II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 22

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4.9. Anato
y
ralen hofften in Liver¬
Von den Iren am Halse gewürgt, wolle das Kabinen
beginnen.
ben mit der höchsten
sich in den Wahlen zu einer selbständigen Majorität durch¬
künstlerischer und wohl auch poetischer sind, hat niemals er kam. Artur Schnitzler schrieb die „Liebelle¬
.
ein liebenswürdigeres geschrieben als den „Anatol.
die
„Grünen Kakadu", den „Schleier der Beatrice
ustrie=Zeitung",
„Dämmerseelen", den „Medardus. Alle diese Werke
Freilich, als dieses liebenswürdige Buch damals er¬
von Wien.“ Ein
sammen haben schließlich auch den Anatol berühmt
schien, ging es ihm, wie es den liebenswürdigen Büchern
macht. Mit der Zeit ist daraus eine Art Werther
im Anfang meistens geht: Es blieb unbeachtet. Es
in Baurat Inge¬
Jungen Wien geworden.
drängte sich nicht auf, bettelte nicht um Notizen, anti¬
Daß dieser Werther lacht, ist das Wienerische an ihm.
Seite 25 bis 27.
chambrierte nicht in den Vorzimmern der Mächtigen. So
Im übrigen ist er ebenso subjektiv gefärbt, wie es die
ließ man es liegen, wo es eben lag, und das Geschäft
Goethesche Gestalt zu ihrer Zeit war. Wie Werther der
des Tages ging daran vorüber. Auch sein Inhalt war
Romans „Rudolf
junge Goethe, so ist Anatol der junge Schnitzler — in
ja schließlich kein solcher, daß man davor hätte stehen
einem gewissen Abstand natürlich. Diese Figur ist eine
bleiben müssen. Sieben zärtliche Abenteuer des zärtlichen
Prany. Seite 24.
Vase, gefüllt mit der eigenen Jugend. Das macht den
Helden Anatol lieferten den Stoff zu sieben kleinen, nur
Reiz des Anatol aus und begrenzt zugleich seine Be¬
durch die Figur des gemeinsamen Helden in eine lose
deutung. Denn wenn der Anatol sich selbst einen Typus
ton.
Verbindung gebrachten Einaktern. Es war das Genr
nennt, so tut er damit sich un ins ein bißchen unrecht.
des sogenannten Proverbs, das ein halbes Jahrhundert
Wohl ist er wie so viele junge einer ein „leichtsinniger
früher Musset in Frankreich kreiert hatte. Man ließ sich
Melancholiker. So nennt er sich ja, und damit hat er
diese Proverbs sehr gerne gefallen, wenn sie von Musse¬
im Wiener Büchermark
recht. Aber diese leichtsinnigen Melancholiker sind darum
oder einem anderen Pariser verfaßt waren und im alten
jenen, der den zugleich
noch keine Anatols; was ihn von jenen unterscheidet,
Burgtheater gespielt wurden. Daß das auch ein Wiener
Anatol trug. Ein
ist eine Kleinigkeit: daß er nämlich ein Dichter ist.
machen könne, glaubte man nicht recht, wollte es nicht
führte sich damit ein,
„Mein kleiner Dichter," sagt Cora, seine erste dramatische
glauben. Es waren ja dazumal polemische Zeitläufte, ein¬
er, der sein Knaben¬
Gesponsin, zu ihm: und sie hat das Richtige heraus¬
neue Kunst wurde ausgerufen, ein neuer Frühling pro¬
amen Loris barg, gab
gefunden, obwohl sie nur ein kleines süßes Mädel ist.
klamiert, und man wollte nichts wissen von dem neuen
Wie klangen sie nur
Anatol ist wirklich ein Dichter — einer von der liebens¬
Frühling, behandelte ihn als ungebetenen Gast. „Und
re über dem Eingang
würdigen Sorte, ein Dichter, der nicht schreibt. Ein kleiner
wenn man den Frühling neu entdeckte," sagt Anatol zu
Musset, geht er in den Straßen Wiens spazieren, läuft
seinem Freunde Max gleich auf einer der ersten Seiten
den hübschen Frauen nach und philosophiert mit seinem
des neuen Buches, „man würde auch an ihn nicht
Freunde Max in Dämmerstunden über die Liebe. Er ver¬
glauben. Trotz der grünen Bäume, trotz der blühenden
tung.
dankt, wie schon der französische Vorname verrät, fran¬
Blumen und trotz der Liebe...." Was die Ernsthaften
zösischen Einflüssen sein Dasein; außerdem aber auch
Gestern.
betrifft, so hatte er sicher recht. „Weibergeschichten!" sagten
und das mag paradox klingen — dem alten Burg¬
die, mit einem unfreundlichen Blick auf das neue Buch
Loris, hat in seinem
theater. Anatol ist nämlich ein Dichter, weil sein Vorbild
und gingen weiter. Sie lasen es zwar nicht, aber si¬
pllere und bedeutendere
ein Dichter war; er ist aber auch eine Theaterfigur, weil
mißbilligten es von Grund aus. Die Frauen jedoch, die
Adel, tieferem Inhalt
sein Schöpfer ein geborener Dramatiker war. Die Schule
in Sachen der Kunst die feinere Nase haben, die Künstler
Er hat niemals ein
dieses jungen, werdenden Dramatikers war das alte Burg¬
und die Jugend waren anderer Meinung. Sie lasen da¬
als diese Einleitung zum
theater. Da hat auch Anatol gehen, lächeln und sich im
liebenswürdige Buch um seiner Liebenswürdigkeit willen
r, der Dichter so vieler
Dialog bewegen gelernt. Manchmal drückt dieser junge
er uns seither so viele und auch wegen der Versprechungen für die Zukunft, die
Lebemann sich trotz einem Pariser aus; auch sein Freund
verzweigter, raffinierter, es enthielt. Sie mitterten den konnenden Dichter. Und Mar übrigens. Ich rüche dich, so gut ich kann. Freund