II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 303

4.9. Anatol
Zykl
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Budapest, Chicago, Clevelan
en, London, Madrid, Mailand, M...
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peter.
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).

Ausschnitt aus Neues Pester Journal
2
vom
Peater, Kunst und Literatur.
(Ungarisches Theater.) Arthur Schnitz¬
ler Anatole — im Ungarischen Theater heute
zum ersten Mal gegeben — erzählt seine Liebschaften
auf dem Theater so wie der viel ernstere Hoffmann.
Auch Anatol könnte so anfangen: „Meine erste Liebe
war Cora" — wenn das überhaupt wahr wäre. Denn
es ist kaum zu glauben, daß der naiv-melancholische
Wiener Noceur sich an seine erste Liebe erinnert. Er
hat deren zu viele gehabt. Hoffmann blos drei, und
das waren ernste, tragisch angehauchte Liebschaften.
Anatol hatte blos Verhältnisse oder wie man in
seiner Mundart sagen würde: „Pantschern." Hoff¬
mann's Erzählungen sind retrospektive Darstellungen
bizarrer Liebestragödien. Die fünf Einakter Schnitz¬
ler's bilden eine Revue von Liebeleien, in denen
Anatol steckt, oder die er gerade lösen will und dabei
einige geistvoll hingestellte „surprises d'amour
erlebt. Die Sachen sind hübsch, gefällig in dem
Humor der Resignation, und in der wieneri¬
schen Darstellung Schnitzler's im Buch wie auf
dem Theater von eigenem Reiz. Uns dünkt das
Ganze als Bühnengegenstand ein bischen ver¬
blüht. Es hat einen Theil seiner Lebenskraft in
den achtzehn Jahren seiner Buchexistenz verlebt.
Hypnose, süßes Mädl und Garçonwohnungslyrik sind
doch gewiß durchsprochene Dinge von gestern und
vorgestern. Die Darstellung im Ungarischen Thea¬
er packt die Sache ein wenig zu der an und die
Wiener Note kommt gar nicht zum Klingen. Ueber¬
haupt ist die fünftheilige Komödie in der ungarischen
Darstellung niche recht zuhause. Anatol ist ein Kind
der Ringstraße. Herr Goth transferirt ihn nach dem
Boulevard des Italiens und macht einen Feydeau¬
schen Komiker aus dem lebefreudigen Gemüthsmen¬
schen Schnitzler's. Und für die Annie der Frau
Forrai wurde der Meldezettel in irgend einer volks¬
thümlichen Gasse unseres sechsten Bezirks ausgestellt.
Was den Max Z. Molnar's anbelangt, ist dieser
in einem früheren Rollenkreis dieses sonst erfinderischen
Künstlers stecken geblieben und kann nicht heraus.
Eine plausible Anatol=Liebhaberin war von den fünf
mitwirkenden Damen blos die Helene der Frau
Göth-Kerteß in der letzten Piece: „Anatol am
Hochzeitsmorgen". Hier war auch die Komikerfagon
des Göth'schen Anatol angebracht. Er war aber auch
sehr unterhaltend, nahezu von voller Possenwirkung.
Aber das Publikum ging Herrn Goth nach. Es
amüsirte sich vortrefflich über das, wozu „Anatol
durch Herrn Goth und seine Spielgenossen sehr be¬
lustigend verfälscht wurde. Was das war, darum
fragte kein Mensch, sondern lachte und applau¬
dirte. Dazu konnte sich jeder Zuschauer an einer
Reihe reizend hübscher Interieurausstattungen er¬
freuen.
t. r.
.
und Karl Fran¬
box 8/7
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Quellengabe, ohne Ge¬
Ausschußgester Sonn- u. Montags=Zeitung
28 2 19
vom
Das Ungarische Theater hatte San
wieder einmal einen Ehrenabend und wir rech¬
es Direktor Bethy als großes Verdienst an, daß er
neben dem Königstheater, auch diesem zum Schau¬
spielhaus avancirten Theater, so viel künstlerische
Aufmerksamkeit widmet. Man gab „Anatole eine
Reihe von Bildern, welche die Lie schaften des
Helden behandeln, von Schnitzler. Diese er¬
— es waren ursprünglich ihrer sieben Trieb
— Schnitzler schon vor nahezu 2 Dezenien. Stielen
damals sehr. Am ungarischen Theater kamen jedoch
nur fünf zur Aufführung, die ebenfalls außerordent¬
lich gefielen. Als Repertoirstück hat sich ja die Di¬
rektion, diese hübschen Kleinigkeiten selbst nicht gedacht,
aber ihre Schuldigkeit werden sie redlich thun. Die
Mitwirkenden wären alle zu loben. Allen voran
Frau Goth-Kerteß und Herr Z. Molnar
Die Titelrolle spielte Herr Goth, sehr nett, sehr
gut, sehr lustig — aber doch nicht so, wie sie hätt,
gespielt werden sollen. Es geht Herrn Goth seit ei
niger Zeit mit allen seinen Rollen so. Er spielt sie
alle gut, aber alle doch nicht so, als sie gespielt
werden sollen. Die Ausstattung erstklassig und ge¬
schmackvoll. Das Publicum unterhielt sich gut und
applaudirte viel.