II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 874


Nichel hergeführt, auf deren Route Wien so oft nichts weiter als ein
Einhalt Vorort zum Balkan und zu noch interessanteren Ländern ist.
aber Sondern diesmal dürfte er nichts weiter als Städtebummler sein,
ligion.
und diese unvorhergesehenen Tage der Muße will er hier ver¬
Brößte, bringen, wohin ihn die Erinnerung eines bejubelten Gastspiels,
der Ruhm des Burgtheaters und des kunsthistorischen Museums
s Urteil. und die Meinung lockt, daß der Rhythmus unseres Lebens so
mentraf. leicht und so beschwingt ist wie sonst nur in Paris.
ie Hand
Herr Le Bargy ist der Don Juan der französischen Bühne.
Die Abarten dieses Charakters, von dem legendentreuen des
sagte
u.“
Molière bis zum kompleren, durchaus modernen Marquis de
Sie Ihren
Priola von Lavedau, verkörpern sich dem französischen Theater¬
ner hier.
besucher in der Gestalt des Herrn Le Bagy, in seiner Eleganz der
ich hinzu,
großen spanischen Reverenz mit dem Federhut oder in seiner Art,
Eminenz die letzte Mode zu individualisieren. Als strebender Schauspieler
konnte sich Herr Le Bargy nicht in dem von hundert Fesseln
ine Auf- der Tradition und der Rücksichten gehaltenen
Théätre¬
d
mich Francais wohlfühlen.
Er wurde hier, wo er
seinen
ebsamen
ganzen künstlerischen
Weg durchschritten hat,
rasch
: Hand
Alleinherrscher in seinem Fach, Regisseur und einer der Mit¬
lassen bestimmer in der Theaterrepublik. Aber doch trat er bald zur Fronde
über, die die klassische Bühne und ihr Direktor in Paris haben,
meines und seine Kämpfe gegen das „Regime“, im Hause Molière sind
fsuchte, nicht minder bekannt als seine schauspielerischen Erfolge. Die
wiesen; Anzahl seiner Demissionen ist nicht mehr in Erinnerung der
mlungen getreuesten Chronisten, nun soll es aber ernst werden. Wie es
rschlossen das Reglement vorschreibt, erbat sich Herr Le Bargy vor sechs
Hliothek,
Monaten wieder den Abschied, erneuerte das Gesuch zur rechten
n galt. Zeit und wird in Kürze bald seine letzte Vorstellung auf der
nir die
staatlichen Szene geben.
damals
„Sonnenthal hatte mir seinerzeit versprochen,“ so erzählt
bei
Herr Le Bargy im Rauchzimmer seines Hotels, „mitzuwirken,
keiten, wenn ich von der Comedie=Francaise meinen Abschied nehme.
froßen Bekanntlich hat man da das Recht, jeden Kollegen, den man
ihn will, einzuladen. Und Sonnenthal, der ja das Wohlwollen in
über Person war, wollte tatsächlich in französischer Sprache mitspielen.
onders
Ich hätte ihn seinerzeit gewiß an sein Versprechen erinnert, und
ichtet,
es wäre in Paris keine geringe Sensation gewesen, wenn er,
werde
dessen Name dort einen guten Klang hat, eigens für meine Vor¬
ver¬
stellung hingekommen wäre. Es gab mir einen Stich, als ich
von seinem Tod erfuhr. Ich habe ihn nie auf der Bühne ge¬
mehr- sehen, aber im Leben war er unendlich interessant und
Nann;
gütig.“
lauben
Sonnenthal ist für Herrn Le Bargy und, wie er sagt, für
sein,
alle Franzosen, der deutsche Schauspieler kat exochen gewesen.
der Wenn man einen anderen Großen nennt,
fragt Herr
der Le Bargy: „Ist er bedeutender als Sonnenthal?“ Ob Mitter¬
festen wurzer bedeutender war als Sonnenthal, ob Kainz, die alle Herr
Le Bargy nicht auf der Bühne gesehen hat, aber auf seinen
Peccis Kreuz- und Querfahrten durch die Welt kennen lernte. Mitter¬
is in wurzer sieht er ähnlich, hat man ihm versichert, und er verlangt
utschen besonders eine genaue Beschreibung von Kainz, von seinem Aus¬
sehen, welche Rollen er hatte, ob er Verse so gut sprach wie
Seine
Prosa und in modernen Stücken so gut war wie im
voller
klassischen Drama. Von Berliner Schauspielern weiß Herr
Le Bargy nicht viel, von Matkowsky hat er nichts gehört. Aber
Sie Bassermann kennt und bewundert er als einen der besten unserer
Hand Generation. Es interessiert ihn, die Geschichte des Iffland¬
m, weil Ringes zu hören, und um sie sich besser zu merken, notiert er
egenheit sich die Reihe der Besitzer auf. Daß Bassermann die Ehre ver¬
ienz zu dient, förmlich zum Haupte der deutschen Schauspieler ausgerufen
mit der
zu sein, scheint ihm unzweifelhaft.
voraus¬
„Und wem würden Sie den Ring geben, wenn ein solcher
Seiner in Frankreich existierte und Sie über ihn zu bestimmen hätten?“
kuß mit
Herr Le Bargy antwortet ohne die Verlegenheit, die bei
t voll anderen bei so einer Frage an der Tagesordnung wäre: „Dem
en Sie Schauspieler Guitry, dem Darsteller der Gewaltmenschen, wie sie
nich in Henri Bernstein zeichnet. Man kennt ihn nicht genau im Aus¬
land, weil er nur selten reist, wenigstens nicht in Europa. Aber
tat des er ist ganz gewiß der Bedeutendste, den wir jetzt in Frankreich
iligkeit haben, und derjenige, der die ursprünglichste Kraft repräsentiert.
im die Die Bühne von heute hat ja nicht mehr die ganz großen Indivi¬
Scaladualitäten, wenigstens unter den Jüngeren. Die ganz Großen
ne be- werden ja in jedem Zeitalter immer durch eine Idee angezogen,
geklei=fihr Gehirn wird vom ersten Gedanken an geradezu auf diese eine
geführt Richtung fassoniert. Wer weiß, wic viele Bankdirektoren,
Blatt Techniker und Aviatiker es heutzutage gibt, die in einer früheren
assenen Epoche Romantiker oder Schauspieler oder Dichter geworden
selbst wären! Aber Guitry ist eine Individualität, eine Eigenart, der