Donnerstag, 2. Oktober 1919

2/10 Vm. Bodencredit; mit Dir. Feilchenfeld, Zwack; dann dem jungen Fleminger, über finanzielles. (Ratschläge und Erwägungen. Staatsmoral. Die Devisencentrale die selbst mit ausländischem Geld Schleichhandel treibt.―)

Nm. Olga: … Heute Vormittag hab ich den Architekten S. getroffen, er hat mich gefragt, ob du arbeitest; ich hab ihm geantwortet dass du unter der Zeit sehr leidest;― er darauf: „Merkwürdig … ich arbeite ruhig weiter …“ ― Ich: „Wem willst du Sand in die Augen streuen ― mir ― oder dir? Du weißt, daß nicht die politischen Zustände mich arbeitsunfähig machen, sondern unsre Beziehung.“ Daraus entwickelte sich ― obwohl wir beide uns vorgenommen, während dieses Wiener Aufenthalts, nicht „zu reden“ ― die unvermeidliche „Aussprache“ die nutzlos und quälend war wie alle „Aussprachen“ und uns beide zerbrochen zurückließ.

Ich fort, schwüler Herbstabend; beim Zurückkommen Herr Str. da, Marthas geschiedener Gatte; hatte sich mit Lili v. L. in Altaussee verlobt; ebenso steht eine Verlobung von Gerty mit Alphons Emil R. bevor, wogegen alle sind. Str. und Jessie blieben z. N.―

Ich las dann einen Maupassant Band (Le colporteur) zu Ende.―

1919-10-02