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14: Der SchleienderBeatrice
——
S
und decorirten rothen] jeder Umarmung, jedem Wort und jedem Kusse zum wahrhaftigsten
nahme an diesem parlamentarischen Abend abgehalten. Erst nach
idseite des Gartens vor¬
Ausdruck bringt. Aber im folgenden Act, wo sie die unbestimmte
11 Uhr erschienen mehrere dieser Herren und zwar in Festtracht,
Gelegenheit vollauf, sich
Ahnung von etwas Furchtbarem, das auf sie hereindroht, über¬
das große Ordensband unter der Weste, während die andere Ge¬
trachtung der diese Säle
kommt, sie in rastlose Unruhe setzt, sie hin und her treibt, bis
sellschaft zwanglos im Gehrocke gekommen war.
enden Meisterwerke alter
dann die plötzlich erlangte Gewißheit vom Tode des Geliebten
Auch die Erdgescho߬
Außer dem Hausherrn empfingen seine Gemahlin und ihr zur
„um einer anderen Frau willen“, sie in den Wahnsinn der Ver¬
Seite die noch unvermählte, ungemein anmuthige Tochter und die
r Gäste eingerichtet. Hier
zweiflung stürzt, da entfalteten sich ihr Genie und ihre Kunst in
n, mit zahlreichen Gängen
Nichte, Frau von Körber, eine anscheinend noch ebenso junge Dame
einer Macht und Herrlichkeit, daß sie mit dem, was sie da giebt
Trunk vorzüglicher erster
(alle drei in ausgeschnittenen Gesellschaftsroben), die gegen 9 Uhr
und ist, auch gegen die tiefsten und größesten Schöpfungen nicht
eintreffende Hauptmasse der Gäste. Diese concentrirten sich zumeist
hmer wieder frisch von der
zurücksteht, welche ich je durch das Genie einer begnadeten
in dem erst zu von Böttichers Zeit umgebauten prächtigen Festsaal
te das so schwer zu be¬
Künstlerin auf der Bühne in der Verkörperung einer vom Dichter
im vorspringenden Südflügel am Ende der an der westlichen (Garten=)
nCigarre hier ungenirt
gezeichneten Gestalt ins Leben gerufen sah.
Front gelegenen Zimmerflucht. In der Loge oben in der östlichen
traucher befriedigen. Um
Im Sitzungssaale des Reichstags spielten sich in den letzten Tagen
Schmalwand dieses in einem reichen malerischen Hochrokokostil durch¬
die Räume entleerten sich
wieder dramatische Scenen und Redekämpfeab, die nicht selten eine ganz
geführten, hohen weiten Raumes war eine Militärcapelle placirt,
vor 1 Uhr verlassen.
ominöse Aehnlichkeit mit theatralischen Bühnenvorgängen hatten. Auf
die während der folgenden Stunden bis Mitternacht von dort
in Berlin ist seit dem
keiner schlechten Bühne kann pathetischer und lauter declamirt und
herab ihre heiteren, anregenden Weisen erklingen ließ. In dem
von Festen im Berliner
auf keiner können so lange hohle, dröhnende Reden gehalten werden
langen Wintergarten an der Nordseite dieses Saales, in dessen
r Frau Agnes Sorma.
wie von der Rednerbühne jenes Saales hinab. Der gestrige Tag
nördlicher Langwand sich zwei hohe Thüren auf ihn öffnen, war
Publikums immer mit der
war in dieser Beziehung zwar keiner, der reich an solchen dramati¬
das überreich mit kalten Speisen besetzte Buffet aufgestellt. Mit
wieder, und diese Freude
schen Scenen gewesen wäre. Aber an spitzen Worten, die eines
den dort entnommenen guten Dingen auf dem Teller ließen sich
velche wir der Erkenntniß
Ministers, diesmal des Kriegsministers, Galle zu erregen recht
die Herren an den kleinen Tischen im Festsaale wie in den ihm zunächst
r
Künstlerin in der
wohl geeignet waren, hat es bekanntlich auch an ihm nicht gefehlt.
vorliegenden Räumen nieder. Die Diener präsentirten unausgesetzt
der dazwischenliegenden
Desto freundlicher und friedlicher verhielten sich Abgeordnete,
vorzügliches Bier, Roth= und Weißwein in Flaschen und Karaffen
oren hat, wenn leider
Minister und Staatssecretäre am gestrigen Abende gegeneinander.
standen auf jedem Tisch. Champagner wurde unermüdlich in der
etwas in die Breite
Sie kamen freilich nicht im Sitzungssaale des Reichstagspalastes,
Fensterecke des Vorsaals jenes großen in die hohen Gläser gefüllt.
em ehemaligen Liebreiz
sondern in den Gemächern, den Salons und dem großen Festsaale
Das allgemeine Gespräch durchbrauste mit der Musik um die Wette
populärstem Drama hat
im ersten Geschosse des Gartengebäudes Wilhelmstraße 24 zu¬
die beiden Säle. Man hatte einander so viel zu sagen, über so
ergriffen und erschüttert,
sammen, das zum Reichsamte des Innern gehört, der Wohnung
vieles im politischen, im parlamentarischen und im gesellschaft¬
icht leicht getäuschten und
des Staatssecretärs Grafen von Posadowsky. Von ihm und
lichen Leben zu discutiren, daß die lebhafteste Unterhaltung an
rDarstellung durch Agnes
seiner Gemahlin waren sie und zahlreiche andere, auch gänzlich
keinem Punkt und in keiner Gruppe auch nur für Momente ins
leistet, ist nicht minder
außerparlamentarische und unpolitische Persönlichkeiten eingeladen
Stocken gerieth. Graf Posadowsky und seine Damen waren jeder¬
die Darstellung der
worden, bei jenen „den Abend zu verleben“, wie neulich beim
zeit in liebenswürdigster Weise um ihre Gäste bemüht. Die drei
ihm recht geben. Nicht
Finanzminister. Ausschließlich Herren
ein „parlamentarischer
Stunden bis Mitternacht waren im Fluge verrauscht. Viel über
nd ich Frau Sorma am
Abend“. Von den Ministern waren der Einladung die Herren
12 Uhr hinaus währte auch dieser „Parlamentarische“ so wenig
on der tiefsten, innigsten,
von Hammerstein, Budde, Schönstedt, Möller und der Staats¬
wie seine Vorgänger im Kanzlerpalais und in anderen Ministerhotels.
r Mädchens, der Tochter
secretär des Postwesens Kraetke gefolgt. Die verschiedenen Parteien
Jeder dieser Reichs= und Staatslenker, Kaiser= und Königsberather
matischem wiener Lebens¬
des Reichstages, mit Ausnahme der socialdemokratischen, waren
hat wohl abends guten Grund zu wünschen, einen langen Schlaf
ganz und gar das stille,
durch zahlreiche Mitglieder vertreten. Nächst ihnen zumeist die
zu thun, denn besonders während der Parlamentssession ist für jeden
schaft der lustigen, leicht¬
höheren Klassen der Reichs= und Staatsbeamten, in geringerem
seiner „Tage Qual“ groß und ermüdend. Das wissen ihre Gäste,
Male die Wohnung des
Maße Armee und Marine, Stadtverwaltung, Wissenschaft, Kunst
wollen sie darum nicht hindern und gehen rücksichtsvoll spätestens um
ch herum vergessend, sich
und Literatur. Die Hofchargen und die Mitglieder des Bundes¬
um halb 1 Uhr nach Hause, während es um diese Stunde in
rückhaltlos hingiebt und
rathes waren durch das Fest zur Feier des Geburtstages des Prinz¬
anderen gastlichen Häusern gewöhnlich erst so recht anfängt, hübsch
sund Leben in jedem Blick, regenten von Bayern während der ersten Stunden von der Theil= zu werden.
L. P.
14: Der SchleienderBeatrice
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S
und decorirten rothen] jeder Umarmung, jedem Wort und jedem Kusse zum wahrhaftigsten
nahme an diesem parlamentarischen Abend abgehalten. Erst nach
idseite des Gartens vor¬
Ausdruck bringt. Aber im folgenden Act, wo sie die unbestimmte
11 Uhr erschienen mehrere dieser Herren und zwar in Festtracht,
Gelegenheit vollauf, sich
Ahnung von etwas Furchtbarem, das auf sie hereindroht, über¬
das große Ordensband unter der Weste, während die andere Ge¬
trachtung der diese Säle
kommt, sie in rastlose Unruhe setzt, sie hin und her treibt, bis
sellschaft zwanglos im Gehrocke gekommen war.
enden Meisterwerke alter
dann die plötzlich erlangte Gewißheit vom Tode des Geliebten
Auch die Erdgescho߬
Außer dem Hausherrn empfingen seine Gemahlin und ihr zur
„um einer anderen Frau willen“, sie in den Wahnsinn der Ver¬
Seite die noch unvermählte, ungemein anmuthige Tochter und die
r Gäste eingerichtet. Hier
zweiflung stürzt, da entfalteten sich ihr Genie und ihre Kunst in
n, mit zahlreichen Gängen
Nichte, Frau von Körber, eine anscheinend noch ebenso junge Dame
einer Macht und Herrlichkeit, daß sie mit dem, was sie da giebt
Trunk vorzüglicher erster
(alle drei in ausgeschnittenen Gesellschaftsroben), die gegen 9 Uhr
und ist, auch gegen die tiefsten und größesten Schöpfungen nicht
eintreffende Hauptmasse der Gäste. Diese concentrirten sich zumeist
hmer wieder frisch von der
zurücksteht, welche ich je durch das Genie einer begnadeten
in dem erst zu von Böttichers Zeit umgebauten prächtigen Festsaal
te das so schwer zu be¬
Künstlerin auf der Bühne in der Verkörperung einer vom Dichter
im vorspringenden Südflügel am Ende der an der westlichen (Garten=)
nCigarre hier ungenirt
gezeichneten Gestalt ins Leben gerufen sah.
Front gelegenen Zimmerflucht. In der Loge oben in der östlichen
traucher befriedigen. Um
Im Sitzungssaale des Reichstags spielten sich in den letzten Tagen
Schmalwand dieses in einem reichen malerischen Hochrokokostil durch¬
die Räume entleerten sich
wieder dramatische Scenen und Redekämpfeab, die nicht selten eine ganz
geführten, hohen weiten Raumes war eine Militärcapelle placirt,
vor 1 Uhr verlassen.
ominöse Aehnlichkeit mit theatralischen Bühnenvorgängen hatten. Auf
die während der folgenden Stunden bis Mitternacht von dort
in Berlin ist seit dem
keiner schlechten Bühne kann pathetischer und lauter declamirt und
herab ihre heiteren, anregenden Weisen erklingen ließ. In dem
von Festen im Berliner
auf keiner können so lange hohle, dröhnende Reden gehalten werden
langen Wintergarten an der Nordseite dieses Saales, in dessen
r Frau Agnes Sorma.
wie von der Rednerbühne jenes Saales hinab. Der gestrige Tag
nördlicher Langwand sich zwei hohe Thüren auf ihn öffnen, war
Publikums immer mit der
war in dieser Beziehung zwar keiner, der reich an solchen dramati¬
das überreich mit kalten Speisen besetzte Buffet aufgestellt. Mit
wieder, und diese Freude
schen Scenen gewesen wäre. Aber an spitzen Worten, die eines
den dort entnommenen guten Dingen auf dem Teller ließen sich
velche wir der Erkenntniß
Ministers, diesmal des Kriegsministers, Galle zu erregen recht
die Herren an den kleinen Tischen im Festsaale wie in den ihm zunächst
r
Künstlerin in der
wohl geeignet waren, hat es bekanntlich auch an ihm nicht gefehlt.
vorliegenden Räumen nieder. Die Diener präsentirten unausgesetzt
der dazwischenliegenden
Desto freundlicher und friedlicher verhielten sich Abgeordnete,
vorzügliches Bier, Roth= und Weißwein in Flaschen und Karaffen
oren hat, wenn leider
Minister und Staatssecretäre am gestrigen Abende gegeneinander.
standen auf jedem Tisch. Champagner wurde unermüdlich in der
etwas in die Breite
Sie kamen freilich nicht im Sitzungssaale des Reichstagspalastes,
Fensterecke des Vorsaals jenes großen in die hohen Gläser gefüllt.
em ehemaligen Liebreiz
sondern in den Gemächern, den Salons und dem großen Festsaale
Das allgemeine Gespräch durchbrauste mit der Musik um die Wette
populärstem Drama hat
im ersten Geschosse des Gartengebäudes Wilhelmstraße 24 zu¬
die beiden Säle. Man hatte einander so viel zu sagen, über so
ergriffen und erschüttert,
sammen, das zum Reichsamte des Innern gehört, der Wohnung
vieles im politischen, im parlamentarischen und im gesellschaft¬
icht leicht getäuschten und
des Staatssecretärs Grafen von Posadowsky. Von ihm und
lichen Leben zu discutiren, daß die lebhafteste Unterhaltung an
rDarstellung durch Agnes
seiner Gemahlin waren sie und zahlreiche andere, auch gänzlich
keinem Punkt und in keiner Gruppe auch nur für Momente ins
leistet, ist nicht minder
außerparlamentarische und unpolitische Persönlichkeiten eingeladen
Stocken gerieth. Graf Posadowsky und seine Damen waren jeder¬
die Darstellung der
worden, bei jenen „den Abend zu verleben“, wie neulich beim
zeit in liebenswürdigster Weise um ihre Gäste bemüht. Die drei
ihm recht geben. Nicht
Finanzminister. Ausschließlich Herren
ein „parlamentarischer
Stunden bis Mitternacht waren im Fluge verrauscht. Viel über
nd ich Frau Sorma am
Abend“. Von den Ministern waren der Einladung die Herren
12 Uhr hinaus währte auch dieser „Parlamentarische“ so wenig
on der tiefsten, innigsten,
von Hammerstein, Budde, Schönstedt, Möller und der Staats¬
wie seine Vorgänger im Kanzlerpalais und in anderen Ministerhotels.
r Mädchens, der Tochter
secretär des Postwesens Kraetke gefolgt. Die verschiedenen Parteien
Jeder dieser Reichs= und Staatslenker, Kaiser= und Königsberather
matischem wiener Lebens¬
des Reichstages, mit Ausnahme der socialdemokratischen, waren
hat wohl abends guten Grund zu wünschen, einen langen Schlaf
ganz und gar das stille,
durch zahlreiche Mitglieder vertreten. Nächst ihnen zumeist die
zu thun, denn besonders während der Parlamentssession ist für jeden
schaft der lustigen, leicht¬
höheren Klassen der Reichs= und Staatsbeamten, in geringerem
seiner „Tage Qual“ groß und ermüdend. Das wissen ihre Gäste,
Male die Wohnung des
Maße Armee und Marine, Stadtverwaltung, Wissenschaft, Kunst
wollen sie darum nicht hindern und gehen rücksichtsvoll spätestens um
ch herum vergessend, sich
und Literatur. Die Hofchargen und die Mitglieder des Bundes¬
um halb 1 Uhr nach Hause, während es um diese Stunde in
rückhaltlos hingiebt und
rathes waren durch das Fest zur Feier des Geburtstages des Prinz¬
anderen gastlichen Häusern gewöhnlich erst so recht anfängt, hübsch
sund Leben in jedem Blick, regenten von Bayern während der ersten Stunden von der Theil= zu werden.
L. P.