Montag, 12. April 1886

12/4 Montag Nachmittag ―

Und es ging flott weiter ― Ich tanzte, amüsirte mich ― schlief wenig, arbeitete Nachmittag im Rudolfspital mikroskopisch-pathologische Anatomie bei Weichselbaum, spielte Abend Karten, hatte auch eine Liebschaft mit einer hübschen Französin, und auf den Bällen war es bald die, bald jene, die mich beschäftigte. Unter andern gerieth Charl. Pfl. wieder in meine Nähe. Am öftesten, am meisten begegnete ich, und diese zwei interessirten mich auch am meisten ― Helene He. und Anny Ho. ― Auch Frau Fbg., Emmy Ben., Linda H., und Rosa St.l. sind zu erwähnen. Mit dieser letztern sollt’ ich in einer Dilettantenvorstellung zusammen spielen „Mein Mausi“ von Limé ― ich den Munkel, einen Greißler, sie meine Frau; da, nach der ersten Probe, es war Anfang März, schleppt mich mein Vater zu Prof. Albert, und er, beim Untersuchen einer Lymphdrüsengeschwulst am Halse, die im Laufe der letzten Wochen aufgetreten war, macht ein ernstes Gesicht, reißt mich aus dem allzu flotten Leben heraus, und vierzehn Tage später lange ich zur Erholung meiner angegriffenen Gesundheit in Meran an ―

Und dieser Aufenthalt in Meran ist für mich gleichbedeutend mit der Erinnerung an das süßeste und traurigste, was mein Herz bisher ausgestanden. Mit matten Worten muss ichs hier aufzeichnen ― ―

Als ich heuer kurz nach meinem Doktorate in R. war, fühlte ich dort zu einer geschiedenen Frau eine mehr schmerzlich eingebildete als eine wirkliche Neigung.

1886-04-12