II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 647

4.9. Anatol - Zyklus
er der
liches Hoftheater
Anatol
zur Schnitzler
os eine der markantesten Erschein¬
atur, ist an unserem Hoftheater
" und mit dem der Anatol-Gruppe
inter „Das Abschiedssouper" zu
nahm sich auch die Freie literarisch¬
er an und widmete dieser Szenen¬
selben 5 Werke brachte, wie am
tel. Schon bei diesen Gelegen¬
nsiveren Pflege der Kunst des jetzt
das Wort geredet, und es scheint,
füllung gekommen sei. General¬
ja gerade bei Schnitzler zahlreiche
Regisseur sie reizvoller und dank¬
und auch, im Publikum scheint der
Am Samstag wenigstens war der
und Zuschauern sehr bald gefun¬
gen will, als gerade der „Anatol“
ng an beide Teile recht erhebliche
rend einige der gewählten fünf
mittelbar sicher sind, wie etwa das
freilich etwas derbe Abschluß,
verlangen die „Weihnachtsein¬
de Frage an das Schicksal, wenn
tigen Stimmung verlustig gehen
ne ungemein delikate Behandlung
Beweglichkeit der Auffassung und
sychologische und dialogische Ent¬
cht jedermanns Sache sind. Wenn
ken Anklang fanden, so ist dies der
eiche Qualität der Wiedergabe,
Spleiter, Dr. Eger, zu danken
Sicherheit und erlesenem Geschmack
gearteten Einakter äußerlich und
ihrer Stimmung fast restlos zu
standen ihm zwei der kultivier¬
steller des Ensembles zur Seite:
ächtigen Anatol abgab, und Kurt
Max die erforderliche Bedeutung
natlich undankbareren Episoden der
ils, die sich damit als Mitglied
te, Frl. Berka, Frl. Gothe,
und Frl. Alsen feingesehene
verschiedenen Arten von Weiblich¬
de nach zu Füßen liegt; ihrem fein¬
gelang es, dem immerhin etwas
eschmack des Peinlichen oder An¬
ten, so daß das künstlerische Wesen
lauter zutage treten konnte und
Eklat erwartet hatten, nicht auf ihre
P. S.
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altera
Großherzogliches Hoftheater
Samstag, den 8. Februar.
Zum ersten Male:
„Anatole
von Arthur Schnitzler.
W. „Ich möchte gern einmal etwas aus dieser Welt
erfahren. Wie sieht es aus in dieser kleinen Welt?"
so spricht Frau Gabriele im ersten Stück. Denselben
Wunsch mögen wohl manche Theaterbesucher auch gehabt
haben, die heute die Schilderungen Schnitzlers aus der
Wiener Demimonde, in deren Mittelpunkt die der freien
Liebe huldigenden Dämchen Bianca, Annie, Cora und
Ilona stehen, kennen lernen wollten. Ob sie auf ihre
Rechnung gekommen sind? Sensationen gab es nicht, und,
sofern nicht Langeweile sich des Publikums bemächtigte,
lösten sich die einzelnen Erfolge in Heiterkeitserfolge auf.
Bei dem Anatol=Zyklus handelt es sich nicht eigentlich
um Bühnenstücke, sondern um geistreiche Plaudereien, um
Stimmungsbilder, die wohl ganz hübsch zu lesen sind,
bei einer Aufführung aber den intimen Reiz einbüßen und
den Mangel an Handlung zu sehr empfinden lassen. Aus¬
genommen hiervon sind etwa nur das Abschiedssouper
und der Hochzeitsmorgen. Wenn es auch eine kleine Ge¬
meinde geben mag, deren Anhänger sich gegenseitig die
Ansicht suggerieren, daß solchen novellistischen Tändeleien
eine literarische Bedeutung beizumessen ist, so ist dies
nicht neu, beweist aber auch für die Allgemeinheit nichts.
Das erste der Stücke, „Weihnachtseinkäufe, ist lediglich
ein Dialog zwischen Anatol und einer von ihm verehrten
Frau über die Liebeleien des ersteren, der insofern noch auf
ein höheres Maß von Interesse rechnen könnte, als man in
Anatol noch eine Art von Märtyrer seines Charakters ver¬