Sonntag, 2. Jänner 1921

2/1 S. Von 3-7 fest geschlafen; wieder in Schweiß gebadet erwacht.― Mit O. nur ein paar gute Worte;― nach Pötzleinsdorf,― Neuwaldegg; von dort mit Kolap, Hrn. und Fr. Askonas, Park, Rohrerhütte (dort im freien, in der Sonne gesessen; Frühlingsluft, fast schwül), ― Dreimarkstein ― SommerhaidenwegPötzleinsdorf. Mit Hrn. A. über nationaloekon. Fragen (Socialisirung, Vermögensabgabe etc.).

Nm. notirt;― Bubi, Schott bei Heini; mit Sch. über Burgtheaterdinge etc.―

Um ½7 kommt O. mit G., vom Centralfriedhof. Er sei bereit mit mir zu sprechen ― wüßte eigentlich nicht was aber etc… Ich (schon zum Fortgehn angezogen, muß 7 Volksth. sein) ―, zu G.; wir reichen einander die Hand; ich fühle eine lebhafte Sympathie für ihn und sage ihm mit vollkommen echter Herzlichkeit … „Ich weiß nicht, ob wir mit einander zu sprechen haben,― aber wenn; läßt sichs nicht zwischen Thür und Angel erledigen. Ich bin morgen den ganzen Nachm. zur Verfügung …“ Er, der übermorgen früh abreisen muß: „Ich werde alles thun, um es zu ermöglichen.“ ― Ich empfehle mich, küsse O. die Hand (es irgendwie als Abgang empfindend) und gehe.

Volksth. Mit Bernau, Friedmann, Kapellmeister, Schulbaur Reigenfragen.―

Beim N. Kartono, Dr. Lichtenstern und Frau.― V. L. eine Weile sich mit O. zurückziehend, dann zu mir, muß morgen dringend mit mir sprechen.―

Heini, später ich, spielen etwas Clavier.―

O. nachher, ganz zerbrochen …― Das Gespräch mit G. ― sie hat alles erwogen; … aber sie sehe keine Möglichkeit, daß bei uns zu Hause Ruhe eintrete … Ich: Das wäre also die Entscheidung ― denn eine Entscheidung muß fallen … Sie: „Wenn ich in meinem jetzigen Zustand eine Entscheidung treffe, so ist es eine der Müdigkeit ― ich falle ― irgendwohin …“ ― Ich: Will nicht drängen. Bin einverstanden, daß sie wieder nach München fährt;― da wir ― nebeneinander uns jetzt völlig aufreiben.―

V. L. wäre heut echt freundschaftlich mit ihr gewesen ― sie habe sich angetragen, mit mir zu sprechen ―

― Es ist wie wenn irgendwo ein großes Unglück geschehen ist … immer mehr Leute laufen herbei.

1921-01-02