II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 515

4.9. Anatol - Zyklus
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zweiten Vorsitzenden Over¬ möge nicht vergessen daß die Deutschen einen weltgeschicht¬uenos-Aires (bis Buenos-Aires in 23 und 22 Tagen, am 1. Kon¬
We are
re as a una es¬
eater.
den". Nicht gerade „Liebelei“.
schmacklos.
Das Straßenbild der „Weihnachtseinkäufe", ein Stück
ber: „Anatol. Fünf Ein¬
Die gestrige Aufführung besaß in Steinbecks Anatol
Kolonnade mit Verkaufsläden, war an sich elegant aufge¬
den besten Träger. Er hat höchstverkünftigerweise nicht ge¬
baut, der Blick auf die entfernte Stadt aber nicht recht ver¬
wienerische — wenn auf
wienert. Weder in Sprache noch Manier. Er hat die Figur
ständlich. Und irgendwie müßte eben doch das Treiben weih¬
die gemale — Anna
ganz auf seine eigene Persönlichkeit übernommen und dami
nächtlich belebter Straße für Aug und Ohr fühlbar werden.
benundzwanzig Jahre au¬
in bestimmten Genre einen Menschen mit all seiner Mensch¬
damit das flirtende Paar sich nicht quasi in luftleeren Raum
Altern trägt und der Welt
lichkeit erzielt, ernst und drollig, aufrecht und schwach, klug
Von Wiener Tanzmusiken
aufhält.
und töricht, witzig und borniert, fein und — im rechten Ma¬
Alles in allem: wieder ein unter Abend und ein verdien¬
(zu hüpfend fröhlichen
— auch menschlich ordinär. Eine Gestalt von Reiz und Wir¬
augenden wieger=sentimen¬
Hans Olden.
ter Erfolg
kung und mit der man, in der Erinnerung selbst, noch weiter
wirkte. Wirkte in einen
lebt.
Henry Thode.
lichen Sinn. Nicht nur au
In Oberregisseur Rudolf Hoch, der die Stückchen auch
auch, wo sie vorhanden, au
leicht und hübsch in Szene gesetzt hatte, war ihm ein voll¬
W. T. I. Kopenhagen, 10. Nov. Der deutsche
Sich selbst erkennen.
wertiger Partner zur Seite. (Wenn ich meine, daß man
Kunsthistoriker Geheimrat Professor Dr. Henry
Dichter, der nun den Sech
Schnitzler ein wenig mehr auf Pointe, auf Herausarbei¬
Thode ist heute nacht im hiesigen Reichshofvi¬
erst ein Arzt und mit dreißi¬
tung der aphoristischen Sätze spielen kann, so weiß ich wohl
tal nach einer Operation verschieden.
ohne krampfig gerunzelt
daß über solche Auffassung zu streiten ist.
Geheimrat Dr. Henry Thode ist am 13. Januar 1857 in
Weltlichkeit, in Gefühls¬
Die fünf „Heldinen“ der fünf Liebesaffären wielten
Dresden geboren. Er studierte auf den Universitäten Leip¬
nd Grazie, in residenzlichen
der Reihe nach —: Fräulein Else Bull, Fräulein Mela
zie, Wien. Berlin. München und machte dann in den Jah¬
doch keineswegs ohne den
Schwarz vom „Neuen Theater“ in Frankfurt (für das er¬
den 1880 bis 1884) Studienreisen nach Frankreich, England,
s des Denkers.
krankte Fräulein Sonnemann), Frau Hummel, Fräulein
Italien und den Niederlanden. 1886 habilitierte er sich als
deutschen Dichtung, dem
Tille Uhrig aus Wiesbaden als Gast, Frau Jutta
Privatdozent an der Universität Bonn und wurde 1890 zum
de wienerische Note gegeben
Versen.
Direktor des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt a. M.
her), deren Wiedererklingen
In dem ganz kleinen Röllchen der „Cora“ zeigte Fräulein
ernannt. 1894 wurde er auf den Lehrstuhl für Kunstgeschichte
zu sein vermag, wie es im
Bull recht nett und man den viel zitierten Typus der
an der Universität Heidelberg berufen, wo er ununterbrochen
heute, wo ein jeder kaum
„lieben, süßen Mädels", wies aufhorchendem Ohr auch, zum
bis 1911 tätig war. — Henry Thode ist seit 1886 mit Daniel
eifelter Titane auftreten zu
erstenmal. Spuren von Empfindung und Talent
. Bülow. einer Tochter Cosina Wagners aus deren erste
gegorenen Werkchen hun¬
Ganz meisterlich sodann — ebenfalls in einer keine
che mit Hans v. Bülow, verheiratet. Anfang Februar 1914
Hände zu zertrümmern, wur¬
Rolle — das den doppelt brünetten Namen zu Recht tragende
hat Frau Daniela Thode gegen ihren Gatten die Eheschei¬
verkünden
Fräulein Mela Schwarz als kleine Zirkusdame. Eine
dungsklage — nach beinahe 30jähriger Ehe — eingeleitet. —
Grad — man muß sich kein
ausgezeichnete Schauspielern offenbar, voll Reiz, Welt. Tem
Professor Thode hat in seiner bekannten Schrift „Wie ist
hat Schnitzler seinen Lieb¬
perament.
Richard Wagner vom deutschen Volk zu feiern (1903) un
nicht Anatol, wie gern an¬
In der Rede vortrefflich, klug und empfindend. Frau
ein richtiges Verständnis für den Meister geworben, er ist in
n Teilchen seines reichen
Hummel. Die Gestalt der mit Weihnachtseinkäufen be¬
zwei Schriften („Leben oder Tod des Heidelberger Schlosses
schäftigten vornehmen Dame“, nur nicht zu voller Glaublich¬
1904) und „Ein letztes Wort vor der Entscheidung über da¬
nicht einzig und alles be¬
keit bringend. Die schwer darstellbare Situation, vielleich
Heidelberger Schloß!“ (1906) für die ganz Deutschland be¬
and seines Nachfühlen und
auch Toilettenkleinigkeiten, wie Strumpf und Schuh auf
schäftigende Heidelberger Schloßfrage eingetreten und er hat
Gängen und Irrgängen, in
winterlicher Straße, mögen illusionshindend gewirkt haben.
durch sein Einsetzen Wesentliches dazu beigetragen, daß Hans
den in ihrer Tragik und
Fräulein Tille Uhrig in der vielgespielten, unend¬
Thomas Werk in den Besitz des deutschen Volkes übergegan¬
eine menschlich allzu mensch¬
lich dankbaren Rolle der Schauspielerin im Abschieds¬
gen ist. Von seinen Schriften seien genannt: „Hans Thoma
Mittert. Sie mit Alltäglich¬
souper, als Kind der Stadt herzlich aufgenommen und mi¬
1892. „Hans Thoma und seine Kunst" 1899: „Hans Thoma
llt. Er hat im Kleinen
Beifall bedacht, zeigte hübsche Eigenschaften. Laune und Be¬
1965: „Böcklin und Thoma" 1905; „Hans Thomas Werke
en, in Andeutungen all¬
weglichkeit, steht aber doch kaum schon auf der Höhe unseres
(in den Klassikern der Kunst) 1908. Von seinen kunsthistori¬
Ensembles.
wie sie es nie ist — Pro¬
schen Schriften sind noch zu erwähnen „Franz von Assisi und
Und Frau Versen war durch eine grellrote Perück
die Anfänge der Kunst der Renaissance in Italien“, 1885
he Klarheit und Sauberkeit
und einen erschrecklich blaß geratenen Teint leider dermaßen
2. Aufl. 1904: „Die Malerschule von Nürnberg i. 14, u. 15
hen, redlichen Fleißes. Seine
entstellt, daß die sonst temperamentvoll angelegte Rolle nich
Ihrhd." (1891): „Correggio, 1897: „Tintoretto" 1901;
wüter Unbürgerlichkeit. Er
zu Gestalt und Leben gedieh.
„Arnold Böcklin 1905: „Michelangelo 1/11 1908; und von
befunden Dichters
Von den Zimmern war nur das erste hübsch wienerisch
seinen allgemeinen Schriften „Kunst. Kultur und Religion
n Anatol-Szenen (fünf von
1901: „Goethe der Bildner 1906: „Franz Liszt" 1912. Seit
und plauschig“; das zweite, Maxens, zu leer: das Separé¬
ne Ouvertüre ansehen, und
des Abschiedssoupers" ein merkwürdiger stimmungsloser
seinem Wegzug von Heidelberg wohnte Geheimrat Thode in
eines reifen Schnitzlerischen
Gardone (Italien).
Korridor: Anatols Wohnzimmer im „Hochzeitsmorgen ab¬
Das weite Land", „Professor