II, Theaterstücke 4, (Anatol, 0), Anatol, Seite 24

4. Anato
Mindeel
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Scnade
streitsüchtig geschildert.
behörde. Neben dem Zimmer der Ermordeten schlafen,
Riemens hing über die Bru##
Lärm und Spektakel sind übrigens in dem Hause
nur durch eine dünne Wand getrennt, deren Quartierleute,
Am Halse waren
die Ebeleute Freimann. Diese behaupten, trotzdem sie Odeongasse Nr. 1 sehr häufig und es vergeht keine Nacht,
mungen unserer Zeit in Zusch
weisen, einen offenen Sinn für die modernen Bestrebungen
Alles blos an der Oberfläche. Daß im Gemüthe seiner
nach gedeutet hätte.
auf theatralischem Gebiete. Müller war sogar einer der
Dora, so leichtsinnig und einfältig sie auch sein mag, ein
Der Privatdozent an
Ersten, die in Wien für Ibsen Propaganda machten. Se,
geheimes Weh nisten muß, das läßt er uns nicht einmal
Dr. Emil Reich, sonst
hoch er jedoch auch den nordischen Dramatiker schätzt, so
ahnen. Aber erst wenn er dieses tiefe und schmerzliche Ge¬
Aesthetiker, ist in seinem
ist er gleichwohl kein unbedingter Bewunderer seiner Werke.
heimniß ihrer Seele zu Tage gefördert hätte, erst dann
und die besitzlosen Klassen
Er sieht in Ibsen nur einen Bahnbrei#er und er wagt
wäre die Gestalt rund und voll, erst dann hätte uns Bahr
Wilhelm Friedrich) jählings
sogar die kühne Behauptung, daß Gerhard Hauptmann
lebhaft demonstrirt, daß er nicht nur ein geistreicher,
der modernen Kunst und
bereits über Ibsen hinausgedrungen sei, und daß er ihn in
mit einer schmiegsamen Anempfindungsfähigkeit aus¬
circenses (Brot und Spiele)
den „Einsamen Menschen“ an Gestaitungskraft übretroffen
gerüsteter Schriftsteller, sondern auch ein Dichter ist. Diesen
schen und politischen Part##
habe. Seltsamerweise besitzt Müller, der ja einen scharfen
Beweis muß er aber noch erbringen.
theaterpraktischen Blick hat, für die modernen französtschen] Obersieht jedoch in seinem F.
Ein Geistesgenosse Hermann Bahr's ist Arthur
ben Tempel der Kunst führe
Dramatiker gar kein Verständniß. Er preist unter den
Schnitzler, dem allerdings die schillernde Beweglichkeit des
Von einem Künstler zu
Meistern der französischen Bühne nur Augier, der jetzt schon
Verfassers der „Dora“ fehlt. In seinem Buche „Anatol“
lich soziale Stoffe behandel
in Frankreich als antiquirt gilt, und er geräth in einen
(Berlin 1893, Verlag des Bibliographischen Bureaus)
rechtes Begehren. Seinem
heiligen Zorn beim Gedanken, das Wiibrandt als Burg¬
lernen wir Herrn Schnitzler in sieben reizenden Einaktern
dafür, daß man die soziale
theaterdirektor die Pariser Dramatiker auf der ersten Bühne
als Stimmungsmaler und als geistvollen und scharfen
frage betrachten dürfe, sonde
Deutschlands eingebürgert. Das ist eine deutschthümelnde
Beobachter einer unzweidentigen Gesellschaftssebichte kennen.
auch sein Recht auf geistigen
Schrulle, von der den zukünftigen Direktor des Raimund¬
Sein Anatol ist zwar aus demselben Holze geschnitzt, wie
Kunst sichern müsse, stimme
Theaters die harte Zucht der Nothwendigkeit gar bald heilen
Bahr's Graf Bludinski, aber er hat mehr Gemüth, mehr
Und nun wollen wir
Tiefe und mehr überzeugende Körperlichkeit, als der Held
eines jungen Schriftsteller
Von demselben Autor ist dieser Tage erst ein neues
der oben charakterisirten Ehebruchsgeschichte. Und obendrei
vorheben, der Durch zwei ge
Buch „Im Jahrhundert Grillparzer's“ (Wien, Verlag von
eine gewisse rührsame Naivetät der Empfindung inmitten
über Rußland bereits die A#
Kirchner und Schmidt 1893) erschienen.
seiner sittlichen Korruption. Durch diesen Zug gelomut
Kreise errungen hat. Sein#
In diesem Werke liefert der Verfasser durch eine ein¬
Anatol unsere Sympathie. Anatol richtet vorderhand sein.
now's“ (Berlin 1893, Verla
gehende und an psychologischen Tiefblicken reiche Charakte¬
Augenmerk auf Zirkuskünstlerinnen, Balletdamen und
Grund eines reichen Qu
ristik der hervorragendsten österreichischen Dichtergestalten
Vorstadtmädchen. Aber da ihn der Verfasser als ver¬
erotische Episoden aus den
ein lebendiges Bild jenes literarischen Jahrhunderts in
heirateten Mann entläßt, so werden wir hoffentlich in
Lektüre dieses Werkes finde
Oesterreich, das mit dem 15. Jänner 1891, dem hundertsten
einem zweiten Bande seinen externen Liebesbrang auf
dern auch der gewöhnliche
Geburtstage Grillparzer's, seinen Abschluß gefunden. Es ist
einem Gebiete mit einer tieferen Perspektive sich bethätigen
intereisant, pikant, liest sich
dies eine sehr verdienstliche Arbeit, die jedoch eine viel
sehen.
baher sicherlich bald sein Vu#
tiefere Perspektive dadurch gewonnen hätte, wenn der Autor
Adam Müller=Guttenbrunn ist kein Jünger der
nicht leichthin, sondern in eindringlicher Weise die Dichter,
„Modernen“, aber er besitzt trotzdem, wie seine „Drama¬
kuraischen Gänge“ (Dresden, E. Pierson's Verlag 1892) be= deren Entwicklung er vorführt, mit den geistigen Strö¬