Eigentlich müsste ich Dir heute den Abschied geben – denn Du warst frech – namenloss frech – gemütsroh – – wild – boshaft – gleichgiltig! –
Na – ich habe ja »Gott sei Danck« 13 Monate Zeit gehabt mich daran zu gewöhnen, und
darum zürne ich Dir nicht – sondern – sage Dir feierlich – Arthur – ich liebe Dich so rasend so schrecklich – dass ich vor lauter Liebe zu Dir blödsinnig bin! – Du – süßer Hund
Du! Hach!
Ich liebe Dich doch.
Felix – Felix – war heute – zwei Stunden bei mir – –
– – –
– – –
Also – Du willst mich nicht seh’n! – Gut – übereile Dich nicht Schatz – es wäre ja
auch zuviel verlangt vor so einer großen Gesellschaft zu mir zu kommen. Nur, theile ich Dir mit dass ich am Freitag keine Zeit habe – ebenso Samstag und Sonntag. Samstag gehe ich mit Salten nach der Vorstellung soupiren – Sonntag habe ich Bahr bei mir – und Montag bin ich für Dich zu sprechen, solltest Du nicht in ein Theater
gehen (?) ja – ja – dann komme zu mir.
Leb wohl Du – Du – ah wie nenn ich Dich Scheusall –. Der
Diltsch
.
Kommentar
Ich liebe Dich doch.] Kopfüber zum Text am oberen Blattrand.
Überlieferung
Versandverlauf
Signatur: Marbach am Neckar, Deutsches Literaturarchiv, A:Schnitzler, 85.1.4409/1
Arthur Schnitzler, Adele Sandrock: Dilly. Geschichte einer Liebe in Briefen, Bildern
und Dokumenten. Hg. Zusammengestellt von Renate Wagner. Wien, München: Amalthea 1975,
S. 230–231.
Wien (K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Bécs, Land Wien, Vídeň, Wenia, Beč, Vindobona (Wien), Vienna)
Zitiervorschlag
Adele Sandrock an Arthur Schnitzler, [16. 1. 1895]. In: Hermann Bahr – Arthur
Schnitzler: Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente (1891–1931).
Hg. Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller, Stand 25. 11. 2024, https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-878B-D.
Quelle: Hermann
Bahr, Arthur Schnitzler. Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931.
Herausgegeben von Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller. Göttingen: Wallstein
Verlag 2018