9/8 Montag Zell am See. Vorgestern Abend setzte ich mich in das Klavierzimmer des Hotels und begann zu phantasiren. Ein paar Leute kamen in den halbdunkeln Salon, auf die ich weiter nicht achtete, und sobald sich der musikalische Enthusiasmus gelegt hatte, verlor ich mich. Gestern Nachm. als ich mit meinem Bruder Billard spielte, kamen ein paar Herren herzu, von denen einer mich mit den Worten ansprach: Nicht wahr, Sie sind der famose Klavierspieler von gestern Abend? Ein andrer sagte noch ein paar Schmeicheleien ― ich wurde ersucht zu spielen, setzte mich zum Klavier und improvisirte nach und nach einen Marsch von Raff, Fuge von Bach, Etude von Fuchs, 1. und letzter Satz einer Serenade ― Keine Note von Raff., Bach, Fuchs ― im ganzen wars ein werthloses Geklimper, da ich nicht recht in Stimmung war; doch schiens den anwesenden nicht übel zu gefallen. Complimente, Vorstellungen. Die Leute waren anfangs verwundert einen Mediciner in mir zu finden. Am komischesten war, was mir nachher mein Bruder erzählte: wie ein Mädchen im Nebenzimmer zu einem andern sagte: Da drin spielt jetzt ein Künstler ―
„Ueberschätzung schmeichelt im ersten Augenblick, im nächsten verstimmt sie ―“