Donnerstag, 29. Juli 1880

29/7 Donnerstag Abd.―

Warum seit einiger Zeit aller Gefühlsdusel in meinem Tagebuche fehlt? Weiss nicht. Übergang?―

Der Haufen Geschwätz in der Schatulle unten ist großentheils reif zum Verbrennen. Es ist kein Gefühl in diesen Blättern, die ich zärtlich Tagebuch nenne, unter zwölf Dutzend mal ausgesprochen. Es mag sein, dass jede meiner Stimmungen sich um eine Nuance von der andern unterschieden hat ― die Sprache ist arm; sie plagt sich vergebens zu nuanciren.

Wir reisen Samstag ab; es wäre nicht übel, wenn ich als ganz gesunder Kerl zurückkehrte.―

29/7 Donnerstag. Im ganzen wie den ganzen Monat hindurch die Zeit höchst todtgeschlagen. Wie gesagt, ich fühle mich relativ unschuldig ― doch ach ― ach meine Augen! Zehn Jahre gäb’ ich vom Leben ― des Papstes, wenn ich da ganz gesund wäre.

Ich las in Börne, spielte Clavier, ging in den Volksg., sah Fanny nicht. Die Familie R. war mit Jakob L. in den Riedhof gefahren. Zahlt er ihnen vielleicht dort ein Nachtmahl?

1880-07-29