A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 106

Frau Klaehr. Medardus.
Medardus: Ein lustiger Kauz.
Frau Klaehr: Tut Dir was weh, Medardus?
Medardus: Nichts, Mutter. Ich befinde mich ganz leidlich. Ich hät-
te wohl gar nicht hinsinken müssen. Es war auch gar nichts der
Jänmerliche Stich, der mich ein wenig um die Besinnung brach-
te. Ich glaube eher der Parfum. Ja wahrhaftig, in eine wahre
Wolke von Parfum gehüllt kamen sie daher. Es war ein wohlrie-
chendes Duell, meiner Seel.
Frau Klaehr: Medardus, warum hast Du das getan...
Maynes
Medardus: Nun, auch dem Herrn Wiedmte ist es nicht sonderlich ge-
gangen. Er hat einen tüchtigen Stich in den Arm. Aber was
will das besagen.
Frau Klaehr: Medardus, warum konntest Du Dich nicht fügen in das
Unabänderliche.
Medardus: Sich fügen, hiesse vergessen, Mutter. Bist Du eine - die
vergisst, Mutter?
Frau Klaehr: Es kommt darauf an, was man vergessen nennt. Hab ich
Euch vorlamentiert alle die Jahre über, wie schmählich Euer
Vater hat zugrunde gehn müssen? Tief hatt ich meinen Schmerz
ver
eingeschlossen - in einen dunkeln Vinkel meiner Seele...hatt
mich gar nicht um ihn gekümmert. Jetzt erst darf er wieder
den
herauf ans Tageslicht. letzt konnt er ja wieder einen Sinn
kriegen. Die Franzosen marschieren heran und mich habe einen
Sohn, der indes ein Mann geworden ist.
Medardus: Mutter..Mutter...
Frau Klachr: Still/Medardus, reden wir von gewissen Dingen nicht
zu früh. Lieg still und werd nur gesund. Dann nagst Du wieder