Samstag, 26. August 1922

26/8 Berchtesgaden. Öfters unterbrochner unruhiger Schlaf (wie jetzt meist). Traum: Auf Reisen in einem Hotel am ehesten Berchtesg., mit O. und noch einem (schattenhaften) Wesen (Liesl?). V. L. (mit Mann und Kind?) sind angekommen, nachdem wirs schon nicht mehr gehofft.― An einem runden Tisch mit ihr (und den andern),― ich frage nach ihrem Befinden, sie wundert sich, dass ich nicht weiß es gehe ihr miserabel ― ich erinnre sie, dass sie es in ganz heiterm Ton berichtet und copire (ungefähr) „Mir geht es sehr schlecht“, indem ich zugleich laut lache ― ― Sie kommt dann (oder vorher) zu uns ins Zimmer ― wir sollen in ihrs, sie hat was interessantes mitgebracht: erstens den Splitter aus dem Fuß von Franzi der die lange Eiterung verursacht (― jetzt erst fällt mir ein, dass das auf etwas analoges vom vorigen Jahr Aussee Franzi Bezug hat), und ein (das?) Bild ― eine Miniature (von sich, von Franzi?) (Das Bild Aureliens aus Verführer ― ! ― die photogr. Miniature von V. L.!) ― sie will es uns zeigen;― plötzlich liegt sie auf dem Divan, mit ziemlich altem vergrämtem Gesicht ― ich wundre mich;― dann aber hat sie ihr gewohntes;― strampelt mit den Beinen, indecent, so dass ich mich zu Verwegenheiten veranlasst sehe (Anwesenheit der andern wird nicht bemerkt oder stört nicht), sie wippt ein Pantöffelchen in die Luft, so daß es in die Ecke fliegt,― capriciös, eigentlich übel gelaunt;― ein schwarz gekleidetes Mädchen, die Olga eine Arbeit (Stickerei?) gebracht, entfernt sich, schließt mit ernster, etwas verächtlicher Geberde die Thür hinter sich. O. sagt, es sei eine Cousine von ihr. Nun also ins Zimmer von V. L. ― aber ich bin doch im (grünen) Schlafrock;― macht nichts ― die andern, V. L. ganz vorn,― auch O. mit dem zweiten Wesen voran ― in den Zubau, der eine alte Burg ― Bogengänge, ganz eng zwischen Säulen;― ich muß Watte aus dem Mund, den Zähnen geben, die mich geniren ― ― auch der Schlafrock ist genant, also zurück ― die Gänge so dunkel, meiner besonders ― es ist mir etwas bang ― ich erhebe mich vom Boden, fliege geisterhaft durch den Gang zu meinem Zimmer ― es ist das Hotel in dem ich wohne ― ein Stubenmädchen (und noch wer?) duckt sich scheu ― ich such mein Zimmer, nenne die Nummer 80 ― (es ist in Wirklichkeit 40) ― ich lache höhnisch geisterhaft, wie um die Leute zu erschrecken,― aber eigentlich um mich von der Angst zu befreien, lache 3-, 4mal ― bis ich erwache. (Es war gerade Mitternacht.)

Bahn; Gisa und Hajek (und ein amerik. Doktor) kommen aus Salzburg. Spaziergang (Begegnung Ghr. Kuttner und Frau). Lockstein Doktorberg etc.― Im Hotel warten schon Specht’s;― gemeins. Essen und Conditorei. Specht erzählt von Salzburg;― ― u. a. daß er im Med. Film, der (alles mir total unbekannt) zum Theil in Salzb. aufgenommen wird ― plötzlich als Herzog v. Enghien ― erschossen worden sei.― Mit Gisa über die Unlösbarkeit der Situation mit O.― Über die immer grauenhafte Theuerung in Wien, Unruhen ― was wird werden?― Alle auf die Bahn begleitet, Haj. reisen um 3, Spechts (wir spazieren gegen die Gmundbrücke) um 6.― (Über Fischer, Verlagsachen etc.) ― Im „Neuhaus“ Nachtmahl ―

1922-08-26