31.
Ich will doch versuchen, von morgen ab etwa eine Stunde täglich hier einiges über
»
Sanna« aufzuschreiben, um nur die einzelnen Situationen einmal sämmtlich ruhig durchzudenken
und danach zu sehen, welche notwendig darzustellen, welche vielleicht blos zu referieren
sind.
Da ich gestern in den »
Wanderjahren« den Mann von fünfzig Jahren las, wurde mein alter Wunsch wieder aufgeregt, einen
»Mann von vierzig Jahren« zu schreiben, um daran darzustellen, erstens jene merkwürdige
dunkle fast komische Angst des vierzigsten Geburtstages (wo einem zum ersten Mal einfallt,
es könnte etwas zum letzten Mal sein, woran man doch früher noch nie gedacht hat),
zweitens, was mich schon lang gelüstet: wie zwei Menschen, ohne sich im Mindesten
zu lieben, blos durch die Verhältnisse, weil er nun einmal den Ruf hat, »unwiderstehlich« zu sein, und sie sich nach neuen Emotionen
sehnt (oder eigentlich sich schämt, so einfach bürgerlich glücklich zu sein, und darum
nicht blos den anderen, sondern sich selber Vormacht, sie sehne sich), so nach und
nach, indem es die Umgebung natürlich an Kuppeln nicht fehlen läßt, in ein Abenteuer
geraten sind, zu welchem sie sich nun eine Leidenschaft zupumpen müssen, die sie gar
nicht haben, (vielfache Berührung mit »Übermädl«; nur dürfte es kein »Schriftsteller«,
sondern ein behaglicher »Weltmann« sein, der, sehr um seine Ruhe besorgt, durch seine
»Routine« tyrannisiert wird – wir leben vielleicht überhaupt nur als ganz junge Leute;
dann leben wir mechanisch immer nur durch Association dem nach, was wir einmal eingeübt
haben, in den alten Gleisen); drittens aber, an der Frau meines Helden, einen Fall
wahrer ehelicher Liebe, die schließlich doch nur Freude an einem Wesen ist, hier so stark, daß sie, wie der Mann in seinen Escapaden seine
Laune, seine Macht über die anderen und das glänzende seines Wesens erst von allen
Seiten entfalten kann, gar nicht merkt, daß es doch nur auf Kosten der »ehelichen
Treue« möglich ist. (Er drückt das einmal burlesk so aus: Wenn er keine Verhältnisse
mehr hätte, würde sie finden, er sei nicht mehr der alte, er gehe zurück, und würde
ihn gar nicht mehr so gern haben).
Sie sagt über seine Untreuen, ein bischen deswegen gefunselt: »Es gehört so zu ihm
. . . Und: es steht ihm so gut . . . Es wäre schade, es ihm zu nehmen. Er wär gar nicht mehr derselbe . . . Und es macht ihm eine solche Freude!«
Erwägen auch die
Salzburger Geschichte (Convict, der junge Bursch, der von der Frau des von ihm vergötterten
Professors verführt wird – hier das Ehrgefühlmotiv sehr stark, das in dem
Arno Holz Stück doch etwas übertrieben wirkt), mit Einschlag vieler Erinnerungen; nur nicht in die
»
Frau des Weisen« hineinkommen.
In jenem Stück unterzubringen der Antimoralist, der eine berühmte (begnadigte) Mörderin
zu sich nimmt, um manifest zu machen, daß er Jenseits von Gut und Böse lebt, aber
sie verstößt, als sie das Messer in den Mund nimmt und die Sauce abschleckt.
Roman,
Salzburger. Der Professor
Richter, den wir Professor Sprichter nannten, soll Prof. Sprecher heißen. Seine Verachtg
der Kunst als eines bloßen Rudiments.
Kogerer bietet sich auch an, schweinische Sachen zu erzälen.