II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 607

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4.9. Anatol
Zykle
Im Laufe dieser
„Anatol“ berühmt. Selbst die ältere Generation, obwohl nicht
in der Leitung
gut zu sprechen auf Jung=Wien im allgemeinen, begann sachte
Feuilleton.
zuzugeben, daß in diesen Dialogen der gesellschaftliche Burg¬



theaterton vernehmlich weiterklang, obwohl sie Dinge er¬
„Anatol im Akademietheater.
örterten, die nicht denkbar waren in der Sphäre der Burg¬
der
theatergesellschaft. Es waren sehr galante Dinge, wie der
Vierzig Jahre ist es her, da erschien auf dem Wiener
entzückend gezierte Prolog aussagte, und sie possierten zwischen
Büchermarkte ein schmalbrüstiger neuer Band, der den zu¬
Stichwortbringern verschiedenen Geschlechts, die keineswegs
gleich elegant und einfach klingenden Titel „Anatol" trug
Presse
verlobt, obzwar verheiratet waren. Die freie Liebe, ein Pro¬
Ein junger Mann, namens Arthur Schnitzler, von dem man
grammpunkt gewisser nordischer Frauenrechtlerinnen, schien
zunächst nicht mehr wußte, als daß er der Sohn eines be¬
darin verwirklicht, aber ganz ohne Programm, ja so reizend
rühmten Wiener Arztes und selbst Arzt war, meldete sich
taneen
undogmatisch durchaus, daß es eine wahre Freude war.
darin zum Wort, was ihm gar nicht so leicht gefallen sein
Leute, die bis Paris gereist waren, fanden schmunzelnd eine
mochte, denn das junge Buch kam im Selbsterlag heraus,
gewisse Aehnlichkeit mit dem Französischen heraus; sie
ein Beweis offenbar, daß die Verleger vom Beruf sich nichts
der Philo¬
sprachen von Wiener Grisetten, wenn nicht gar von Mimi
davon versprachen. Allerdings, ein anderer noch jüngerer
Pinson und ihrem Dichter Alfred Musset, der ja auch solche
Dichter, der sich „Loris" nannte, und einen Prolog in zierlich
einaktige Plaudereien geschrieben hatte. Trotzdem waren sie
gestelzten Trochen beisteuerte, hatte ihm einen Empfehlungs¬
Von Elisa¬
überrascht, als einer der Einakter, die sich zum Anatol¬
brief auf den Weg mitgegeben. Wer aber empfahl den
Reigen zusammengetan hatten, unversehens auf die Bühne
Empfehlen: Kaum einer wußte damals noch, daß die Seiden¬
sprang und dort sofort zu moussieren begann wie eine
maske „Loris" das Gesicht eines gewissen Hofmannsthal
Champagnerflasche, die man entkorkt hat. Es war das
deckte, der sich mit der Literatur einließ wie ein Kavalier des
Leiden¬
„Abschiedssouper, die Bühne das Ischler Sommertheater,
achtzehnten Jahrhunderts in ein Abenteuer. Also legte der
und Josef Jarno, der Wiener Kolumbus der neuen Richtung,
ja Johanna
vorsichtige Käufer das Buch wieder beiseite und langte,
auch sein Entdecker. Ein paar Jahre nachher gab man den
wenn schon gekauft sein mußte, nach dem neuesten Suder¬
ganzen Zyklus im Deutschen Volkstheater. Und siehe da,
mann oder jüngsten Ohnet. Wozu sich erst einlassen mit un¬
omansa.
was niemand, der Direktor am allerwenigsten, hatte glauben
sicheren Leuten wie Hofmannsthal oder Schnitzler?
wollen, es wurde ein nachhaltiger Erfolg, fünfzig Auf¬
Nun, was dem schlanken Band im Anfang fehlte, das
Otto Sonka
führungen und darüber.
holte er bald nach und schon menige Jahre später war
dblatt.
Am 8. Februar beginnt unsere

Okkasions=Woche
Weisse Woche!

, dass trotz bester Verkaufs¬
Wir werden durch besondere Dar¬
tzung viele Kunden wegen des

bietungen und Aufmachung über¬
Spitzen Einkäufe nicht besorgen
raschen.
Woche bis 6. Februar ver¬


Es wird ein Verkaufsereignis.
t wurde.
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