Freitag, 21. April 1893

21/4 In der früh an. Brief ― als Einlage ein Brief von P. an Mz., der keinen Zweifel drüber läßt, dass sie auch die Geliebte dieses Menschen war, mindestens seit Wiesbaden, wahrscheinlich schon in Wien!― Zu Hause erhält mein Papa gleichfalls einen an. Brief, mit [Einlage] eines Briefes von P. an Mz. vom 2. November 1892 nach St. G., aus dem hervorgeht, dass sie thatsächlich in der zärtlichsten Weise zugleich mit diesem Kerl, der sich in dem Brief mit Vergnügen an ihr Spitzbubengesicht im Polster etc. erinnert, ein intimes Verhältnis hatte.― Wie es mit mir steht, kann ich am besten daraus ermessen, dass ich in eigentlich kaum nennenswerther Aufregung darüber bin.― Also meine geliebte Mizi war nicht nur aus Sinnlichkeit, im Rausch das „Opfer“ oder die Geliebte eines Komödianten; sondern sie hat mich in der ordinärsten Weise mit einem nichtigen, geistlosen, unhübschen Menschen betrogen,― einfach, weil sie eine geborene Hure ist.― Und ich bin eigentlich jahrelang ein betrogener Narr gewesen ― und ihre Liebe!! ― Unerhört noch ihr Komödiespiel die letzten Tage, wo sie die Reuige wegen R. spielte und einfach höhnte, dass ich sie mit P. verdächtigte. Und diese Frechheit ― wo sie ja wußte, dass R. noch im Besitz der Briefe sei und jeden Moment gefasst sein mußte, dass ich sie bekomme!

Abds. Schwester da, die ganz hin war von den Briefen.― Ihr gegenüber hatte Mz. in den letzten Tagen erzählt; sie habe in harmloser Weise mit P. correspondirt; R. habe die Briefe gefunden; und sie habe aus Angst, daß er mir die „harmlosen Briefe“ schicke ― seinen Wünschen nachgegeben.―

1893-04-21