II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 490

Zyklus
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4.9. Anatol

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Personals aus der Direktionsä Bernan, von denen Frau
Eibenschütz bedroht ist, ergeben, soferne die letzten Instanzen
gedacht, „Anatol“ könne wirklich gespielt und sogar ein Zug¬
gegen sie erkennen sollten, folgendes Bild: Die Rück¬
und Kassenstück, sogar in Amerika, werden. In einer „Concordia“.
stände an öffentlich-rechtlichen Abgaben be¬
Matinee wurde dann das „Abschiedssouper versucht, und Schnitzler
tragen etwas mehr als eine Milliarde Kronen, da hat es oft lachend erzählt, wie bei den lustigen Worten der
runter 492 Millionen Lustbarkeitsabgabe, „Annie“ aus dem Publikum keine Räsonnanze kam, bis sie
sich genäschig, wie die süßen Mädchen einmal sind, über die
167 Millionen Fürsorge abgabe, 112 Mil¬
Indianerkrapfen hermachte. Aber dies war doch nur ein
lionen Warenumsatzsteuer, 193 Millionen
Experiment, ob nicht wenigstens das Bühnenmöglichste der kleinen
Krankenkassenbeiträge u. a. Die Ansprüche des
Stücke zu wagen wäre. Dann hat Jarno die „Frage an das
Personals lassen sich derzeit mit einer bestimmten Ziffer nicht
Schicksal mit der östlichen Pointe von dem Manne, der nicht
angeben. Vor allem bleibt abzuwarten, welches Ergebnis der
die Wahrheit übe die Treue seiner Geliebten erfahren will,
Theaterbetrieb bis zum Ende der Spielzeit, das ist bis zum
gebracht, dann reich nicht, die „Episode“ — wie steigt
31. August 1925, zeitigen wird. Je größer dieses Ergebnis
hier aus vergilbten Liebesbriefen wieder eine ganze verklungene
Jugend auf Dann gab das Volksthater den ganzen Zyklus
desto geringer würden die Ansprüche des bekanntlich an
Man weiß noch, wie der Dialog in den „Weihnachtseinkäufen
Teilung spielenden Personals für Gagen und Löhne werden
zwischen Gabriele, der jungen Frau der Gesellschaft, und dem
Der Pachtschilling für die Spielzeit 1921/22 und
verliebten Schwärmer Anatol, der ihr zuerst von den süßen
1922/23 für die Direktionsara Bernau ist noch unberichtigt
verschwiegen Erlebnissen der Vorstadt erzählt, wie diese Sze¬
Den Verbindlichkeiten stehen also gegenüber: die 399/126
auf dem verschneten Christkindlmarkt eingeschlagen, und erst
Anteile des Carl-Theaters, die Erbansprüche der Frau Eiben¬
„Anatols Hochheimorgen", wo der liebenswürdige Sünder, von
schütz an die Verlassenschaft nach ihrem Gatten und ihre den Armen seiner Freundin festgehalten, beinahe zur eigenen
Forderungen gegen Direktor Alfred Bernau, Direktor
Hochzeit gekommen wäre. Erst da man den ganzen
Siegfried Geyer und den Verleger Julius Feuchtinger Zyklus auch vorüberziehen sah, erkannte man seinen
künstlerischen bre, den man jetzt wieder in der Reinhardt¬
in Stuttgart.
Aufführung. So groß der Weg ist, den Schnitzler seit dem
Antrag auf eine 25prozentige Ausgleichsquete. „Anatol zum „Jungen Medardus" und dem „Schleier der
Beatrice" ungen, man findet die Spuren dieses Erstlings noch
Schließlich wird in dem Ansuchen erklärt, daß nicht
bis zuletzt in der „Komödie der Verführung". Darum dankt
nur die Hausanteile und der Theaterfundus schwer zu
man es Reinhardt, daß er uns jetzt, da man das reiche Schaffen
realisieren, sondern daß auch die Geldforderungen schwer herein¬
eines reifen Meisters zu übersehen vermag, durch diese Aufführung
zubringen sein werden. Aus diesem Grunde wird eine Aus¬
Einblicke und Rückblicke in diese scharmanten Anfänge gewährte
gleichsquote von 25 Prozent zahlbar in Ueber die Darstellung ist bereits gesprochen worden. Sie truc
22 Raten beantragt.
vor allem durch Waldaus reizvolle Dialogkunst als Anatol,
Reiner als Max, Fräulein Kneidinger, Fein, Hagen,
Unter den Angestellten hat die Nachricht, daß Fra¬
Frau Terwin-Moissi und durch die überschäumend
Direktor Eibenschütz einen Ausgleichsantrag eingereicht
hat, große Bestürzung hervorgerufen. Die Direktion hatte Lustigkeit Fräulein Geßners unter Paul Kalbes klug
abtönender Regie zum vollen Erfolg des Schnitzler=Abends bei
diese Aktion überaus diskret behandelt, damit die gestrige
P. W.
Premiere der Operette „Sonja" nicht gestört werde. Ins
— Im Burgtheater gelangt Sonntag den 8. d., nach
besondere die Musiker und Theaterarbeiter sind in große
mittags 3 Uhr, außer dem Abonnement, zu besonders ermäßigten
Erregung und machen das darstellende Personal für der
Preisen die Posse „Der Zerrissene von Johann Nestroy
finanziellen Zusammenbruch der Frau Eibenschütz verant
zur Aufführung. Es wirken mit die Damen Glossy und Seidler
wortlich. Die erstgenannten Gruppen erklären, diese
sowie die Herren Baumgartner, Heim, Heller, Huber, Maier¬
Situation wäre zu vermeiden gewesen, wenn die Klager
hofer, Moncza, Müller, Thaller, Wawra und Karl Zeska.
zweier Chormitglieder gegen Frau Eibenschütz auf Zahlung
Abends 7 Uhr, wird zu erhöhten Preisen Monars Spiel „Di¬
der ganzen Gage zurückgezogen worden wären.
rote Mühle gegeben unter Mitwirkung der Damen Hrube
(Französin), Mell, Pünkösdy, Roland, Wall und Wilke sowie
Aus Freundeskreisen der Frau Direktor Eiben
der Herren Baumgartner, Blum, Danegger, Eidlitz, Friedl,
schütz wird mitgeteilt, daß sich bereits ein ernster
Heller, Höbling, Huber, Horn, Karsten, Moncza, Pranger, Georg
Reflektant auf das Theater gemeldet habe, der aber erst die
Reimers, Emmerich Reimers, Seydelmann, Strebinger, Wawra,
Ordnung des Ausgleiches abwarten und noch nicht genann
Wiesner und Philipp Zeska.
werden wolle.
— Im Akademietheater geht als Vorstellung des
Burgtheaters Sonntag den 8. d., nachmittags 3 Uhr, zu be¬
Theater= und Kunstnachrichten.
sonders ermäßigten Preisen die Komödie „Garten der
[Schnitzlers „Anatol“ im Theater in der
Jugend“ von Thaddäus Rittner in Szene mit den Damen
Josefstadt.] Nun hat Arthur Schnitzlers Einakterreih¬
Albach=Retty, Hollbrandt, Mayen, Mayer, Mell und Witt sowie
„Anatol“ wieder in das Theater in der Josefstadt heimgefunden,
den Herren Arndt, Aslan, Blum, Horn, Karsten, Lohner
der Stätte, von der aus, an den literarischen Abenden Jarnos
Moncza, Pranger und Seydelmann. Abends halb 8 Uhr gelangt
diese von Geist, Laune und Anmut blitzenden Dialoge zuerst ihrer
zu erhöhten Preisen die Komödie „Mama Nicole“ von
Weg — einen glänzenden Weg des damals nur von wenigen
Jacques Bousquet und Paul Armont zur Aufführung. Es wirken
geahnten Erfolges — genommen haben. „Anatol“ bei Reinhardt.
mit die Damen Albach=Retty, Rita Burg, Seidler und Witt sowie
In dieses wienerische Haus, das auf kultiviertesten Geschmack, die Herren Arndt, Aslan, Devrient, Heim und König.
auf Behagen, elegante Heiterkeit gestimmt ist, gehörten diese Lust¬
Im Operntheater kommt Sonntag den 8. d.
spielminiaturen längst, die dem nawen Theaterbesucher wie den
„Rienzi" mit den Damen Born, Paalen und Radl sowie den
feinschmeckerischen Genießer gleicherweise kleine funkelnde Kost¬
Herren Schubert, Zec, Renner, Mayr, Gallos und Ettl zur Auf¬

barkeiten der wienerischen, fast möchte man jetzt schon sagen, der
führung. Musikalische Leitung: Herr Direktor Schalk, Anfang
altwienerischen Kunst bedeuten. Als vor dreißig Jahren
halb 7 Uhr. Erhöhte Preise.
oder ist es schon länger her, diese Bluetten,
In der Volksoper gelangt morgen Sonntag, nach¬
pariserisierenden Geist mit heimatlichem Sentiment ver
mittags, bei bedeutend ermäßigten Preisen „Cavalleria
einten, zuerst erschienen, war das junge Wien von rusticana“ und hierauf „Der Bajazzo“ mit Herrn
damals entzückt. Hier war ein völlig neuer Ton angeschlagen. Hier Kammersänger Heinrich Tiemer als Gast als Tonis zur Auf¬
war Grazie und Uebermut, die an die Proverbs des jungen
führung. Abends findet eine Wiederholung der „Gräfin
Alfred de Musset gemahnten. Hier war aber noch etwas
Maria" statt
Besonderes, das einen zwang, diesem Dichter nicht
zuzu
wird
Im Deutschen
Volkstheater
hören, weil man ein starkes Talent, sondern ihm zu ve, weil
Alexander Moissi in dieser Spielzeit zum erstenmal in
man die reizvolle Menschlichkeit darin spürte. Ein Zauber war
Schnitzlers „Paracelsus" und in Tolstois „Er ist
darin, dem man sich auch heute nicht, denkt man nur an
an allem schuld“ spielen. Mittwoch den 11. d. findet die
„Anatol, den leichtfertigen Melancholiker, an den seinen Spötter
50. Wiederholung von Shaws natischer Chronik „Die
Mar und an die süßen Mädchen“ Cora, Annie, Bianca und
heilige Johanna" statt.
sie sonst noch heißen mögen, nicht zu entziehen vermag. Wa¬
Im Theater in der Josefstadt wird nach
es die leichte Melancholie, die diese gewichtlos heiteren, kleine
Rückkehr Hermann Rombergs von seinem Urlaub Mittwoch
Szenen umflorte? War es die verhangene Poesie, die man aus
den 11. d., abendes halb 8 Uhr, das Schauspiel „Aimée“ von
diesem scheinbar nur spielerischen Bekenntnissen spürte? War
Paul Geraldy wieder in den Spielplan aufgenommen. Die
es die Atmosphäre einer ganzen Gesellschaft mit ihrem Froh= und
einmalige Fremdenvorstellung von „Ein Sommernachts¬
Feinsinn einer ganzen Stadt, die einem durchaus entgegenwehte
traum“ findet morgen Sonntag, halb 3 Uhr, in der bekannten
Was immer es gewesen: Jeder fühlte und fühlt es noch
Besetzung statt. Um halb 12 Uhr vormittags desselben Tag
Die
So
kein