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14. Der Schleien derBeatrige
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für die Werke bekannter Autoren in der Regel schon
vor der Lectüre versucht wird und nicht das geringste
mit der Frage der Annahme oder Ablehnung im
einzelnen Falle zu thun hat. Den Herren wäre es
niemals gelungen, auch nur den Schein eines Beweises,
dass auf Seite des Herrn Schlenther ein Wortbruch
vorliegt, zu liefern, wenn sie nicht so glücklich
einen Vertrauensbruch, den sie selbst begiengen,
gegen den Gegner ins Treffen geführt hätten. Die
Publication des Briefes, den Herr Schlenther
an den Autor, dem jetzt angeblich ein -Rechte verletzt
ist, am 13. Februar gerichtet hat und worin er ihn
#freundschaftlich vor dem Deutschen Theater in
Berlin warnts, gehört wohl zu den abenteuerlichsten
Taktlosigkeiten, zu denen sich je der freche Dünkel
gebietender Pressleute verstiegen hat. Es bleibt un¬
erfindlich, wie Herr Schnitzler, den selbst die Bestreiter
seiner dichterischen Originalität und Größe bisher als
bescheiden wirkenden und dem Cliquentreiben ent¬
rückten Literaten zu schätzen wussten, seine Zustim¬
mung zu diesem Schritt und zu dem ganzen Protest
ertheilen konnte.
Dass die Wiener Oeffentlichkeit ihr Urtheil über
den Autor der -Liebelei- nunmehr ändern und bei den
folgenden Aufführungen dieses Stückes vielleicht an
der Stelle: -Ich sag’ es immer, man soll nicht Briefe
schreibene am kräftigsten applaudieren wird, wäre
nun freilich nicht die erschreckendste der Folgen des
üblen Handels. Es gibt noch andere, die die pro¬
testierenden Herren sicherlich nicht vorausgesehen
und sicherlich auch nicht gewünscht haben. Die
Stellung des Herrn Schlenther ist auf mindestens zehn
Jahre gefestigt. Was dem Manne jederzeit bei seinen Vor¬
gesetzten fast noch mehr als die eigene Höflichkeit ge¬
nützt hat, ist die Unhöflichkeit der Wiener Tagespresse.
Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, dass die An¬
griffe, die die meisten Burgtheaterkritiker seit Jahr und
Tag auf Herrn Schlenther verüben, an maßgebender Stelle
14. Der Schleien derBeatrige
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für die Werke bekannter Autoren in der Regel schon
vor der Lectüre versucht wird und nicht das geringste
mit der Frage der Annahme oder Ablehnung im
einzelnen Falle zu thun hat. Den Herren wäre es
niemals gelungen, auch nur den Schein eines Beweises,
dass auf Seite des Herrn Schlenther ein Wortbruch
vorliegt, zu liefern, wenn sie nicht so glücklich
einen Vertrauensbruch, den sie selbst begiengen,
gegen den Gegner ins Treffen geführt hätten. Die
Publication des Briefes, den Herr Schlenther
an den Autor, dem jetzt angeblich ein -Rechte verletzt
ist, am 13. Februar gerichtet hat und worin er ihn
#freundschaftlich vor dem Deutschen Theater in
Berlin warnts, gehört wohl zu den abenteuerlichsten
Taktlosigkeiten, zu denen sich je der freche Dünkel
gebietender Pressleute verstiegen hat. Es bleibt un¬
erfindlich, wie Herr Schnitzler, den selbst die Bestreiter
seiner dichterischen Originalität und Größe bisher als
bescheiden wirkenden und dem Cliquentreiben ent¬
rückten Literaten zu schätzen wussten, seine Zustim¬
mung zu diesem Schritt und zu dem ganzen Protest
ertheilen konnte.
Dass die Wiener Oeffentlichkeit ihr Urtheil über
den Autor der -Liebelei- nunmehr ändern und bei den
folgenden Aufführungen dieses Stückes vielleicht an
der Stelle: -Ich sag’ es immer, man soll nicht Briefe
schreibene am kräftigsten applaudieren wird, wäre
nun freilich nicht die erschreckendste der Folgen des
üblen Handels. Es gibt noch andere, die die pro¬
testierenden Herren sicherlich nicht vorausgesehen
und sicherlich auch nicht gewünscht haben. Die
Stellung des Herrn Schlenther ist auf mindestens zehn
Jahre gefestigt. Was dem Manne jederzeit bei seinen Vor¬
gesetzten fast noch mehr als die eigene Höflichkeit ge¬
nützt hat, ist die Unhöflichkeit der Wiener Tagespresse.
Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, dass die An¬
griffe, die die meisten Burgtheaterkritiker seit Jahr und
Tag auf Herrn Schlenther verüben, an maßgebender Stelle