box 22/9
17.3. Zum grossen stel
Darstellung war dem Stücke ebenbürtig. Zu nennen sind die Herren
Valberg, Dumont und Guttmann. — „Mamzell Conrasche“ ein reizendes
Bild aus dem dreißigjährigen Kriege von Erich Korn gefiel nicht blos
wegen des Costumes und wegen der famosen Darstellung durch die Herren
Bulß, Valberg, Nerz, Strauß und Fräulein Helm, sondern auch wegen
seiner Gratie und wegen seiner guten Charakterzeichnung. Aich hier ist
+
ein Stück Leben, volles, pulsierendes Leben. — Eine Burleske neunt
11:
Schnitzler sein Stück „Zum großen Wurstl“. Ist es nicht mehr? Mitten
in dem skurrilen Spiel, unter dem Gelächter des Publikums oben und
unten, beschleichen uns die Schauer des Unheimlichen. Der Dichter auf
der Bühne, dem plötzlich vor seinen eigenen Gestalten Angst wird, ist er
nicht der Dichter selbst, dem vor dem tollen Spuck der Menschen graust,
die er selbst geschaffen und von denen er sein Hirn durch ein herzliches,
ei
befreiendes Lichen entlasten will? Im „großen Wurstl“ zeigt Schnitzler
seine geistige Verwandtschaft mit E. T. A. Hoffmann, der ja auch den
Zusammenhang der Automaten und der Mirionetten mit dem rein¬
menschlichen empfunden und dichterisch bearbeitet hat. Daß Jarno „Zum
großen Wurstl“ zur Aufführung brachte, dafür verdient er besonderen
#nt
Dank. Jarno liebt die Absonderlichkeiten, die Seltsamkeiten und daß er
sie liebt und die ausgetretenen Pfade des Alltags verschmähend, seine
Nit
eigenen Wege wandelt, macht ihn den guten Europäern wert. Daß er so
öhe
nebenher auch den Erfolg auf seinem Wege findet, das kann dieser Wert¬
ter
P. H.
schätzung keinen Abbruch tun
en,
sen
ge¬
650
Zur
ate
mmoee rrfauslüst auf
##für das Publikum, das
alle Absichten des Autors einging und sich von seinen Schwächen nicht
be
verstimmen ließ.
Lustspieltheater.
Drei Einakter von verschiedener Abstammung, aber jeder eigen¬
artiger Prägung bildeten ein Dreigespann. Der erste „Die Fahrt
de
über den Styx“ fordert schon Ehrfurcht vor seinem Alter. Paul¬
Lindau hat ein sehr verdienstvolles Werk geleistej, als er die
Satyren des Lucian aus dem Schutt des Vergessens hervorholte und##
sie mit der modernen Pathetik durchglühte. Leider sind dem auf das
Sitstück eingedrillten Schauspielerkorps des Lustspieltheaters die stili¬
sierten Geberden fremd und so kam die lustige, Großmutter alter Satyre
Das zweite Stück „Mamselle ih¬
um den verdienten Erfolg.
20
Courasche“ schlug schon kräftiger ein. Der Autor, Erich Korn,
2
verfügt über bedeutendes dramatisches Geschick, kann auch den Dialog
durch nur allzu gepfefferte Apergus beleben, vergißt aber bei seiner
A0
Detailmalerei an das Wesentliche, an die psychologische Vertiefung.
Das Dramolet besteht eigentlich aus zwei den einander gelöteten;
Hälften, doch sind die Luftlöcher nicht so geschickt verstopft, daß sie
jeden fremden Luftzutritt versperren. Trotz dieser Schwäche gefiel das
Werkchen wegen seiner dramatischen Schlagkraft. Es fand auch eine
gute Darstellung; Fräulein Helm zeigte besonders in den leiden¬
schaftlichen Momenten großes Können und auch Herr Bulß charakte¬
ar
risierte den heißblütigen. geidgierigen Italiener vortrefflich. Die Herren
Dumont, Nerz, Kneidinger und Valberg waren gleich¬
falls recht tüchtig. Ein herrliches Ueberbrettlied von Oskar Straus
wurde von Herrn Strauß überraschend gut vorgetragen. — Den
ihr
Abend beschloß eine geistreiche, mutige Selbstpersiflage Schnitzlers
nic
„Zum großen Wurstl“ in der der Dichter allen, die von seines
Geistes Gnaden leben, das ominöse „Besen, Besen, seids gewesen“ zu¬
den
ruft. Die Herren Jarno, Hofer und Straßni stachen aus der
auf
übergroßen Reihe der Mitwirkenden durch ihren persönlichen Ton
ging
hervor.
Diä
Intimes Thaatae
7