Sonntag, 3. Februar 1884

3/2 Sonntag Mg.― Weiteres Carnevalsleben.―

Am Samstag vor acht Tagen eine Quadrille auf dem Liakränzchen mit Melanie F. getanzt; dann auf den Hausball bei Schlesingers, Frl. F. meist meine Partnerin ― auch Rosenthal war dort; und des Morgens verplaudert, ich noch ein Stündchen mit ihm im Café. Am Abend drauf sah ich mir, ― ich muss schon gestehn ohne bedeutenden Genuss ― Medea in der Burg an. Am Montag langweilte ich mich auf dem Technikerball; ging schon während der Pause mit Louis F. und Richard T. ins Café.― Der Abend drauf liess mich eine sehr sexuell angehauchte Stunde mit Rose in einem einsamen Park verbringen, dann ging ich in eine oft alberne, oft tolle Posse Ma Camerade ins Stadttheater.―

Mittwoch gabs bei Scharfs famosen Ball. Mlle. Helene H. regte mich an. Charlotte H. war auch dort.― Am Donnerstag wars reizend. Eine Nacht im Sophiensaal Donau―Dampfschiffahrtkränzchen. Mme. W. ― Dann Gisela F. ― Sie war thatsächlich entzückend. Es gab verliebte Worte und Küsse. Mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihr noch des Morgens im Café ― Auch bis nach Hause zu ihnen. Ich mit ihr, ― aber es war impertinent! N’en parlons plus ― Auch Charlotte Pf. war auf dem Ball gewesen.― Etwas spät erst sprach ich sie an ― sie zeigte sich gekränkt über die Art und Weise, wie ich im vorletzten Herbst unsern Verkehr abbrach ― ich entwickelte ihr ziemlich deutlich die Gründe, auf ihre Sprödigkeit anspielend. Nun bekam ich wieder ― ich muss schon sagen kaum auf meine Initiative ein Rendezvous von ihr ― Sie behauptete, dass sie bereits nahe daran gewesen wäre, mich zu lieben. Haha, nie so gelacht.―

Heut Nacht Ball bei M.s. Nicht eben großartig. Die Hausfrau und Max S-g erwähnenswert. Öde Gesellschaft. Um sieben Uhr Morgens schlief ich schon fest.―

1884-02-03