28/10 Traum: Vor dem Fenster, quasi in der Luft – der Violinist 
Roth aus 
Boston (den ich seit Jahren nicht sah); er sieht aber aus wie der Kapellmeister 
Abendroth (den ich gestern im Concert kennen lernte). Dann (derselbe?) sitzt auf dem Fensterbrett
                        des kleinen Zimmers 3. Stock Dr. 
Breuer (der alte) – ich halte und warne ihn; er sagt: »Mein Stolz ist, dass in meiner Familie
                        keine verführten Mädchen und keine Ehebrecherinnen sind.« Ich: Beurtheilen Sie die
                        Frauen danach? Ich habe die besten Mädchen gerade unter den verführten gefunden, ich
                        erinner Sie nur an 
M. R. (ob ich den Namen nenne, weiss ich nicht,– wohl aber dass ich 
Breuer daran erinnere, durch einen Blick –? dass er sie gekannt, an ihrem Todestag bei ihr
                        war;– und nach dem Erwachen weiss ich auch, dass das kleine Zimmer das Sterbezimmer
                        von 
M. R. war).
 
                     – Bei 
Popper. Über die großen modernen Talente. Ich nenne ihm die 
Manns, 
Wassermann, 
Eulenberg – von denen er kaum ein Wort kennt. Dr. 
Theod. Beer mit 
Frau, nach Verabredung kommt; sein Anliegen an mich, Rath, resp. Intervention (bei 
Tandler – indirect) zwecks Wiedererlangung seines Doctorats, das er nach seinem Sexualprozess
                        vor 12 Jahren verloren! Stimmung gegen ihn, Sittlichkeit, Antisemitismus, persönliche
                        Abneigungen.
 
                     – Nachm. 
Richard. Er hat in 
Salzburg täglich mit 
Bahr beim Frühstück über Katholizismus gesprochen.– Gott der Christen, der Juden.–
 
                     Teleph. Gespräche in der 
Beersache mit 
Julius, 
Hajek, Hofr. 
Z.– (
Jul. bei der Gelegenheit sagt mir, 
D. Kaufmann sei von meiner Diagnose nicht überzeugt. Ich frage: was denn –?)
 
                     Zum Thee bei 
Spechts. 
Vera geht Dinstag nach 
Holland.– 
Schillings, Frau 
Gutheil. 
Sch. erzählt von dem Besuch des Claqueurchefs 
Freudenberg.
 
                     – Dr. 
Reik, aus dem Feld, Sanit.-Fähnrich. Kriegserlebnisse, Gefahren, Langeweile, Gemeinheiten.–
                        Erinnerungen an 
Berlin, die »Expressionisten« im 
Café des Westens. Der »Führer« 
Kurt Hiller über 
Kerr: Er ist nicht ein, er ist 
das Genie. 
Kerr, der alternde kokette Kritiker, mit den Jungen und Jüngsten Fühlung suchend.– Sie
                        schreien aus Programm. Lehnen mich, auch 
Hugo, 
Richard, – 
Wassermann – als weichlich u. dgl. ab. Verachtung des 
Wiener-, 
Oesterreichertums. Ihre Überwindung der Psychologie. Ihr (verlogenes) Interesse für Politik. Ihr Terrorismus.
                        Ihre »Erotik« – die Seele verschmähend. Die 
Berliner W Jüdinnen als ihre Trabantinnen. Die Juden unter ihnen. Der die Marienlieder schreibt.–