A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 105

Sie werden ihm wohl was aufschreiben, Herr Doktor.
Quod scribendum, scribam...
Arzt:
(bringt ihm das nötige).
Anna
Ein Papier, vortrefflich, ein Tintenfass; kostbar... eine
Arzt:
Feder, o herrlich... (Er schreibt) Dies hier ein schmerzstille
des, beruhigendes, einschläferndes Mittel. Man nehme fünfzehn
Tropfen auf Zucker. Wenn es nicht wirkt, weitere fünfzehn. Man
besorge es in der Apotheke zur heiligen Dreifaltigkeit. Varum
eben dort, meine Damen? Weil dieser Apotheker mir zu Weihnach-
ten zwölf Flaschen lacrimae Christi gesandt hat. Nun, der Puls
ist gut. Man rühre sich nicht. Junger Held, junger Ter, man
liege still, auf dass es nicht zu sickern beginne, das köst-
liche, warme rote Nass, damit es nicht versickere und
und Leben mit ihm. Jacest ubi jacet. Ja..so entstehn Veltweis-
heiten.
Frau Klaehr: Gott helfe uns weiter.
Gott? Ich fürchte, ich furchte, verehrte Frau, dieser Wunsch
Arst:
wird sich als unbestellbar erweisen. Sie können von Glück sa-
gen, junger Tor, Junger Held. Eine Linie höher, und morgen
gibts wieder ein Begräbnis. Ich empfehle mich. Ich sehe abends
wieder her. O, ich habe hichts andres zu tun als nach Kranken
zu sehn. Wenn sie wünschen, bleib ich auch die ganze Nacht
hier. Es war nämlich mein einsiges Kind. Und meine Gemahlin,
eine junge Dame voll Amut und Humor, ist bereits vor einiger
Zeit abgereist.. Unbekannt wohin. Nun sagen Sie selbst, was
hätt' ich daheim zu tun? Ach, meine Verehrten, ich fürchte
sehr, dass ich toll werde. (Ab mit Amts-