Montag, 14. Juni 1920

14/6 Einige Träume der letzten Zeit: Bin bei Karolyi, zeige ihm die weißen Karteln, auf die ich in der letzten Zeit praktischer Weise meine Agenda notire (was thatsächlich der Fall) ― plötzlich steht rechts oben dreimal Hulda … Hulda Hulda … worauf mich Karolyi aufmerksam macht, ich erkläre, es ist ein Name den ich mir für ein Stück (?) aufnotirt und lache so herzlich dass ich erwache.

Neulich: großer Musikvereinsaal, ich komme zu spät, stehe vor der Barrière Stehparterre, allein, neunte von Beethoven ― Adagio, aber ich höre es nicht (ohne Betonung).

Heut Nacht: Sitze 1. Reihe Oper, nahe von mir, ital. Offizier, hohe Kopfbedeckung (wie Husaren), es ist Tosca,― Schluß ― mir geht der Marsch ab, wenn die Soldaten zur Hinrichtung und dann wieder fortgehn … es fällt mir ein, dass er piano ist und ich ihn daher nicht höre. Dann, sitz ich irgendwie auf einem Tisch ― es ist nun eine Art Schulzimmer (Heinis Matura!) ― ich den Rücken zur Bühne (zum Katheder gewandt) ― vor mir steht Hofr. Zuckerkandl und sagt mir: Julius Bauer findet ― Sie sind der bedeutendste Dramatiker Oesterreichs (?) (der Welt?) (thatsächlich hat die Hofr. gestern telef., ich möchte mich zu irgend einer Besprechung mit den B. Th. Kritikern einfinden was ich ablehnte);― ich darauf: Was hilft mir das? und breche in Thränen aus. Die Hofr. ganz verzweifelt: So lieben Sie sie noch immer ― (so ungefähr). Sehn Sie denn nicht, daß nichts mehr zu machen ist. (Ungefähr.) Ich erwache unter Thränen.

Später träum ich, dass ich am oder auf dem Bett der Gutheil-Schoder sitze (O. sah sie am Abend vorher in Prinz Methusalem ― Operettenrolle, Metropoltheater) ― das Bett steht quasi im freien,― etwa bei der Volksoper; was mir ein wenig peinlich; die Gutheil möchte mit mir spazieren gehn; Leute kommen vorüber, sehen quasi vorbei;― wie Frau G. etwas zärtlicher zu werden beginnt, erwach ich.

Vm. dictirt.―

Nm. Director Stern und Michel;― lese den Filmentwurf „Ruf des Lebens“ vor; Besprechung.―

N. d. N. Salten (erzählt von Holland; Mahlerfest; seinen Gastgebern;― von Berlin (S. Fischers Bemerkung, das Mahler Fest sei wohl eine „aufgeglänzte“ Sache gewesen; … Mengelberg ― der Dirigent sei doch auch ein Jude ― (aus streng katholischer Familie! …―) man spürt die Atmosphäre des Fischer Verlags ― die Renegateneinstellung gegen Oesterreicher- und Judenthum ―),― von den Productionen in der span. Reitschule heute Nachm. u. a.).―

1920-06-14