Freitag, 27. Oktober 1922

27/10 Schlechte Nacht, auch durch Zahnweh gestört.― 5½ früh Ankunft Prag. Das Hotel ― Morgentoilette.― Frühstück, Bad.―

Polizei, Meldung.― Fahnenschmuck der Stadt wegen Nationalfeiertag.―

In die Urania. Rita Sacchetto zufällig dort ― dankt mir für Veilchen, die ich ihr einmal geschickt ― hätte. (Erinnere mich absolut nicht.)

― Mit Obmann Dr. Frankl geschäftliches und sonstiges zur Tournée.

― Auf der Straße packt mich der Bruder des verstorbnen Landesberger, der mich schon mit Briefen querulantig verfolgt;― nennt sich schizothym und redet allerlei paranoisches.―

Begegne Salus, spaziere mit ihm;― politisches u. dgl.―

Mittagessen im Blauen Stern.

Im Hotelzimmer gelesen etc. Später auf kurzem Spaziergang Hr. Erichsen, Occultist oder Antioccultist, erinnert mich (vergeblich) an ähnlichen Spaziergang mit ihm am Abend vor einer Vorlesung in Breslau. Hat neulich seinen 3000. Vortrag gehalten und animirt mich zu Valutaspeculationen. Sehr lebendig, laut, überzeugt von sich.―

Hr. Dr. Schwabacher; lädt mich ein in Aussig bei ihm zu wohnen, ich bitte ihn aber mir ein Zimmer im Hotel zu bestellen.

Werfel besucht mich.

Werde in die Urania abgeholt. Lese in übervollem Saal Dreifache Warnung, letzte Masken;― aus „Weg ins freie“ und Großer Wurstl;― diesmal sehr gut.

Nachher kleine Feier; saß neben Friedrich Adler;― etwa 30-40 Personen;― u. a. Prof. Körner (Verfasser des Buchs über mich), der Rector der techn. Hochschule (Gessner?).― Der Praesident Hofrath Weinhuber sprach ein paar Dankworte an mich, ich erwiderte mit mäßiger Gewandtheit.― Sehr müd, und viel Zahnweh.― Adlers begleiteten mich nach Haus.

1922-10-27