ich hoffe, daß unser
Heini sich jetzt wieder besser befindet und daß Sie keine arge Unruhe und Störung mit Ihren
Absichten erleiden. – Von
Heini zu seinem Freund
Medardus ist der Weg nicht so lang, wie vom Anfang dieser Dichtung bis zm Schluß. Ich bin
ihn aber gern gegangen, stets festgehalten von einer feinen und starken Hand. Selten
nur spürt man den Zwang des Chronikalischen, der den Dichter hemmt in freierer Entfaltung
(z. B. in der langgestreckten Atlantengeschichte), und oft bewundert man den Künstler,
der formt und baut und widerstrebende Massen mit seinem resoluten Poetenkamme in Ordnung
hält. Der Tod der beiden jungen Leute am Anfang und in anderer Weise die Szene, wo
der General ins Haus des Herzogs kommt, erscheinen mir als Höhepunkte Ihres Schaffens,
und insbesondere etwas von der Art des letzteren wird selten in Deutschland geschrieben.
Kann ich das Buch noch eine Weile hierbehalten, um es wieder einmal vorzunehmen?
Es freut mich für Sie, daß die Direktoren sich so in Ihrem Vorzimmer drängen. Den
Ruf zu reaktivieren, würde mich freuen, und es wäre wohl auch im Bereich einer ferneren
Möglichkeit, zumal, wenn die
Wiener Aufführung die
Prager Meldungen bestätigen wird; wollen Sie dennoch jetzt darüber fürs
Schillertheater verfügen, so möcht ich Ihnen nicht in den Arm fallen. Es ließe sich auch denken,
daß eine günstige Aufnahme vor dem unbefangenen Publikum da draußen für uns den Weg
ebnete: nach
Schillern Lessing. Was Mizzi betrifft, so mach ich Ihnen den Vorschlag, sie mit
Bahrs
Konzert zusammen zu geben, als welches ich angenommen habe. Es erschien mir in
Wien, als ich es zuerst las (und ich deutete Ihnen das durch sinistres Schweigen an, glaube ich), zu langgezogen und den Abend nicht »füllend«. Nun bin ich aber auf
die geniale Idee gekommen, es zu einem »Streich-Konzert« zu machen, in drei knappen
Akten, und da wird es gut, fein und lustig wirken.
Bahr hat zugestimmt und würde auch
Mizzi mit großem Vergnügen sich verbunden sehen: nicht nur die Not schafft seltsame Schlafgesellen,
hören Se, sehen Se, sondern auch die Sympathie. Und wenn Sie also einverstanden sind,
so kann das Heil seinen Lauf nehmen, so um die Jahreswende, denke ich.
Ich freue mich schon sehr darauf, bald das
Stück vom Völser Weiher zu bekommen und so den Sommer, wenn leider nicht mit Ihnen, so doch mit Ihren Kindern
mir angenehm zu bevölkern. Inzwischen mit allen Grüßen der Freundschaft für Sie drei
bis
vier.
Danke schön für den anschaulichen Bericht über den
Toten-Abend, der mich meinen Exodus fast bereuen läßt.