PRMENE AAR
Gedutsches e bechehtunden
Liebelei
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5. L
geistigen Strömungen neu geschaffen wurde. Was wir dabei ver¬
zeichneier Kräfte, die nur leider kein vollständiges Ensembie
loren und gewonnen haben, mag ich hier nicht untersuchen. Sicher
bilden und enträt seit Jahren der sicheren Führung, die durch¬
ist, daß in Spanien, Italien, Frankreich und England sich die
geistigte und einheitlich durchgebildete Vorstellungen zustande
Linie vom volkstümlichen Zwischenspiel bis zur Blüte des Kunst¬
bringt. Dabei verschließt es sich grundsätzlich der bedeutenden
dramas ununterbrochen verfolgen läßt, während bei uns auf den
jüngeren Produktion, nicht nur ihren Extremen, sondern auch
Trümmern der verfallenen alten Komödiantenstätten, deren be¬
den innerlich vollberechtigten Werken neuerer Richtung, die für
scheidene Tradition sich nur da und dort in den Possentheatern
einen großen Teil der Nation schon zu einem unangreifbaren
erhielt, zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts eine neue Bühne
Stück Literatur geworden sind. Eine Bühne, die mit Ibsen kaum
im Zeichen des bewußten Idealismus, eine von vornherein ge¬
eine andere Berührung hatte, als eine schon halb vergessene Auf¬
wollte Anstalt für Erhebung und Bildung des Volkes, entstand,
führung der „Stützen der Gesellschaft“, die mit Hauptmann nur
Und es gelang das Außerordentliche, diesem Kunstgeschöpf Leben
ganz vereinzelte schüchterne Versuche wagte, die von Hoffmanns¬
einzuhauchen und es organisch auszubilden, so daß eine neue
thal und Schnitzler nichts weiß, der selbst Wildenbruch einmal
Ueberlieferung entstand. Wir hatten unser besonderes deutsches
für bedenklich galt, verliert allgemach den Zusammenhang mit der
Theater, dem man die Aufgabe zusprach, in reicher und wohlüber¬
belangreichen neuen Dichtung, der auch für die reifende Kunst
dachter Folge die Schätze jener Dichtung, die in ihren Dar¬
der Schauspieler unentbehrlich ist und geht zugleich des Anspruchs
stellungsformen dem Leben am nächsten steht, für die empfäng¬
verlustig, in ihrem Spielplan ein vollständiges und wahrhaftiges
liche Menge auch wahrhaft lebendig zu machen. Ihre Kenn¬
Bild der literarischen Entwicklung zu geben. Sie entfremdet sich
zeichen waren ein in alle Sphären greifender Spielplan von
auch allgemach der Jugend, von deren Temperament die stärksten
reichem Gehalt, der in einer Reihe von Jahren, etwa in einem
Impulse ausgehen, die Bühne und Leben mit einander verbinden.
Jahrzehnt, eine bedeutendere Vollständigkeit zu erreichen suchte,
Was ##r zu dieser allgemeinen Betrachtung über das Ber¬
ein inniger Zusammenhang zwischen der Kunstanstalt und dem
liner Theaterwesen den Anlaß gegeben hat? Der merkwürdig
Publikum, das sich vertrauensvoll an das Theater hingab und
unbedeutende, ja fast verdrossene Eindruck, den die begin¬
sich lenken und erziehen ließ, wo es die Wohltat einer sicheren
nende Spielzeit gerade in der Theaterstadt Berlin auf den
Führung verspürte. Dieses deutsche Repertoirtheater, dieses
Beobachter macht. Bestünde ein intimer Zusammenhang zwischen
Stammhaus der ständigen Anregungen, diese in das ganze Er¬
großen Kreisen des kunstverständigen Publikums und unseren
ziehungs= und Bildungswesen organisch eingefügte Kunstanstalt,
großen Theatern, dann würden die in die Stadt zurückgekehrten
die nur auf deutschem Boden entstanden war, droht uns ver¬
Großstädter mit frischer Empfänglichkeit in die Kunsthäuser
loren zu gehen. Die fremden Theatersitten, die Stagione der
strömen und die Bühnen ihrerseits mit bedeutenven, wohlvorbe¬
Italiener, die Sensationen der Franzosen, die englische und
reiteten Vorstellungen einsetzen, um dem Interesse gerecht zu
amerikanische Renaissance der in Ueppigkeit wiedererstandenen
werden und sich der alten Freunde sofort neu zu bemächtigen.
Wandertruppen und vor allem der Zugstückkultus aller
In Wahrheit aber sieht es ganz anders aus. Man beginnt zumeist
dieser Länder drängen immer mehr zu uns herüber. Worauf
mit verblaßten Reprisen, die wesentlich auf den guten Glauben
arbeiten die meisten unserer Theater hin? Auf den großen
der Fremden rechnen. Wenn man dann endlich mit einer neuen
Schlager der Spielzeit. Kein Kranz winkt so verführerisch wie
Bühnenarbeit herausrückt, so ist es gewöhnlich nicht diejenige, von
der Lorbeer der hundertsten Aufführung in einem Winter.
der man sich entscheidenden Erfolg verspricht; denn der große
Wo sich ein lel after Wechsel im Spielplan zeigt, handelt es sich
Schlager, für den die äußeren Bedingungen noch nicht gegeben
in der Regel nicht um gewollten, geplanien Reichtum der Dar¬
sind und der für die „Saison“ entscheidet, muß aufgespart
bietungen, sondern um unglückliches Tasten, das dem er¬
bleiben. Und so ist die zweite Hälfte August und die erste des
sehnten glücklichen Griffe vorangeht. Hat man endlich den
September — die Zeit, in der alle Berliner Bühnen ihre Tätig¬
großen Sensationserfolg erhascht, dann gibt es keine weitblicken¬
keit wieder aufnehmen — vergangen, ohne daß sich irgend ein
den Pläne und keine höheren Tendenzen mehr, der wirtschaft¬
höheres Kunstinteresse regte. Erst in der allerletzten Zeit sind
liche Zwang spricht dann sein Machtwort, die zugkräftige Noul#
Ginige nennensmerte Versuche gemacht worden an das Leben
tät wird rastlos fortgewerkelt, das glückliche Theaier ist aus der
und die Arbeit unserer Bühnen zu erinnern.
Literatur und die Literatur aus ihm ausgeschaltet. Paul Lindau
Im Rahmen der gekennzeichneten Bestrebungen, nicht durch
hat, als er vor sieben Jahren das „Berliner Theater“ übernahm,
ein reiches Wirken, sondern durch vereinzelte Aufführungen dem
mit einem trefflichen literarischen Programm begonnen. Er
Großstadtbedürfnis gerecht zu werden, behaupten immer wieder
haschte nicht nach Neuheiten und Sensationen und brachte doch
awei Bühnen: Brahm's Lessiig=Theater und Reinhardt's
in reicher Folge Neues aus den Schätzen der Weltliteratur. Da
Deutsches Theater einen höheren Rang. Sie wenden das
hatte er eines Tages das unglückliche Glück, mit „Alt=Heidelberg“
System der Glanzvorstellungen, die für Monate auslangen
ein Stück zu finden, das eine fast beispiellose Zugkraft ausübte.
müssen, auf edleren Stoff an. Sie bestreiten die unenibehrliche
Sofort verschwanden alle literarischen Pläne von der Bildfläche.
Sensation mit vornehmeren Kunstmitteln. Reinhardt hat kürzlich
Das „Berliner Theater“ war überhaupt nur mehr „Alt=Heidel¬
mit großem Apparat eine Neuaufführung des Kleist'schen Schau¬
berg“. Mit diesem Treffer hatte die Direktion Lindau, lange
spiels „Prinz Friedrich von Homburg“ herausgebracht. Es gibt
bevor sie aufhörte, abgedankt. Die Privattheater sind, wie es
keine künstlerische Mühe, deren dieses in seiner urdeutschen
scheint, in der Großstadt durch eherne wirtschaftliche Gesetze zu
Liebenswürdigkeit einzige Stück nicht würdig wäre. Der Dichter
diesem Amerikanismus hingedrängt. Desto näher liegt die
trug es einst wie ein holdes Geheimnis, das er nur einigen mit¬
Frage, ob das theaterreiche Berlin nicht doch noch vielleicht eine
empfindenden Freunden vertrauen durfte, mit sich herum; er
Kunstanstalt nötig hätte, ein subventioniertes Theater, das minder
fand keine öffentliche Stätte, die es aufnahm und vermittelte,
abhängig von den Nöten und Lockungen der Kasse planmäßig nach
und in die Freude des Schöpfers mischte sich die Resignation
dem älteren deutschen Theaterprinzip geleitet würde und sich sein
und Bitterkeit des Verkannten. Eine späte Nachwelt labt sich
Publikum dafür erzöge. Vier bis fünf von den etwa zwanzig
daran wie an einer Wunderquelle, die lange verschsittet war. Die
Bühnen Berlins sind der älteren Ueberlieferung noch nicht völlig
Bühne hat meiner Ueberzeugung nach bis heute den ganz aus¬
entfremdet: die beiden Schilleriheater, die einem volkstümlichen
erlesenen Geschmack dieser Dichtung noch nicht herausgefunden.
Publikum im besten Wortsinne eine reichere literarische Nahrung
Die Schauspieler müssen erst erzogen werden, um das Eigen¬
bieten, das nach ihrem Muster neugebildete „Friedrich Wilhelm¬
artige, Köstliche, Duftige der Kleistsprache im Homburg zu er¬
städtische Schauspielhaus“, das kleine Luisentheater, in dem die
fühlen und im Laut lebendig zu machen. Immerhin war die
ganze Literatur für Anspruchslose flott heruntergespielt wird
Aufführung im Deutschen Theater eine der besten, die ich ge¬
und — das Königliche Schauspielhaus. Gewiß: an dieser äußer¬
sehen habe, sie übertraf beträchtlich die im Schauspielhause und
lich glänzenden Bühne, der die größte Aufgabe für Berlin und
stand nicht weit gegen jene zurück, durch die die Meininger einst
eine große für ganz Deutschland zukäme, hat
noch ein Rest
Aufsehen erregten. Reinhardt hat sich manches, was die Kritik
jener vornehmen Repertoirbildung erhalten.
einem höheren
ihm vorhielt, zu Nutze gemacht; er arbeitete diesmal nicht mit
Codex als dem Kassenreport gehorcht. Man
it freilich auch
prunkvoller und ablenkender Ausstattung, sondern begnügte sich
da irgend ein neues Bumbumstück von Phi
so und so oft
mit charakteristischen Landschaften, Architekturen und Interieurs,
in der Woche, man opfert viele Abende de
chten Philister¬
sowie stilrichtigen Kostümen und Requisiten. Das Hauptgewicht
komödie, aber man hält doch noch an einem
me von Shafe¬
der Regie war auf natürliche Bewegung der Gruppen gelegt, und
speare=, Goethe=, Schiller=, Hebbel= und Gri
er=Vorstellungen
so gelangen die beiden großen Ensembleszenen — die der Ordre
treu anhängen¬
fest, die ihrer Zahl nach genügend wären.
de bataille, in der die beiden Strömungen der Handlung vor¬
den Publikum ausreichende Anregungen
u. Aber leider
trefflich ineinander fluteten, und die der Versammlung der Ge¬
ist es dem einzigen Repertoirtheater Be
dem auch künst¬
neräle zum Schlusse — in außerordentlicher Weise. Schauspiele¬
lerisch vornehme Darstellungsformen erre
risch war ein neuer Mann, der aus Frankfurt berufene Diegel¬
wären, nicht ge¬
glückt, sich zum Mitelpunkie des Theaterin
mann, der den Kurfürsten gab, die Stütze des Erfolges. Das
s zu machen und
die große Gemeinde kunstempfänglicher 2
scheint ein moderner Schauspieler zu sein, der die Bescheidenheit
hen der Großstadt
fest an sich heranzuziehen. Es verfügt ## eine Gruppe ausge= der Natur, die wir nicht mehr missen wollen, mit einer gewissen
Gedutsches e bechehtunden
Liebelei
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geistigen Strömungen neu geschaffen wurde. Was wir dabei ver¬
zeichneier Kräfte, die nur leider kein vollständiges Ensembie
loren und gewonnen haben, mag ich hier nicht untersuchen. Sicher
bilden und enträt seit Jahren der sicheren Führung, die durch¬
ist, daß in Spanien, Italien, Frankreich und England sich die
geistigte und einheitlich durchgebildete Vorstellungen zustande
Linie vom volkstümlichen Zwischenspiel bis zur Blüte des Kunst¬
bringt. Dabei verschließt es sich grundsätzlich der bedeutenden
dramas ununterbrochen verfolgen läßt, während bei uns auf den
jüngeren Produktion, nicht nur ihren Extremen, sondern auch
Trümmern der verfallenen alten Komödiantenstätten, deren be¬
den innerlich vollberechtigten Werken neuerer Richtung, die für
scheidene Tradition sich nur da und dort in den Possentheatern
einen großen Teil der Nation schon zu einem unangreifbaren
erhielt, zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts eine neue Bühne
Stück Literatur geworden sind. Eine Bühne, die mit Ibsen kaum
im Zeichen des bewußten Idealismus, eine von vornherein ge¬
eine andere Berührung hatte, als eine schon halb vergessene Auf¬
wollte Anstalt für Erhebung und Bildung des Volkes, entstand,
führung der „Stützen der Gesellschaft“, die mit Hauptmann nur
Und es gelang das Außerordentliche, diesem Kunstgeschöpf Leben
ganz vereinzelte schüchterne Versuche wagte, die von Hoffmanns¬
einzuhauchen und es organisch auszubilden, so daß eine neue
thal und Schnitzler nichts weiß, der selbst Wildenbruch einmal
Ueberlieferung entstand. Wir hatten unser besonderes deutsches
für bedenklich galt, verliert allgemach den Zusammenhang mit der
Theater, dem man die Aufgabe zusprach, in reicher und wohlüber¬
belangreichen neuen Dichtung, der auch für die reifende Kunst
dachter Folge die Schätze jener Dichtung, die in ihren Dar¬
der Schauspieler unentbehrlich ist und geht zugleich des Anspruchs
stellungsformen dem Leben am nächsten steht, für die empfäng¬
verlustig, in ihrem Spielplan ein vollständiges und wahrhaftiges
liche Menge auch wahrhaft lebendig zu machen. Ihre Kenn¬
Bild der literarischen Entwicklung zu geben. Sie entfremdet sich
zeichen waren ein in alle Sphären greifender Spielplan von
auch allgemach der Jugend, von deren Temperament die stärksten
reichem Gehalt, der in einer Reihe von Jahren, etwa in einem
Impulse ausgehen, die Bühne und Leben mit einander verbinden.
Jahrzehnt, eine bedeutendere Vollständigkeit zu erreichen suchte,
Was ##r zu dieser allgemeinen Betrachtung über das Ber¬
ein inniger Zusammenhang zwischen der Kunstanstalt und dem
liner Theaterwesen den Anlaß gegeben hat? Der merkwürdig
Publikum, das sich vertrauensvoll an das Theater hingab und
unbedeutende, ja fast verdrossene Eindruck, den die begin¬
sich lenken und erziehen ließ, wo es die Wohltat einer sicheren
nende Spielzeit gerade in der Theaterstadt Berlin auf den
Führung verspürte. Dieses deutsche Repertoirtheater, dieses
Beobachter macht. Bestünde ein intimer Zusammenhang zwischen
Stammhaus der ständigen Anregungen, diese in das ganze Er¬
großen Kreisen des kunstverständigen Publikums und unseren
ziehungs= und Bildungswesen organisch eingefügte Kunstanstalt,
großen Theatern, dann würden die in die Stadt zurückgekehrten
die nur auf deutschem Boden entstanden war, droht uns ver¬
Großstädter mit frischer Empfänglichkeit in die Kunsthäuser
loren zu gehen. Die fremden Theatersitten, die Stagione der
strömen und die Bühnen ihrerseits mit bedeutenven, wohlvorbe¬
Italiener, die Sensationen der Franzosen, die englische und
reiteten Vorstellungen einsetzen, um dem Interesse gerecht zu
amerikanische Renaissance der in Ueppigkeit wiedererstandenen
werden und sich der alten Freunde sofort neu zu bemächtigen.
Wandertruppen und vor allem der Zugstückkultus aller
In Wahrheit aber sieht es ganz anders aus. Man beginnt zumeist
dieser Länder drängen immer mehr zu uns herüber. Worauf
mit verblaßten Reprisen, die wesentlich auf den guten Glauben
arbeiten die meisten unserer Theater hin? Auf den großen
der Fremden rechnen. Wenn man dann endlich mit einer neuen
Schlager der Spielzeit. Kein Kranz winkt so verführerisch wie
Bühnenarbeit herausrückt, so ist es gewöhnlich nicht diejenige, von
der Lorbeer der hundertsten Aufführung in einem Winter.
der man sich entscheidenden Erfolg verspricht; denn der große
Wo sich ein lel after Wechsel im Spielplan zeigt, handelt es sich
Schlager, für den die äußeren Bedingungen noch nicht gegeben
in der Regel nicht um gewollten, geplanien Reichtum der Dar¬
sind und der für die „Saison“ entscheidet, muß aufgespart
bietungen, sondern um unglückliches Tasten, das dem er¬
bleiben. Und so ist die zweite Hälfte August und die erste des
sehnten glücklichen Griffe vorangeht. Hat man endlich den
September — die Zeit, in der alle Berliner Bühnen ihre Tätig¬
großen Sensationserfolg erhascht, dann gibt es keine weitblicken¬
keit wieder aufnehmen — vergangen, ohne daß sich irgend ein
den Pläne und keine höheren Tendenzen mehr, der wirtschaft¬
höheres Kunstinteresse regte. Erst in der allerletzten Zeit sind
liche Zwang spricht dann sein Machtwort, die zugkräftige Noul#
Ginige nennensmerte Versuche gemacht worden an das Leben
tät wird rastlos fortgewerkelt, das glückliche Theaier ist aus der
und die Arbeit unserer Bühnen zu erinnern.
Literatur und die Literatur aus ihm ausgeschaltet. Paul Lindau
Im Rahmen der gekennzeichneten Bestrebungen, nicht durch
hat, als er vor sieben Jahren das „Berliner Theater“ übernahm,
ein reiches Wirken, sondern durch vereinzelte Aufführungen dem
mit einem trefflichen literarischen Programm begonnen. Er
Großstadtbedürfnis gerecht zu werden, behaupten immer wieder
haschte nicht nach Neuheiten und Sensationen und brachte doch
awei Bühnen: Brahm's Lessiig=Theater und Reinhardt's
in reicher Folge Neues aus den Schätzen der Weltliteratur. Da
Deutsches Theater einen höheren Rang. Sie wenden das
hatte er eines Tages das unglückliche Glück, mit „Alt=Heidelberg“
System der Glanzvorstellungen, die für Monate auslangen
ein Stück zu finden, das eine fast beispiellose Zugkraft ausübte.
müssen, auf edleren Stoff an. Sie bestreiten die unenibehrliche
Sofort verschwanden alle literarischen Pläne von der Bildfläche.
Sensation mit vornehmeren Kunstmitteln. Reinhardt hat kürzlich
Das „Berliner Theater“ war überhaupt nur mehr „Alt=Heidel¬
mit großem Apparat eine Neuaufführung des Kleist'schen Schau¬
berg“. Mit diesem Treffer hatte die Direktion Lindau, lange
spiels „Prinz Friedrich von Homburg“ herausgebracht. Es gibt
bevor sie aufhörte, abgedankt. Die Privattheater sind, wie es
keine künstlerische Mühe, deren dieses in seiner urdeutschen
scheint, in der Großstadt durch eherne wirtschaftliche Gesetze zu
Liebenswürdigkeit einzige Stück nicht würdig wäre. Der Dichter
diesem Amerikanismus hingedrängt. Desto näher liegt die
trug es einst wie ein holdes Geheimnis, das er nur einigen mit¬
Frage, ob das theaterreiche Berlin nicht doch noch vielleicht eine
empfindenden Freunden vertrauen durfte, mit sich herum; er
Kunstanstalt nötig hätte, ein subventioniertes Theater, das minder
fand keine öffentliche Stätte, die es aufnahm und vermittelte,
abhängig von den Nöten und Lockungen der Kasse planmäßig nach
und in die Freude des Schöpfers mischte sich die Resignation
dem älteren deutschen Theaterprinzip geleitet würde und sich sein
und Bitterkeit des Verkannten. Eine späte Nachwelt labt sich
Publikum dafür erzöge. Vier bis fünf von den etwa zwanzig
daran wie an einer Wunderquelle, die lange verschsittet war. Die
Bühnen Berlins sind der älteren Ueberlieferung noch nicht völlig
Bühne hat meiner Ueberzeugung nach bis heute den ganz aus¬
entfremdet: die beiden Schilleriheater, die einem volkstümlichen
erlesenen Geschmack dieser Dichtung noch nicht herausgefunden.
Publikum im besten Wortsinne eine reichere literarische Nahrung
Die Schauspieler müssen erst erzogen werden, um das Eigen¬
bieten, das nach ihrem Muster neugebildete „Friedrich Wilhelm¬
artige, Köstliche, Duftige der Kleistsprache im Homburg zu er¬
städtische Schauspielhaus“, das kleine Luisentheater, in dem die
fühlen und im Laut lebendig zu machen. Immerhin war die
ganze Literatur für Anspruchslose flott heruntergespielt wird
Aufführung im Deutschen Theater eine der besten, die ich ge¬
und — das Königliche Schauspielhaus. Gewiß: an dieser äußer¬
sehen habe, sie übertraf beträchtlich die im Schauspielhause und
lich glänzenden Bühne, der die größte Aufgabe für Berlin und
stand nicht weit gegen jene zurück, durch die die Meininger einst
eine große für ganz Deutschland zukäme, hat
noch ein Rest
Aufsehen erregten. Reinhardt hat sich manches, was die Kritik
jener vornehmen Repertoirbildung erhalten.
einem höheren
ihm vorhielt, zu Nutze gemacht; er arbeitete diesmal nicht mit
Codex als dem Kassenreport gehorcht. Man
it freilich auch
prunkvoller und ablenkender Ausstattung, sondern begnügte sich
da irgend ein neues Bumbumstück von Phi
so und so oft
mit charakteristischen Landschaften, Architekturen und Interieurs,
in der Woche, man opfert viele Abende de
chten Philister¬
sowie stilrichtigen Kostümen und Requisiten. Das Hauptgewicht
komödie, aber man hält doch noch an einem
me von Shafe¬
der Regie war auf natürliche Bewegung der Gruppen gelegt, und
speare=, Goethe=, Schiller=, Hebbel= und Gri
er=Vorstellungen
so gelangen die beiden großen Ensembleszenen — die der Ordre
treu anhängen¬
fest, die ihrer Zahl nach genügend wären.
de bataille, in der die beiden Strömungen der Handlung vor¬
den Publikum ausreichende Anregungen
u. Aber leider
trefflich ineinander fluteten, und die der Versammlung der Ge¬
ist es dem einzigen Repertoirtheater Be
dem auch künst¬
neräle zum Schlusse — in außerordentlicher Weise. Schauspiele¬
lerisch vornehme Darstellungsformen erre
risch war ein neuer Mann, der aus Frankfurt berufene Diegel¬
wären, nicht ge¬
glückt, sich zum Mitelpunkie des Theaterin
mann, der den Kurfürsten gab, die Stütze des Erfolges. Das
s zu machen und
die große Gemeinde kunstempfänglicher 2
scheint ein moderner Schauspieler zu sein, der die Bescheidenheit
hen der Großstadt
fest an sich heranzuziehen. Es verfügt ## eine Gruppe ausge= der Natur, die wir nicht mehr missen wollen, mit einer gewissen