25/6 Freitag Abd.― „Wer ist diese schöne große Blondine?“ fragte gestern meine Mama im Bösendorfer-Saal Ida und Laura, welch beide Mädchen ich ihr vorgestellt hatte.
„Das ist die Fanny R.“ erwiderte ich. Ich brachte sie zu meiner Mama, in deren Gegenwart ich ganz auf die gewohnte Weise mit den Mädchen sprach. Es ging im du und du, Fanny, Arthur während der Produktion im vertraulichsten Flüsterton hinüber und herüber. Meine Mama sass zwischen Ida und Fanny; ich just vor Fany. Es befanden sich im Saal auch Thilde und Jenny Schleicher, sowie Fanny M. ―
Ich glaube, der Grundzug meines Wesens ist Heiterkeit, nicht Melancholie; jedoch die Fensterscheiben des Humors sind angelaufen mit dem Reif des Mißvergnügens.― Ich muss aber nun ernstlich an was denken.
Abends.― Fany und ich erinnerten uns, so gut es ging an den Quaipark. Oh dieser Winter voll Frühling und Liebe! Der Frühling ist hin, die Liebe ist geblieben.―
Neugierig bin ich, was das nächste „besondre“ sein wird, das mir passirt. Der heurige Sommer hat eine geradezu beleidigende Aehnlichkeit mit dem vorigen; was den äußren Habitus anbelangt; höchstens ist die innere Sachlage ernster geworden ― oder lustiger? ― Wird jemals noch ein Mädchenname in diesen Blättern so oft genannt werden als der Fannys? ― Wann wirds damit vorbei sein? Werd’ ich mit meiner Poesie zu ’nem Ende oder zu ’nem Anfang kommen? Werd’ ich überhaupt was leisten? Wird sich mein Ideal wenigstens annähernd verwirklichen…?
… Und ist der Gedanke schließlich nicht tröstlich, ins Nichts zu fließen ―?
Einzelne Ideen haben sich in mir in der letzten Zeit gefestigt ― vielleicht schreib’ ich wirklich, wenn ich mit fünfzig Jahren noch lebe eine „Naturphilosophie“.