II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 487

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Arthur Schnitzlers Renaissance=Drama „Der
Schleier der Beatrice“ das im Deutschen Theater zu
Berlin unter luxuriösem Pomp in Seene ging. fand nur eine
laue Aufnahme. Ein großer Aufwand unnütz war verthan.
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vom: 5
— Theater und Musik
4


—11
Das dramatische Gedicht „Der Schleier der Beatrice“
von Arthur Schnitzler kam im Berliner Deutschen Theater nicht
zu hohen Ehren. Zwar wurde Schnitzler mehrfach gerufen,
aber nicht ohne Widerspruch; und viele Zuschauer blieben
kühl. Damit wäre das Tatsächliche von der Premiere erzählt.
Lebhafter noch schwankt das Drama im Urteil der Kritik.
Mlancher Kritiker nimmt für vollendete Cat an, was dochinclusive
zur Hälfte in künstlerischer Absicht stecken blieb, und reiht Porto.
Schnitzlers Schauspiel zu den großen Dramen ein; mancher“sblbar
hält sich an die leicht kenntlichen Fehler im Aufbau und ver= Voraus.
wirft schließlich das ganze Gedicht als verfehlt.
#e ist das
Es scheint in Wahrheit mit Schnitzler gegangen zu sein, cht es den
wie es, so vielfach in unsern Tagen zu gehn pflegt, wenn ern.
man auf dem Theater Weltbilder spmbolisieren will. Anläufe
gelingen, im einzelnen gibt es ergreifende Klänge; aber altend die
im großen genommen, bleiben dürftige, leere Stellen genug lorgen¬
Zeitung")
übrig, blasse Deuteleien müssen die starke, anschauliche Deutung schaftliche
ersetzen.
Diese Mit—
Der Schleier der Beatrice sollte solche Deutung schaffen.
Er ist dem indischen Schleier der Mlaja verwandt. Wilhelm
Jensen erklärt in einer Dichtung das Geheimnis der Maja
in den Worten: ihr Schleier hält die Menschheit umbreitet,
das heißt, unter der Macht der Sinneseindrücke gefangen, die 1##
nicht zur Erkenntnis des W###s aller Dinge, sondern nur
ihres täuschenden Scheins ge#gen lassen.
Diesen Majaschleier möchte der grüblerische Die rphilosoph
Loschi von Beatricen, seiner Geliebten, reißen. Natürlich
klafft ein Widerspruch zwischen dem, was er wirklich sieht,
und dem, was er als Ideal begehrt hat; und wenn wir
Menschen den verhullenden Schleier der Maja heben, trifft
uns das Unglück. Beatrice ist ein Kind in prangend weib¬
licher Sinnenfülle, und ihr Dichter verlangt von ihr, der
unbewußt Dahinlebenden, den höchsten Reichtum bewußter
Erkenntnis; und alle die hohen Herren von Bologna wollen
von dem Mädchen, das raschen Lebenstrieben gehorcht, das
unmögliche. Loschi stirbt, ein Enttäuschter, dem das Leben
unerträglich wird; und der eigene Bruder tötet seine Schwester
Beatrice, weil er vom pathetischen Ehrgefühl aufgestachelt,
nicht begreifen kann, wie sie vom jungen Herzog, ihrem
Gemahl, zum Dichter, ihrem Geliebten, schwankt.
Den Rahmen der äußeren Handlung bildet Bologna und
ein Renaissanceabenteuer: der furchtbare Cesare Borgia steht
vor Bologna; Verderben und Tod lauern vor den Toren.
Ein Caumel noch erfaßt die Bologneser; in dieser Taumel¬
stimmung wird Beatrice vom Herzog gefreit, und in der gleichen
Taumelstimmung eilt Beatrice vom Hochzeitsfest fort zu ihrem
Geliebten, um letzte Seligkeit gegen den Tod einzutauschen.
Aber nicht wie Loschi kann die Lebensbegierige handeln.
Ihr schaudert vor der Selbstvernichtung.
Leider wurde das Versdrama im Deutschen Theater nicht
glücklich wiedergegeben. Die Kunst, Derse zu behandeln, ist
im Deutschen Theater mit seinem besonderen Repertoire, das
das Versdrama fast ausschließt, ungepflegt, und Rittner stand
als Loschi an ungeeigneter Stelle. Ein vortrefflicher, kern¬
hafter Darsteller, wo es sich um warmblütige, einfache Na¬
turen handelt, versagte er vor der komplizierten Gestalt des
kranken Grüblers.
Loki.