II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 309

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14: Der schleier der Bestrige
deln“ zum Rein=Menschlichen, zum Großen, zum über den Weg läuft; der auch diese Heißgeliebte Vorgia, die wir fünf Akte lang vor den Toren
verläßt, weil sie — geträumt hat, die Gemahlin! wissen.
Stil der Tragödie erheben sollte. Ob sein Talent
er.
dazu ausreichte; ob er über das Milieu, aus dessen
des Herzogs zu sein; der sich schließlich vergiftet,
Der Aufführung gebührt kein uneingeschränk¬
chleier der
sentimentaler, leicht koketter Genußfreude er kam,
da sie ihn, wirklich die Gattin des Herzogs ge¬
tes Lob. Irene Triesch war gut. Fast am
tten von Ar¬
worden, in der Brautnacht besucht ... Ein Her¬
und dessen liebenswürdige Reize und kleine Schwä¬
besten, wenn sie nicht sprach. Ihr stummes Spiel
zog, der am Vorabend der Entscheidungsschlacht
chen er meisterhaft beherrschte, hinauszuwachsen im¬
im vierten Akt, der Aufschrei ihrer Todesangst, das
Schnitzlers
ein hübsches Mädel, das er sich für die Lust einer
stande sein würde, das war die Frage, die er im
waren die beiden bedeutendsten Momente des
ine „Liebelei“,
Nacht ausersehen hatte, flugs zur Herzogin macht;
„Grünen Kakadu“ angerührt, und die die wohl¬
Abends. Auch Kayßler legte seinen Herzog in
dem sofort der schwärzeste Verdacht aufsteigt, da
Mädel, ein Bild¬
wollenden Beurteiler seines schönen, biegsamen
edlen Linien an. Rudolf Rittner betonte alles
sich die junge Gattin am Abend des Festes aus
Talentes zunächst sehr verschieden beantworten
getönten Far¬
Moderne in seiner Rolle. Den Vers behandelt der
mochten.
dem Park verliert und ohne Schleier zurückkommt;
er Arzt in die
vortreffliche Künstler leider ohne Glück. Albert
der endlich ruhig in den Tod geht, da er sie, von
ie aus der Mi¬
„Der Schleier der Beatrice", das fünfaktige
Bassermann gab einer kleinen Valentinrolle
ihre Stärke
ihrem eigenen Bruder erdolcht, bei der Leiche ihres
Schauspiel, dessen Premiere wir heute abend mit
einen herrischen Ton. Oskar Sauer charakteri¬
Endlich das Mädchen
Buhlen liegen sieht ..
Die zier¬
sehr geteilten Empfindungen miterlebten, kommt
n.
sierte mit Glück einen feinen und geschmeidigen
ott gepinselten
selbst: ein Gemisch von Sentimentalität und
über den ehrlichen Versuch in dieser Richtung
Hofmann. In den Nebenrollen war viel falsch be¬
Brunst, von Hingebung und Verderbtheit. Im
stärkten, ohne
des Dramas großen Stils nicht hinaus. Wohl
setzt. Auch Louise Dumont war am falschen Platz;
ersten Akt noch verwandt jenen harmlos plauschen¬
drapiert sich Schnitzlers Muse mit dem schweren,
rlung zu üben,
sie ist nicht mehr jung genug für die Rosina und
den Wiener Madeln, die der Schnitzler von ehemals
Arbeiten ver¬
golddurchwirkten Mantel der Renaissance; wohl
spricht nauerdings peinlich manieriert. Das Stadt¬
liebte; später näher rückend der Verderberin des
spielt sie mit Dolch und Gift und Menschenleben
shaftes, kleines
bild von Bologna hielt sich in den Grenzen beschei¬
Hauses Clémenceau und jenen Cocotten¬
dener Schönheit.
verriet, daß
und läßt uns manches schöne, klug gefaßte Wort
Naturen, die sich Gold, Kränze und Kronen listig
väre, dem dar¬
hören; aber der näher Zuschauende kommt nicht
Beifall und Widerspruch hielten sich nach den
erschmeicheln, um eines Tages, als Dirnen er¬
#fzuhelfen, ihm
darüber hinaus, daß es doch nur die maskierte
Aktschlüssen die Wage. So können die Freunde
kannt, von der Wut der Getäuschten bespieen, tot
statt der öden
blonde Wienerin ist, die da als tragische Muse das
solcher Renaissancetragödien sagen: es war ein
oder lebendig auf die Straße zu fliegen.
mit denen es
Zeitalter des verruchten italienischen Gewalt¬
Erfolg, und die Gegner: es war ein Durchfall.
Es ist ein schwerer Fehler, die große Zeit der #####nd beide haben Recht.
menschen Cäsar Borgia abhandelt; daß diese
R. P.
Edlen von Bologna, Herzöge, Höflinge und Poeten,
Renaissance heraufbeschwören zu wollen, ohne
chauspiel eines
einen echten Renaissance=Menschen aus dem Grab
rünen Kakadu“
dem Wiener Anatol=Krois der neunziger Jahre
des letzten Jahrhunderts näher stehen, als jenen
zu rufen. Es ist kein kleinerer Fehler, das Zeit¬
und ein wenig
Bolognesern des 16. Jahrhunderts.
kolorit so einzig durch ein Schwelgen in Namen
gestrebt, daß er
zu geben und ein Riesenpersonal auf die Beine
Das Schlimme bei dieser Tragödie ist: die
mirtat
Handlung erscheint so verworren, wie die Men¬
zu bringen, ohne mehr zu erzielen, als Lärm und
Getöse von Worten und Waffen.
us der Revolu¬
schen. Es sind Sklaven des Augenblicks, die ihrer
Laune nachleben und. ihr flüchtiges Begehren zu
.kecken Szenen
So bleibt der letzte Eindruck ein peinlicher.
Wir sehen ein starkes Talent, das sich auch in
Fersuchtstragödie
adeln, gutklingende Worte prägen. Nervöse, halt¬
nem ungeschrie¬
lose, umhergerüttelte Menschen im Grunde, pro¬
Mindergelungenem nicht verleugnet, sich vergebens
blematische Naturen, vom Talent durchblitzt, durch
mühen, uns zu fesseln, uns zu erwärmen, uns gru¬
terten Adel des
Gewand und Sprache für kurze Momente der Jetzt¬
elnden Zeitver¬
seln zu machen. Aber seine Renaissance=Menschen
der Guillotine
zeit entrückt und immer wieder verratend, daß sie
ragen nicht in blutiger Größe vor uns auf; sie er¬
ersuch, eine An¬
das heiße Bomühen eines strebsamen Dichters nur
schrecken uns nur durch die Ungereimtheit ihrer
will, für eine
ins Kostüm gesteckt.
Handlungen und durch die peinliche Plötzlichkeit
ben, die sich
ihrer erstaunlichen Entschlüsse. Das ist alles. Und
Ein Dichter, der eine geliebte Braut verläßt
n, aus dem
um einer Sechzehnjährigen willen, die ihm mit zuweilen langweilen sie uns ein bischen und lassen
ben, süßen Mä= dunklen Augen und schweren, schwarzen Flechten] uns ungeduldig warten auf die Henkersknechte des