Das Medeabild. Drama in einem
Aufzuge von
Ferdinand Heitmüller. (
Dresden und
Leipzig,
E. Pierson's Verlag.) Die Scene: Das
Atelier. – Fenster im Grunde, die auf eine Terrasse gehen. . .
In der Ferne die kühnen Umrisse des
Vesuv im
Mondlichte. . . Aus einer rothen Ampel fließt ein warmes
mattes Licht u. s. w. u. s. w. Man sieht, Stimmung übergenug!
Kurz vor Aufgehen des Vorhanges hört man noch überdies die letzten verklingenden
Accorde eines
italienischen Tanzes, Hochrufen und
den Lärm aufbrechender Gäste. Leider bleibt die Bühne jedoch nur eine Weile leer und
es treten die zwei Personen des Stückes auf, der Maler Oswald und sein eben ihm
angetrautes junges Weib, Arda, die sich eine Menge von sehr verhängnißvollen Dingen
erzählen, an denen ein poetisches oder dramatisches Interesse zu nehmen uns völlig
unmöglich ist. Oswald, so stellt sich im Laufe des Gespräches heraus, hat Arda’s
Mutter verführt; Arda hat geschworen, Rache zu nehmen und hält unbegreiflicherweise
diesen Schwur, obwohl Oswald, seiner glaubwürdigen Erzählung nach, die Verführte
lange Zeit hindurch vergeblich gesucht hat, um sein Unrecht wieder gut zu machen.
Arda ersticht Oswald, dann sich selbst. Keine Ausführung des psychologischen, keine
des Situationsmotivs. Wir hören die verzückten Phrasen dieser zwei unglückseligen
Menschenkinder, ohne daß auch nur eine Saite menschlichen Empfindens in uns
mitklingt. Die Sprache konnte uns mit dem tragikomischen Stoff nicht versöhnen; sie
ist innerlich hohl wie das Stück selbst. Dennoch gewahrten wir hie und da Spuren von
künstlerischem Empfinden, so daß wir hoffen dürfen, ein mißglücktes Jugendwerk vor
uns zu haben, über das der Autor möglicherweise noch weit hinauskommen wird. – In
Altona wurde das Drama aufgeführt; sollten die
Rollen dankbar sein?
A. Sch.