A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 73

9 Uhr früh
Medardus (der sich erhoben hat): Nehmen Sie diese Blumen fort,
Prinzessin. Hier ruht nicht Ihr Bruder allein. Auch eine, deren
anne Seele den Duft dieser Blumen wie den letzten und fürchter-
lichsten Hohn in sich tränke, - meine Schwester ruht in diesem
Grabe.
an
Helene (sieht ihn) dann zu Nerina): Die wohl um einiges sanfter
war, wenn sie meinem Bruder so wohl gefiel. Komm, Nerina.
Medardus: Die Blumen fort, oder ich zertrete sie.
Helene (nimmt sie auf): Wahrhaftig, dies wäre ein zu gemeines
Schicksal.
Medardus: Nun s ind sie einem würdigeren aufbewahrt, - zu verwel-
Valois
ken in den hochmütig mörderischen Fingern einer von Berry.
adver
Valnt
Der Wiechte Bertrand von Barry (etwa dreissig., sehr elegant, kommt
rasch): Ich dachte Sie hier zu finden, Prinzessin. Doch nicht
allein, wie ich sehe.
Medardus: Ich bin Medardus Klaehr.
Helene: Es ist der Bruder des Mädchens, das François mit sich in
den Tod nahm und 14/4 verbot mir Blumen auf das Grab zu legen.
marque salin.
Bertrand: Mein Name ist Bertrand Vigamte von
Sie eine Waffe tragen, mein Herr. Wenn es Ihnen of recht ist,
werde ich so frei sein, Sie von jetzt in drei Stunden, das ist
genau um die Mittagsstunde, in der Penzinger Au bei dem Forst-
haus zu erwarten.
Medardus: Ich werde zur Stelle sein. (ab)
Helene: Er verdient, dass Sie ihn züchtigen.
Bertrand: Sie werden mir das nähere erzählen, Prinzessin. Zuerst
aber sollen Sie eine Nachricht von höchster Wichtigkeit er-
fahren. Dieses Billet kündigt mir die Ankunft Renaulte an.
-es