4.9. An¬
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ku
box 9/1
Felsenkirchener Algemene
13.10
M. Gastspiel des Düsseldorfer
Schauspielhauses.
„Anatol“ von Arthur Schnitzler.
4 Einakter: Die Frage an das Schicksal. — Weih¬
nachtseinkäufe. — Episode. — Abschiedssouper,
* Gelsenkirchen, 19. März.
Angeregt durch den großen Erfolg und den
regen Besuch der bisherigen Gastspiele veran¬
staltete die Direktion des Düsseldorfer Schauspiel¬
hauses am Dienstag abend eine Vorstellung außer
Abonnement mit der Wiedergabe des Anatol¬
Cyklus von Arthur Schnitzler. Der Autor, der
bisher als Dramatiker nur mit seinem Werk „Die
Liebelei größere Beachtung gefunden und die
stärkste Wirkung erzielt hat, zeigt außerdem eine
besiders glückliche Hand in der Schaffung seiner,
gereicher und bühnenwirksamer Einakter. Hier¬
zu sind auch die 4 amüsanten Stückchen zu zählen,
die den Anatol-Cyklus bilden. Sie bieten in
literarischem und künstlerischem Sinne keinen
großen Genuß, erfüllen aber mit ihrem gesunden
Witz und ihrer teilweise recht pikanten Satire
ihren Zweck, zu unterhalten und das Zwerchfell
zu erschüttern. Das „Wiener Madl" aus der
Vorstadt bietet in seinen verschiedenen Schattierun¬
gen dem Dichter Gelegenheit, das Großstadtleben,
die Psyche des Lebemannes und die der Grisette
in ihren Berührungspunkten und in ihren Gegen¬
sätzen in köstlichen Szenen und Kontrasten zu
hildern. Eine Hypnotisierungssene, ein Weih¬
achtsabend, eine Szene auf der „Bube, und ein
bschiedssouper müssen hierzu eine wirksame
oli liefern, wobei man ohne weiteres den Ein¬
ruck gewinnt, daß der Wiener Dichter aus dem
ollen Leben geschöpft hat. Die Gestalten, die er
auf die Wetter stellt, sind mit kecken, sicheren und
überzeugenden Farben gezeichnet. Die Darsteller
varen mit großer Lust und Liebe bei der Sache.
Der Träger der Titelrolle, Walter Steinbeck,
traf stets den richtigen Ton, ohne sie zu nahe¬
liegenden Uebertreibungen hinreißen zu lassen,
und fand in Rudolf Hoch einen ebenbürtigen
Freund Max. Die Cora der Paula Janower,
die Gabriele der Helene Robert, die Bianca der
Olivia Veit und die Annie der Monika Stöger
waren echte Vertreterinnen des Wiener weiblichen
Vorstadt=Typus. Recht wirkungsvoll war außerdem
die Regie von Dr. Reinh. Bruck. Das Publikum,
bekundete sein Befriedigung in lebhaftem Beifall
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Felsenkirchener Algemene
13.10
M. Gastspiel des Düsseldorfer
Schauspielhauses.
„Anatol“ von Arthur Schnitzler.
4 Einakter: Die Frage an das Schicksal. — Weih¬
nachtseinkäufe. — Episode. — Abschiedssouper,
* Gelsenkirchen, 19. März.
Angeregt durch den großen Erfolg und den
regen Besuch der bisherigen Gastspiele veran¬
staltete die Direktion des Düsseldorfer Schauspiel¬
hauses am Dienstag abend eine Vorstellung außer
Abonnement mit der Wiedergabe des Anatol¬
Cyklus von Arthur Schnitzler. Der Autor, der
bisher als Dramatiker nur mit seinem Werk „Die
Liebelei größere Beachtung gefunden und die
stärkste Wirkung erzielt hat, zeigt außerdem eine
besiders glückliche Hand in der Schaffung seiner,
gereicher und bühnenwirksamer Einakter. Hier¬
zu sind auch die 4 amüsanten Stückchen zu zählen,
die den Anatol-Cyklus bilden. Sie bieten in
literarischem und künstlerischem Sinne keinen
großen Genuß, erfüllen aber mit ihrem gesunden
Witz und ihrer teilweise recht pikanten Satire
ihren Zweck, zu unterhalten und das Zwerchfell
zu erschüttern. Das „Wiener Madl" aus der
Vorstadt bietet in seinen verschiedenen Schattierun¬
gen dem Dichter Gelegenheit, das Großstadtleben,
die Psyche des Lebemannes und die der Grisette
in ihren Berührungspunkten und in ihren Gegen¬
sätzen in köstlichen Szenen und Kontrasten zu
hildern. Eine Hypnotisierungssene, ein Weih¬
achtsabend, eine Szene auf der „Bube, und ein
bschiedssouper müssen hierzu eine wirksame
oli liefern, wobei man ohne weiteres den Ein¬
ruck gewinnt, daß der Wiener Dichter aus dem
ollen Leben geschöpft hat. Die Gestalten, die er
auf die Wetter stellt, sind mit kecken, sicheren und
überzeugenden Farben gezeichnet. Die Darsteller
varen mit großer Lust und Liebe bei der Sache.
Der Träger der Titelrolle, Walter Steinbeck,
traf stets den richtigen Ton, ohne sie zu nahe¬
liegenden Uebertreibungen hinreißen zu lassen,
und fand in Rudolf Hoch einen ebenbürtigen
Freund Max. Die Cora der Paula Janower,
die Gabriele der Helene Robert, die Bianca der
Olivia Veit und die Annie der Monika Stöger
waren echte Vertreterinnen des Wiener weiblichen
Vorstadt=Typus. Recht wirkungsvoll war außerdem
die Regie von Dr. Reinh. Bruck. Das Publikum,
bekundete sein Befriedigung in lebhaftem Beifall