A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 97

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sagen: dazu ist er selbst und seine Gestalten zu ehrlich, xxxx
kubt zu klug, sie haben jeder seine Schepsis im Blut. Alle sind
sie im letzten Sinn Symbole eines vergeblichen Bemühens; die
Frau weiss, dass ihre Schönheit vergeht, der Künstler glaubt nicht
an sein Werk, der Soldat verzweifelt am Ausgang der Schlacht; alle
die Begriffe,die sonst farbig und fest von Hand zu Hand gehen,
Ehre, Glück, Liebe, Gott und Welt fallen seinen Menschen, weil sie
sie zu nervös hin und her wenden,welk aus den Händen,alle quält
sie der Wahn, dass sie am Ende nur Ruppenspieler seien,Marionett en
von irgend einer fremden Hand gezogen, welche sie am Ende grob
anpackt und krachend in den Kasten wirft. Nie kommen seine Ge-
stalten zu einem Bekenntnis,zu einer ungebrochenen Lust. Immer
halten sie die Mitte, niemals ganz gläubig, nie ganz gut und nie
ganz schlecht. Die schreibt darum auch ihr Meister (wie man ihn
so oft bat) ein rechtes,reines lustiges Lustspiel, nie ein vol-
les, ganz tragisches Trauerspiel, denn er weiss, dass alles ge-
mengt ist und unendlicher vielfacher und vieldeutiger, als dass
man es in Formeln fassen könnte. Man kann es nicht wissen, was
das Leben ist,das ist die Melancholie seiner Menschen und an
diesen Seufzer drängt sich der zweite: selbst wenn man es wüsste,
es hilft doch nichts gegen das Altern und den Tod. So trägt jeder
Schnitzlermensch schon ein Stück Vergängnis in sich, etwas vom
Herbst ist in allen seinen Gestalten, die kühle, klare, durchsich-
tige Luft der Vorherbattage ist seine edelste Sphäre, wo alles
noch leuchtet und im Goldlaub steht: sie aber, seine Menschen,
fühlen es schon voraus, dass gerade in der Schönheit ein Abschied
ist und in allem Abschiednehmen wieder eine Schönheit. Diese Art