im Morgengrauen
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34. Se ee d ne. S e e e e e e
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ArtuxSchuitzler neue Novells¬
ns „Spiel im Morgenrauen“ (Berlin,
S. Fischer kehrt in ein Oesterreich zurück,
das es nicht mehr gibt und in dem allein sie
In ihre Möglichkeit und Lebenswahrheit hat. Ein
s Seitenstuck zum „Leutnant Gustl“, also eine
1 Offiziersgeschichte, und ebenso wie diese aus
der Tragik geboren, die mit dem Vorzug und
der Bürde einer eklusiven Berufsehre un¬
löslich verbunden sein muß. Dort kann sich
der Leutnant keine Satisfaktion für eine
tätliche Beleidigung holen und kommt nach
einer qualvollen Nacht mit dem Leben davon.
Hier verspielt Leutnant Willi elftausend
Gulden im Hasard, kann sie nicht bezahlen
und zieht von den zwei übrigbleibenden Kon¬
sequenzen die eine, die ihn vor künftigem
Zivilistenleben bewahrt: die Kugel durch den
Kopf. Eine Tragödie, die fast zu einfach, in
ihren Motiven zu bekannt und zu abgenüßt er¬
scheint. Aber welch Gesicht gewinnt sie in
dieser pirtuosen Erzählung, der man ohne
Atemholen folgt, von der Alserkaserne (die es
ebensowenig mehr gibt, als das alte Oester¬
reich) nach Baden zum Spieltisch, Fiakerfahrt
im frühen Morgen an der Seite des un¬
erbittlichen Gewinners wieder zurück in die
Kaserne, tags darauf der krankhafte Versuch,
die Summe aufzutreiben, und dann die Nacht,
die die letzte ist, eine unerhoffte Liebesnacht,
knapp vor dem Sterben; in zwei Tage und
zwei Nächte sind hier Leichtsinn und Wagnis,
Himmel und Hölle gedrängt. Das Schicksal
des Leutnants Willi, der sich gar nicht aus
unbezähmbarem Drang an den Spieltisch
setzt, sondern nur deswegen, um durch den
Gewinn von tausend Gülden das Leben eines
andern zu retten, eines ehemaligen Kameraden,
terfüllt sich in diesen achtundvierzig Stunden
icht in gerader Linie. Immer wieder ersteht
Zne neue Hoffnung, und hätte Willi nur noch
elpas gewartet, so wäre sie nicht nur er¬
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ArtuxSchuitzler neue Novells¬
ns „Spiel im Morgenrauen“ (Berlin,
S. Fischer kehrt in ein Oesterreich zurück,
das es nicht mehr gibt und in dem allein sie
In ihre Möglichkeit und Lebenswahrheit hat. Ein
s Seitenstuck zum „Leutnant Gustl“, also eine
1 Offiziersgeschichte, und ebenso wie diese aus
der Tragik geboren, die mit dem Vorzug und
der Bürde einer eklusiven Berufsehre un¬
löslich verbunden sein muß. Dort kann sich
der Leutnant keine Satisfaktion für eine
tätliche Beleidigung holen und kommt nach
einer qualvollen Nacht mit dem Leben davon.
Hier verspielt Leutnant Willi elftausend
Gulden im Hasard, kann sie nicht bezahlen
und zieht von den zwei übrigbleibenden Kon¬
sequenzen die eine, die ihn vor künftigem
Zivilistenleben bewahrt: die Kugel durch den
Kopf. Eine Tragödie, die fast zu einfach, in
ihren Motiven zu bekannt und zu abgenüßt er¬
scheint. Aber welch Gesicht gewinnt sie in
dieser pirtuosen Erzählung, der man ohne
Atemholen folgt, von der Alserkaserne (die es
ebensowenig mehr gibt, als das alte Oester¬
reich) nach Baden zum Spieltisch, Fiakerfahrt
im frühen Morgen an der Seite des un¬
erbittlichen Gewinners wieder zurück in die
Kaserne, tags darauf der krankhafte Versuch,
die Summe aufzutreiben, und dann die Nacht,
die die letzte ist, eine unerhoffte Liebesnacht,
knapp vor dem Sterben; in zwei Tage und
zwei Nächte sind hier Leichtsinn und Wagnis,
Himmel und Hölle gedrängt. Das Schicksal
des Leutnants Willi, der sich gar nicht aus
unbezähmbarem Drang an den Spieltisch
setzt, sondern nur deswegen, um durch den
Gewinn von tausend Gülden das Leben eines
andern zu retten, eines ehemaligen Kameraden,
terfüllt sich in diesen achtundvierzig Stunden
icht in gerader Linie. Immer wieder ersteht
Zne neue Hoffnung, und hätte Willi nur noch
elpas gewartet, so wäre sie nicht nur er¬