II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 491


angeordneten, welche Ergebnis der die Wahrheit über die Tree einer Beesten er¬
Theaterbetr. bis zum Ende der Spielzeit, das ist bis zum gebracht, dann, irre ich nicht, die „Episode“ — wie steigt
hier aus vergilbten Liebesbriefen wieder eine ganze verklungene
31. August 1925, zeitigen wird. Je größer dieses Ergebnis
Jugend auf! Dann gab das Volksthater den ganzen Zyklus
desto geringer würden die Ansprüche des bekanntlich an
Man weiß noch, wie der Dialog in den „Weihnachtseinkaufen
Teilung spielenden Personals für Gagen und Löhne werden
zwischen Gabriele, der jungen Frau der Gesellschaft, und dem
Der Pachtschilling für die Spielzeit 1921/22 und
verliebten Schwärmer Anatol, der ihr zuerst von den süßen
1922/23 für die Direktionsara Bernan ist noch unberichtigt
verschwiegenen Erlebnissen der Vorstadt erzählt, wie diese Szene
Den Verbindlichkeiten stehen also gegenüber: die 399/1260
auf dem verschneiten Christkindlmarkt eingeschlagen, und erst
Anteile des Carl-Theaters, die Erbansprüche der Frau Eiben¬
„Anatols Hochzeitsmorgen", wo der liebenswürdige Sünder, von
schütz an die Verlassenschaft nach ihrem Gatten und ihre
den Armen seiner Freundin festgehalten, beinahe zur eigenen
Forderungen gegen Direktor Alfred Bernau, Direktor Hochzeit zu spät gekommen wäre. Erst da man den ganzen
Siegfried Geyer und den Verleger Julius Feuchtinger Zyklus an sich vorüberziehen sah, erkannte man seinen
künstlerischen Timbre, den man jetzt wieder in der Reinhardt
in Stuttgart.
Aufführung erkennt. So groß der Weg ist, den Schnitzler seit dem
Antrag auf eine 25prozentige Ausgleichsquete.
„Anatol“ bis zum „Jungen Medardus" und dem „Schleier der
Beatrice" gegangen, man findet die Spuren dieses Erstlings noch
Schließlich wird in dem Ansuchen erklärt, daß nicht
bis zuletzt in der „Komödie der Verführung“. Darum dank
nur die Hausanteile und der Theaterfundus schwer zu
man es Reinhardt, daß er uns jetzt, da man das reiche Schaffen
realisieren, sondern daß auch die Geldforderungen schwer herein¬
eines reisen Meisters zu übersehen vermag, durch diese Aufführung
zubringen sein werden. Aus diesem Grunde wird eine Aus¬
Einblicke und Rückblicke in diese scharmanten Anfänge gewährte.
gleichsquote von 25 Prozent zahlbar in
Ueber die Darstellung ist bereits gesprochen worden. Sie trug
vor allem durch Waldaus reizvolle Dialogkunst als Anatol,
22 Raten beantragt.
Reiner als Max, Fräulein Kneidinger, Fein, Hagen,
Unter den Angestellten hat die Nachricht, daß Frau
Frau Terwin-Moissi und durch die überschäumende
Direktor Eibenschütz einen Ausgleichsantrag eingereicht
Lustigkeit Fräulein Geßners unter Paul Kalbes klug
hat, große Bestürzung hervorgerufen. Die Direktion hatte
abtönender Regie zum vollen Erfolg des Schnitzler=Abends bei¬
diese Aktion überaus diskret behandelt, damit die gestrige
Premiere der Operette „Sonja" nicht gestört werde. Ins
Im Burgtheater gelangt Sonntag den 8. d., nach¬
besondere die Musiker und Theaterarbeiter sind in große
mittags 3 Uhr, außer dem Abonnement, zu besonders ermäßigter
Erregung und machen das darstellende Personal für der
Preisen die Posse „Der Zerrissene" von Johann Nestroy
finanziellen Zusammenbruch der Frau Eibenschütz verant¬
zur Aufführung. Es wirken mit die Damen Glossy und Seidler
wortlich. Die erstgenannten Gruppen erklären, diese
sowie die Herren Baumgartner, Heim, Heller, Huber, Maier¬
Situation wäre zu vermeiden gewesen, wenn die Klagen
hofer, Moncza, Müller, Thaller, Wawra und Karl
Zeska.
zweier Chormitglieder gegen Frau Eibenschütz auf Zahlung
Abends 7 Uhr, wird zu erhöhten Preisen Monars Spiel „Die
rote Mühle gegeben unter Mitwirkung der Damen Hrub
der ganzen Gage zurückgezogen worden wären.
(Französin), Mell, Pünkösdy, Roland, Wall und Wilke sowie
Aus Freundeskreisen der Frau Direktor Eiben¬
der Herren Baumgartner, Blum, Danegger, Eidlitz, Friedl,
schütz wird mitgeteilt, daß sich bereits ein ernster
Heller, Höbling, Huber, Horn, Karsten, Moncza, Pranger, Georg
Reflektant auf das Theater gemeldet habe, der aber erst die
Reimers, Emmerich Reimers, Seydelmann, Strebinger, Wawra,
Ordnung des Ausgleiches abwarten und noch nicht gene
Wiesner und Philipp Zeska.
werden wolle.
Im Akademietheater geht als Vorstellung des
Burgtheaters Sonntag den 8. d., nachmittags 3 Uhr, zu be¬
Theater= und Kunstnachrichten.
sonders ermäßigten Preisen die Komödie „Garten der
[Schnitzlers „Anatol“ im Theater in der
Jugend von Thaddäus Rittner in Szene mit den Damen
Josefstadt.] Nun hat Arthur Schnitzlers Einakterreihe
Albach=Retty, Hollbrandt, Mayen, Mayer, Mell und Witt sowie
„Anatol“ wieder in das Theater in der Josefstadt heimgefunden
den Herren Arndt, Aslan, Blum, Horn, Karsten, Lohner,
der Stätte, von der aus, an den literarischen Abenden Jarnos,
Moncza, Pranger und Seydelmann. Abends halb 8 Uhr gelangt
diese von Geist, Laune und Anmut blitzenden Dialoge zuerst ihrer
zu erhöhten Preisen die Komödie „Mama Nicole“ von
Weg — einen glänzenden Weg des damals nur von wenigen
Jacques Bousquet und Paul Armont zur Aufführung. Es wirken
geahnten Erfolges — genommen haben. „Anatol“ bei Reinhardt, mit die Damen Albach=Retty, Rita Burg, Seidler und Witt sowie
die Herren Arndt, Aslan, Devrient, Heim und König.
In dieses wienerische Haus, das auf kultiviertesten Geschmack
auf Behagen, elegante Heiterkeit gestimmt ist, gehörten diese Luft¬
Im Operntheater kommt Sonntag den 8. d.
spielminiaturen längst, die dem naiven Theaterbesucher wie dem
„Rienzi" mit den Damen Born, Paalen und Radl sowie den
seinschmeckerischen Genießer gleicherweise kleine funkelnde Kost=Herren Schubert, Zee, Renner, Mayr, Gallos und Ettl zur Auf¬
barkeiten der wienerischen, fast möchte man jetzt schon sagen, der
führung. Musikalische Leitung: Herr Direktor Schalk, Anfang
altwienerischen Kunst bedeuten. Als vor dreißig Jahren
halb 7 Uhr. Erhöhte Preise.
oder ist es schon länger her, diese Bluetten,
In der Volksoper gelangt morgen Sonntag, nach
pariserisierenden Geist mit heimatlichem Sentiment ver
mittags, bei bedeutend ermäßigten Preisen „Cavalleria
einten, zuerst erschienen, war das junge Wien von
rusticana“ und hierauf „Der Bajazzo“ mit Herrn
damals entzückt. Hier war ein völlig neuer Ton angeschlagen. Hier Kammersänger Heinrich Tiemer als Gast als Tonio zur Auf¬
war Grazie und Uebermut, die an die Proverbs des jungen
führung. Abends findet eine Wiederholung der „Gräfin
Alfred de Musset gemahnten. Hier war aber noch etwas
Maria" statt.
Besonderes, das einen zwang, diesem Dichter nicht bloß zuzu
Im Deutschen Volkstheater wird
hören, weil man ein starkes Talent, sondern ihm zu liebe, weil
Alexander Moissi in dieser Spielzeit zum erstenmal in
man die reizvolle Menschlichkeit darin spürte. Ein Zauber war
Schnitzlers „Paracelsus" und in Tolstois „Er ist
darin, dem man sich auch heute nicht, denkt man nur an
an allem schuld“ spielen. Mittwoch den 11. d. findet die
„Anatol, den leichtfertigen Melancholiker, an den feinen Spötter
50. Wiederholung von Shaws dramatischer Chronik „Die
Max und an die süßen Mädchen“ Cora, Annie, Bianca und
heilige Johanna" statt.
wie sie sonst noch heißen mögen, nicht zu entziehen vermag. War
Im Theater in der Josefstadt wird nach
es die leichte Melancholie, die diese gewichtlos heiteren, kleinen
Rückkehr Hermann Rombergs von seinem Urlaub Mittwoch
Szenen umflorte? War es die verhangene Poesie, die man aus
den 11. d., abendes halb 8 Uhr, das Schauspiel „Aimée“ von
diesem scheinbar nur spielerischen Bekenntnissen spürte? War
Paul Geraldy wieder in den Spielplan aufgenommen. Die
es die Atmosphäre einer ganzen Gesellschaft mit ihrem Froh= und
einmalige Fremdenvorstellung von „Ein Sommernachts¬
Feinsinn einer ganzen Stadt, die einem durchaus entgegenwehte
traum“ findet morgen Sonntag, halb 3 Uhr, in der bekannten
Was immer es gewesen: Jeder fühlte und fühlt es noch
Besetzung statt. Um halb 12 Uhr vormittags desselben Tage¬
hier waren von einem Künstler Bilder in neuen, zarten und
findet eine Tanzmatee der 13jährigen Tänzerin Mund
heiteren Farben festgehalten, hier war von einem jungen Können
Bulla statt.
der Lustspielform ausgesprochen, was jeder gern ausgesprochen
Im Carl-Theater beginnen ab heute die Abend
hätte und was fortan irgendwie nicht mehr vorgedacht werden
vorstellungen der neuen Operette „Sonja" um halb 8 Uhr.
konnte. So empfand es das junge Wien von damals, ein noch
Das Ensemble des Pariser Theatre du Grand
enger Kreis, und war entzückt. Aber niemand, und wahrscheinlich
Guignol ist gestern früh hier eingetroffen. Das Gastspiel
am wenigsten der Autor selbst, der damals noch zwischen
kann nur heute Samstag und morgen Sonntag im Neuen
Poesie und Literatur schwankte — die Autoren sagten, er sei
Wiener Stadttheater stattfinden, da die Pariser Gäste
vermutlich ein vortrefflicher Arzt, die Aerzte meinten, er wäre
gewiß ein begabter Poet — nein, niemand hätte im Ernst bereits Montag in Budapest auftreten.