Der Klang dieser Frauenstimme that ihm wohl. Als
sie jetzt schwieg und ihn von der Seite lächelnd an-
sah, als erwartete sie ein Wort von ihm, sagte er:
"Jetzt is's aber bei Tag so heiss; wenn man nicht muss,
sollte man immer erst Abend ins Freie. So kühl wie im
Zimmer is es bei Tag doch nirgends.“ Er freute sich,
dass er so leicht und gewandt reden konnte. Er hatte
es gar nicht gehofft.
"Da hab 'n Sie schon Recht. Und besonders dort,
wo ich wohne... na, Sie wissen ja....“ Sie l'ehelte