II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 29

Liebelei
5. Me box 10/1
. — bennsbesig verlaßt das Manisens der Deutschbohmen nicht f#
as allgemeine Loos der Minoritäten, das specielle Gebiet des böhmischen Landtages und geht Zielen führt, die den Intere
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welches da geschildert wird und die Deutschen auf Angelegenheiten über, deren Berathung zu den deutschen Volkes entschieden
Der Student Fritz Lobhein
ihrem Manne vorwirft: „Du schliefst ruhig neben mir, wäh¬
einer verheirateten Frau, der
Burgtheater.
rend ich in die Kissen biß, um meinen Schmerz und meine
uns erspart bleibt. Das
Sehnsucht zu betäuben.“ Ja, soll denn der Gatte den Nacht¬
(„Rechte der Seele.“ Schauspiel in einem Acte von Giuse pp
Stadium angelangt, mo
wächter seiner Frau spielen und sie, wenn sie nicht schlafen
„Liebelei“. Schauspiel in drei Acten von
Giacosa.
ständige Angst vor
Arthur Schnitzler. — Erste Aufführung am 9. October 1895.)
kann, submissest flagen: „Liebes Herz, denkst Du vielleicht
regungen und Schreckbilder v
an einen Liebhaber?“ — Stella Hohenfels wendete
Der Mann, die Frau, der Bruder des Mannes: Das
Freude des Daseins. Mit auf
an die anspruchsvolle Frau die ganze Fülle ihrer Kunst: das
sind die drei Personen, die uns Giacosa, der Autor des ein¬
heimer's Freund, Theodor Kais#
große Publicum wurde durch den elementaren Ausbruch ihrer
aetigen Schauspieles: „Rechte der Seele“ vor Augen
zu; er fühlt sich verpflichtet, de
Leidenschaft hingerissen, die Gemeinde der Kenner war schon
führt. Die eigentliche Hauptrolle aber spielt ein Vierter, der
Gequälten zu zerstreuen. Aber
vorher durch ihr stummes und doch so beredsames Spiel, das
als Selbstmörder aus dem Leben gegangen ist und durch
ein zweites Verhältniß, das i
die innere Entfremdung verrieth, entzückt. Herr Hartmann
seine That eine Ehetragödie heraufbeschwört. Wir erfahren
aber weniger gefährlich ist,
producirte eine etwas überladene Nervosität und einen ver¬
von diesem dramatischen Motor nichts weiter als seinen
„serzigen Wiener Mädel“,
schwenderischen Reichthum von schönen Gesten, Herr Krastel
Namen Ludwig und die Ursache seines verzweifelten Schrittes.
Mädel mögen sich bei Herrn #
bezog mit guter Miene einen verlornen Posten.
Ludwig hat Frau Anna geliebt, diese hat ihn zurückgewiesen;
danach fragt, wie lange die Gesch
Und nun zur „Liebelei“. Arthur Schnitzler,
aus Briefen, die sich im Nachlasse des Unglücklichen vor¬
Bewußtsein, vorübergehend An
der im Kreise seiner Freunde vielgeseierte Verfasser des
finden, erfährt der Gatte die Wahrheit. Da aber der Gatte
friedigung genießt. Er selbst,
lieblichen „Anatol“ und des duftenden „Märchens“ ist burg¬
ein sehr nervöser Herr ist, genügt ihm das schriftliche
theaterfähig geworden. Hat er sich dem Burgtheater oder sich immer mit solchen Lieveleie#
Zeugniß über die Unschuld seiner Frau nicht; er will münd¬
dabei gefahren; seine Philosoph
hat sich das Burgtheater ihm accommodirt? Man kann
liche Versicherungen, die ihm die letzten Zweifel nehmen, er
nicht interessant, sonbern ange#
sagen, daß beide einander entgegengekommen sind, aber jeden¬
examinirt, inquirirt, spionirt so lange, bis ihn Frau Anna
dieser praktischen Philosophie tr
falls hat dabei die Hofbühne den größeren Weg zurück¬
von allen Zweifeln gründlich curirt. Ja denn, sie hat den
Wahl. Gegenwärtig besitzt er
gelegt. Die Voraussetzungen und der ganze erste Act des
Mann geliebt, der um ihretwillen zum Selbstmörder wurde,
gewissen Mizi, einer gewesenen
Schauspieles: „Lielelei“ müssen wohl auch einer liberalen
und es bereitet ihr geradezu eine Wonne, dieses Bekenntniß
desten interessant, aber dafür se
Auffassung so monströs erscheinen, daß sie durch einige
endlich einmal abzulegen. Sie jauchzt das Geständniß förmlich
ist. Mizi braucht nur ihre Fr
psychologische Finessen der letzte Acte und dusch die
heraus sie bereut ihre Tugend, sie unterstreicht ihre Ge¬
eines Musikers vom Josephstädt
künstlich aufgedonnerte Grisetten Tragik des Schlusses keines¬
dankensünde doppelt und dreifach. Als ihr der Gatte
allen Theilen ist geholfen. Del
wegs aufgewogen werden. Es läge also wieder einmal die
darauf die Thüre weist, findet sie in dem Gesühle
Christine erscheint, Herr Fritz
Frage nahe, ob und wieweit das Burgtheater die moderne
der Befreiung noch stärkere Accente und beeilt sich, der freund¬
partiellen Beachtung würdig un
Production — das heißt diejenige, die sich selbst so nennt
lichen Aufforderung so schnell als möglich nachzukommen.
die ihn quält, eine Liebelei,
und ihre Ausschreitungen als ein Postulat des Zeitgeistes
Entsetzt möchte sie nun der klägliche Ehemann zurückhalten;
recht heilkräftig erweist sich der
hinstellt — berücksichtigen soll; da sich aber Jeder, der an
auf den Knien fleht er sie an, zu bleiben — umsonst! Sie
die siedzigpercentige Liebe ist st
dieser Frage rührt, sofort den Vorwurf zuzieht, er plaidire
reißt sich los und stürmt hinaus, um fortan, aller Fesseln
Liebelei, und wenn die Students
für die Aufrechterhaltung des alten „Comtessentheaters“, be¬
ledig, dem geliebten Todten anzugehören. — Das kleine
beisammensitzen, vermögen die
schränken wir uns darauf, zu constatiren, daß Herr
Stück frappirt in seiner ersten Hälfte durch sein interessantes
„Dori“ das Gespenst der Sorg
Schnitzler durchaus nicht für Comtessen schreibt, sondern sich
Problem und durch wahre Charakteristik; später bewirkt die
zwischen Christine und Fritz stel
das berühmte Wort: „Dürft' ich wohl so frei sein. frei zu
Spitzfindigkeit des Autors eine merkliche Abkühlung, und am
sein?“ ohne jede Spur von Schüchternheit zur Richtschnur und wittert eine Nebenbuhlerin,
Schlusse fühlt man sich gezwungen, gegen seine gewaltsame
oft die Hausglocke läutet, und
Psychologie zu pretestiren. Frau Anna geht so weit, daß sie nimmt.
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