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14. Der Schleier der Beatrige
deln“ zum Rein=Menschlichen, zum Großen, zum über den Weg läuft; der auch diese Heißgeliebte Vorgia,
verläßt, weil sie — geträumt hat, die Gemahlin wissen.
Stil der Tragödie erheben sollte. Ob sein Talent
Wöunsgnreren.
des Herzogs zu sein; der sich schließlich vergiftet,
Der
dazu ausreichte; ob er über das Milicu, aus dessen
Zum ersten Male: „Der Schleier der
tes Lob.
sentimentaler, leicht koketter Genußfreude er kam,
da sie ihn, wirklich die Gattin des Herzogs ge¬
Beatrice.“ Schauspiel in fünf Akten von Ar¬
besten, i
I und dessen liebenswürdige Reize und kleine Schwä¬
thur Schnitzler.
worde ie daene onnsend der Sunscheldungschtungt
chen er meisterhaft beherrschte, hinauszuwachsen im¬
im viert
ein hübsches Mädel, das er sich für die Lust einer
waren
stande sein würde, das war die Frage, die er im
Die Wiener Note hat Arthur Schnitzlers
Nacht ausersehen hatte, flugs zur Herzogin macht;
Abends.
„Grünen Kakadu“ angerührt, und die die wohl¬
Glück auf der Bühne gemacht. Seine „Liebelei",
dem sofort der schwärzeste Verdacht aufsteigt, da
wollenden Beurteiler seines schönen, biegsamen
edlen ##
die rührende Komödie vom Wiener Mädel, ein Bild¬
sich die junge Gattin am Abend des Festes aus
Talentes zunächst sehr verschieden beantworten
Moderne
chen in engom Rahmen mit liebevoll getönten Far¬
mochten.
dem Park verliert und ohne Schleier zurückkommt;
vortreffl
ben gemalt, hat den jungen Wiener Arzt in die
der enblich ruhig in den Tod geht, da er sie, von
Basse
„Der Schleier der Beatrice", das fünfaktige
erste Reihe der Dramatiker gerückt, die aus der Mi¬
ihrem eigenen Bruder erdolcht, bei der Leiche ihres
einen ha
Schauspiel, dessen Premiere wir heute abend mit
lieu=Kunst oder der Heimatkunst ihre Stärke
Endlich das Mädchen
Buhlen liegen sieht
sierte m
sehr geteilten Empfindungen miterlebten, kommt
schöpften und ihren Erfolg gewannen. Die zier¬
selbst: ein Gemisch von Sentimentalität und
über den ehrlichen Versuch in dieser Richtung
Hofman#
lichen, wie mit Aquarellfarben flott gepinselten
Brunst, von Hingebung und Verderbtheit. Im
des Dramas großen Stils nicht hinaus. Wohl
setzt. Auch
Einakterchen des Anatolkreises verstärkten, ohne
ersten Akt noch verwandt jenen harmlos plauschen¬
drapiert sich Schnitzlers Muse mit dem schweren,
sie ist n
gerade an der Bühne nachhaltige Wirkung zu üben,
den Wiener Madeln, die der Schnitzler von ehemals
golddurchwirkten Mantel der Renaissance; wohl
spricht n
den gewonnenen Eindruck. Spätere Arbeiten ver¬
liebte; später näher rückend der Verderberin des
spielt sie mit Dolch und Gift und Menschenleben
bild von
wischten ihn nicht. Ein entzückend boshaftes, kleines
dener
Hauses Clémenceau und jenen Cocotten¬
und läßt uns manches schöne, klug gefaßte Wort
Lustspiel in einem Akt, „Literatur", verriet, daß
Naturen, die sich Gold, Kränze und Kronen listig
35
hören; aber der näher Zuschauende kommt nicht
Schnitzler vielleicht auch der Mann wäre, dem dar¬
00
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erschmeicheln, um eines Tages, als Dirnen er¬
darüber hinaus, daß es doch nur die maskierte
Altchlü
niederliegenden deutschen Lustspiel aufzuhelfen, ihm
kannt, von der Wut der Getäuschten bespieen, tot
blonde Wienerin ist, die da als tragische Muse das
wieder Geist und Grazie zu bringen, statt der öden
solcher
oder lebendig auf die Straße zu fliegen.
Zeitalter des verruchten italienischen Gewalt¬
Späße und grotesken Purzelbäume, mit denen es
Erfolg,
nd bei
Es ist ein schwerer Fehler, die große Zeit der
menschen Cäsar Borgia abhandelt; daß diese
jetzt unterhält.
Edlen von Bologna, Herzöge, Höflinge und Poeten,
Renaissance heraufbeschwören zu wollen, ohne
In einem kleinen einaktigen Schauspiel eines
[einen echten Renaissance=Menschen aus dem Grab
dem Wiener Anatol=Krois der neunziger Jahre
früheren Einaktercyklus — dem „Grünen Kakadu“
des letzten Jahrhunderts näher stehen, als jenen
zu rufen. Es ist kein kleinerer Fehler, das Zeit¬
hatte der Vielseitige spielend und ein wenig
Volognesern des 16. Jahrhunderts.
kolorit so einzig durch ein Schwelgen in Namen
spielerisch den Beweis zu erbringen gestrebt, daß er
Das Schlimme bei dieser Tragödie ist: die
aus der weichlichen, mit Sentimentalität und leich¬
zu geben und ein Riesenpersonal auf die Beine
ter Frivolität parfümierten Wiener Kunst heraus¬
Handlung erscheint so verworren, wie die Men¬
zu bringen, ohne mehr zu erzielen, als Lärm und
schen. Es sind Sklaven des Augenblicks, die ihrer
Getöse von Worten und Waffen.
könne. Eine Verbrecherkomödie aus der Revolu¬
tionszeit hat er in ein paar knappen, kecken Szenen
Laune nachleben und ihr flüchtiges Begehren zu
So bleibt der letzte Eindruck ein peinlicher.
festgehalten: das Ende einer Eifersuchtstragödie
adeln, gutklingende Worte prägen. Nervöse, halt¬
Wir sehen ein starkes Talent, das sich auch in
und doch mehr einen ersten Akt zu einem ungeschvie¬
lose. umhergerüttelte Menschen im Grunde, pro¬
Mindergelungenem nicht verleugnet, sich vergebens
benen Trauerspiel, daß den verlotterten Adel des
blematische Naturen, vom Talent durchblitzt, durch
mühen, uns zu fesseln, uns zu erwärmen, uns gru¬
Gewand und Sprache für kurze Momente der Jetzt¬
Königreiches aus seinem nervenkitzelnden Zeitver¬
seln zu machen. Aber seine Renaissance=Menschen
treib in der Komödiantenspelunke der Guillotine
zeit entrückt und immer wieder verratend, daß sie
ragen nicht in blutiger Größe vor uns auf; sie er¬
zuführte ... Hier war der erste Versuch, eine An¬
das heiße Bomühen eines strebsamen Dichters nur
schrecken uns nur durch die Ungereimtheit ihrer
ins Kostüm gesteckt.
deutung, ein Prolog, wenn man so will, für eine
Handlungen und durch die peinliche Plötzlichkeit
große dramatische Arbeit gegeben, die sich
ihrer erstaunlichen Entschlüsse. Das ist alles. Und
Ein Dichter, der eine geliebte Braut verläßt
aus dem spezifisch Wienerischen, aus dem
um einer Sechzehnjährigen willen, die ihm mit
zuweilen langweilen sie uns ein bischen und lassen
engen Kreis von Anatols und „lieben, süßen Mä= dunklen Augen und schweren, schwarzen Flechten] uns ungeduldig warten auf die Henkersknechte des
14. Der Schleier der Beatrige
deln“ zum Rein=Menschlichen, zum Großen, zum über den Weg läuft; der auch diese Heißgeliebte Vorgia,
verläßt, weil sie — geträumt hat, die Gemahlin wissen.
Stil der Tragödie erheben sollte. Ob sein Talent
Wöunsgnreren.
des Herzogs zu sein; der sich schließlich vergiftet,
Der
dazu ausreichte; ob er über das Milicu, aus dessen
Zum ersten Male: „Der Schleier der
tes Lob.
sentimentaler, leicht koketter Genußfreude er kam,
da sie ihn, wirklich die Gattin des Herzogs ge¬
Beatrice.“ Schauspiel in fünf Akten von Ar¬
besten, i
I und dessen liebenswürdige Reize und kleine Schwä¬
thur Schnitzler.
worde ie daene onnsend der Sunscheldungschtungt
chen er meisterhaft beherrschte, hinauszuwachsen im¬
im viert
ein hübsches Mädel, das er sich für die Lust einer
waren
stande sein würde, das war die Frage, die er im
Die Wiener Note hat Arthur Schnitzlers
Nacht ausersehen hatte, flugs zur Herzogin macht;
Abends.
„Grünen Kakadu“ angerührt, und die die wohl¬
Glück auf der Bühne gemacht. Seine „Liebelei",
dem sofort der schwärzeste Verdacht aufsteigt, da
wollenden Beurteiler seines schönen, biegsamen
edlen ##
die rührende Komödie vom Wiener Mädel, ein Bild¬
sich die junge Gattin am Abend des Festes aus
Talentes zunächst sehr verschieden beantworten
Moderne
chen in engom Rahmen mit liebevoll getönten Far¬
mochten.
dem Park verliert und ohne Schleier zurückkommt;
vortreffl
ben gemalt, hat den jungen Wiener Arzt in die
der enblich ruhig in den Tod geht, da er sie, von
Basse
„Der Schleier der Beatrice", das fünfaktige
erste Reihe der Dramatiker gerückt, die aus der Mi¬
ihrem eigenen Bruder erdolcht, bei der Leiche ihres
einen ha
Schauspiel, dessen Premiere wir heute abend mit
lieu=Kunst oder der Heimatkunst ihre Stärke
Endlich das Mädchen
Buhlen liegen sieht
sierte m
sehr geteilten Empfindungen miterlebten, kommt
schöpften und ihren Erfolg gewannen. Die zier¬
selbst: ein Gemisch von Sentimentalität und
über den ehrlichen Versuch in dieser Richtung
Hofman#
lichen, wie mit Aquarellfarben flott gepinselten
Brunst, von Hingebung und Verderbtheit. Im
des Dramas großen Stils nicht hinaus. Wohl
setzt. Auch
Einakterchen des Anatolkreises verstärkten, ohne
ersten Akt noch verwandt jenen harmlos plauschen¬
drapiert sich Schnitzlers Muse mit dem schweren,
sie ist n
gerade an der Bühne nachhaltige Wirkung zu üben,
den Wiener Madeln, die der Schnitzler von ehemals
golddurchwirkten Mantel der Renaissance; wohl
spricht n
den gewonnenen Eindruck. Spätere Arbeiten ver¬
liebte; später näher rückend der Verderberin des
spielt sie mit Dolch und Gift und Menschenleben
bild von
wischten ihn nicht. Ein entzückend boshaftes, kleines
dener
Hauses Clémenceau und jenen Cocotten¬
und läßt uns manches schöne, klug gefaßte Wort
Lustspiel in einem Akt, „Literatur", verriet, daß
Naturen, die sich Gold, Kränze und Kronen listig
35
hören; aber der näher Zuschauende kommt nicht
Schnitzler vielleicht auch der Mann wäre, dem dar¬
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erschmeicheln, um eines Tages, als Dirnen er¬
darüber hinaus, daß es doch nur die maskierte
Altchlü
niederliegenden deutschen Lustspiel aufzuhelfen, ihm
kannt, von der Wut der Getäuschten bespieen, tot
blonde Wienerin ist, die da als tragische Muse das
wieder Geist und Grazie zu bringen, statt der öden
solcher
oder lebendig auf die Straße zu fliegen.
Zeitalter des verruchten italienischen Gewalt¬
Späße und grotesken Purzelbäume, mit denen es
Erfolg,
nd bei
Es ist ein schwerer Fehler, die große Zeit der
menschen Cäsar Borgia abhandelt; daß diese
jetzt unterhält.
Edlen von Bologna, Herzöge, Höflinge und Poeten,
Renaissance heraufbeschwören zu wollen, ohne
In einem kleinen einaktigen Schauspiel eines
[einen echten Renaissance=Menschen aus dem Grab
dem Wiener Anatol=Krois der neunziger Jahre
früheren Einaktercyklus — dem „Grünen Kakadu“
des letzten Jahrhunderts näher stehen, als jenen
zu rufen. Es ist kein kleinerer Fehler, das Zeit¬
hatte der Vielseitige spielend und ein wenig
Volognesern des 16. Jahrhunderts.
kolorit so einzig durch ein Schwelgen in Namen
spielerisch den Beweis zu erbringen gestrebt, daß er
Das Schlimme bei dieser Tragödie ist: die
aus der weichlichen, mit Sentimentalität und leich¬
zu geben und ein Riesenpersonal auf die Beine
ter Frivolität parfümierten Wiener Kunst heraus¬
Handlung erscheint so verworren, wie die Men¬
zu bringen, ohne mehr zu erzielen, als Lärm und
schen. Es sind Sklaven des Augenblicks, die ihrer
Getöse von Worten und Waffen.
könne. Eine Verbrecherkomödie aus der Revolu¬
tionszeit hat er in ein paar knappen, kecken Szenen
Laune nachleben und ihr flüchtiges Begehren zu
So bleibt der letzte Eindruck ein peinlicher.
festgehalten: das Ende einer Eifersuchtstragödie
adeln, gutklingende Worte prägen. Nervöse, halt¬
Wir sehen ein starkes Talent, das sich auch in
und doch mehr einen ersten Akt zu einem ungeschvie¬
lose. umhergerüttelte Menschen im Grunde, pro¬
Mindergelungenem nicht verleugnet, sich vergebens
benen Trauerspiel, daß den verlotterten Adel des
blematische Naturen, vom Talent durchblitzt, durch
mühen, uns zu fesseln, uns zu erwärmen, uns gru¬
Gewand und Sprache für kurze Momente der Jetzt¬
Königreiches aus seinem nervenkitzelnden Zeitver¬
seln zu machen. Aber seine Renaissance=Menschen
treib in der Komödiantenspelunke der Guillotine
zeit entrückt und immer wieder verratend, daß sie
ragen nicht in blutiger Größe vor uns auf; sie er¬
zuführte ... Hier war der erste Versuch, eine An¬
das heiße Bomühen eines strebsamen Dichters nur
schrecken uns nur durch die Ungereimtheit ihrer
ins Kostüm gesteckt.
deutung, ein Prolog, wenn man so will, für eine
Handlungen und durch die peinliche Plötzlichkeit
große dramatische Arbeit gegeben, die sich
ihrer erstaunlichen Entschlüsse. Das ist alles. Und
Ein Dichter, der eine geliebte Braut verläßt
aus dem spezifisch Wienerischen, aus dem
um einer Sechzehnjährigen willen, die ihm mit
zuweilen langweilen sie uns ein bischen und lassen
engen Kreis von Anatols und „lieben, süßen Mä= dunklen Augen und schweren, schwarzen Flechten] uns ungeduldig warten auf die Henkersknechte des