A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 17

endlich zur Besinnung kommen.. unsere Brüder draussen! - Die
gehören doch am End zu uns und nicht zu den Franzosen. Und bei
Ingolstadt haben unsere Truppen stand gehalten.
Eschenbacher: Gestern hath noch geheissen, es war ein Sieg. Standge-
halten klingt schon beträchtlich bescheidener...
Agathe (die indes gepackt hat): Nun ist alles beisammen.
Eschenbacher: Fehlt nur Medardus selber.
Frau Klaehr: Er will sich wohl nicht viel Zeit lassen zum Abschied
nehmen. Seit heut früh hab ich ihn nicht gesehn. Am letzten
Tag! - Wir werden noch froh sein müssen, wenn er zur Nacht mit
uns speist.
Anna: Jetzt wird Ihnen wohl auch schwer ums Herz, Frau Klaehr.
Frau Klaehr: Nicht eben leicht, aber schwer auch nicht. Denn dies-
mal glaub ich, ist er auf dem rechten weg. Nun kann er sein un-
bändig Wesen walten lassen, und es ist doch nicht ins leere
und wüste. (zu Anna) (indes steht Agathe bei Eschenbacher)
Und da wir eben von ihm reden, Annerl, ich an Deiner Stelle
schlüg mir eine gewisse Sache endgiltig aus dem Kopf.
Anna: Welche denn?
schimed.)
Frau Klaehr:/ Du weisst schon, Annerl. Medardus ist ja doch nicht
der rechte Mann für Dich, wenn er überhaupt für eine der rechten
ist. Und nun, da er fortgeht, solltest pu Dir gleich bewusst
werden, in welcher Art Du seiner zu denken hast. Sollst es
spüren und wissen, dass Du keinen präutigam ziehn lässt, sonderm
einen lieben Spielkameraden aus der Kinderzeit.
Anna: Verzeihen Sie, Frau Klaehr, aber das ist doch wohl meine
Sache allein. Wenn ich mich sehne, wenn Ich warte, spürt doch
wohl kein anderer mein Leid als ich. Und noch eins will ich
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