II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 81

14: Der Schleiender eatrige
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Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Wien, IX, Türkenstrasse 17.

Filiale in Budapest: „Figyelé“
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm
Ausschnitt aus: Wioner Salonhlatt.
vom1H(0.400.
= Sehr vornehm ist die Geschichte vom „Schleier der
Beatrice" Arthur Schnitzler, der durch die Direction
des Burgtheaters dupirte Autor des Stückes, hätte jedenfalls
eine andere Behandlung verdient. Aber nicht nur ein so hervor¬
ragendes Talent, wie es Schnitzler ist, auch der Geringste unter
den Autoren hat Anspruch auf eine gewisse Aufrichtigkeit von
Seiten der Theaterleitungen Es geht nicht an, daß ein Director
einmal erklärt, er habe ein Drama angenommen, und dann
wieder, nach Monaten, er könne das Opus nicht brauchen. Ein
Mann, ein Wort! Gegen contractbrüchige Schauspieler werden
strengste Maßregeln getroffen, gegen doppelzüngige Directoren,
besonders wenn sie von unbekannten Größen, von einem Bilde
von Sais, das Niemand zu enträthseln vermag, poussirt und
gehalten werden, gibt es leider kein Gericht. Schriftsteller und
Künstler scheinen ja überhaupt vogelfrei zu sein: sie finden nie
Recht, da Viele die freien Berufe hassen. Dagegen genießt, selbst
der Presse gegenüber, das Andenken der anrüchigsten und gefähr¬
lichsten Person, wenn sie auch nur in ihren unsauberen Ge¬ as¬
schäften mit allerkleinsten Provinzgrößen zu thun hatte, den en
weitestgehenden Schutz der mancherlei Deutungen zulassenden
Gesetze. Nicht speciell von Oesterreich ist da gesprochen, aber im
Allgemeinen: an Schriftsteller und Künstler wagen sich Alle
heran, und wenn es auch nur ein unbesoldeter Rechnungs¬
nn
concipient oder ein Steueramtsdiener ist. Unter solchen Um¬
ständen kann auch Arthur Schnitzler nicht zu seinem Rechte in
kommen, wenn auch sieben der hervorragendsten Wiener Schrift¬
steller eine Lanze für ihn gebrochen haben und wenn er auch
materiell noch so sehr geschädigt ist.
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von /70 7 05
Unter der Ungunf
des schönen Wetters hatte auch das Burgtheater „schlechte Häuser“
mit knapper Ausnahme einiger Baumeister= und Kainz=Abende uns
der bisherigen drei Premièren=Abende, die sich schon sehen lasse
konnten, jedoch nicht hinlänglich nachwirkten. Man kennt in Deutsch
land bereits die socialpolitischen „Mütter“ von Robert Hirschfeld
Man kennt auch den Calderon=Schwank „Zwei Eisen im Feuer“
den der bewährte Prager Dichter und Theaterkritiker Friedrich Adler ge
schickt umgedichtet und umgereimt hat. Es ist die Geschichte des armer
Edelmannes, der als Doppelgänger zwei Damen gleichzeitig umwirbt
Sie wird im Burgtheater munter dargestellt, doch zu derb fü
spanische Ansprüche. Ein Festabend für Feinschmecker war die Feie
des Geburtstags unserer trefflichen Dichterin Marie v. Ebner
Eschenbach durch Vorführung ihrer dramatischen Spielsachen „An
Ende“, „Doctor Ritter“ und „Ohne Liebe“. Neu war daran de¬
außerordentlich fein geführte Dialog eines bewunderungswürdit
Für
charakterisirten Aristokratenpaares, das, einst geschieden, am Ende
des Lebens sich wieder zusammenfindet, ohne alle Empfindsamkeit
5
doch auf Grund natürlicher Empfindungen. Das September=Publik
10 cum zeigte sich weniger dankbar als draußen die geistige Aristokraties
welche der Dichterin viele Ehrungen bereitete, darunter das erstigas
Abonne weibliche Ehrendoctorat der Wiener Universität. Das Theatergen
publicum wurde im Burgtheater übrigens falsch eingestimmt durch
Abonne
einen ungeschickten Prolog, der mit literarhistorischen Redensarter
1 die arme Sappho heraufbeschwor, mit deren rücksichtsloser Siungie
Inhalti lichkeit unsere feine tactfeste Charakterdichterin in ihrer sonnigepn¬
blätt
Klarheit, sanft erwärmenden Menschenfreundlichkeit und wohlwollenig")
wodure
den Satire sicherlich die geringste Aehnlichkeit besitzt.
ben
des In
Mehr als mit dem Burgtheater selbst beschäftigte sich das Wienegen
werden
Publicum mit der kleinen Unordnung, daß Frau Schratt nich
pünctlich zu den Proben erschien, und mit den welthistorischen Folgen
dieser Thatsache. Ob die Gerüchte sich bewahrheiten, die bald der
Director Schlenther, bald die ganze vorschnelle Generalintendand
ihrem Achilleszorn opfern, wird, wie wir Poliliker sagen, abzus
warten sein. An Schleuther nagt manche kritische Wespe, die der
Burgtheaterthron anlockt. Es ist eine bekannte Eigentümlichkeit
der Wiener, daß sie nicht Nein sagen können, sondern lieber den
Bittsteller mit höflichen Redensarten hinhalten, bis er endlich nach
zehn vergeblichen Hhängen selber merkt, daß er keine Aussichten
hat. Diese landesübliche Methode der Höflichkeit ahmte Direcior
Schlenther bei dem Dramatiker Arthur Schnitzler und dessen
unaufführbarem „Schleier der Beatrice“ nach, verstand #u
aber nicht hinlänglich darauf. Schnitzler, Bahr und Wenossen
schleuderten ihm eunae seiner höflichsten und undorücbtlästen
an den Kopf, um seinen Sturz zu beschle